Diese Arbeit untersucht die Stabilität asexueller (nicht rekombinierender) Genome mit mehreren Methoden. Die Auswirkung der beobachteten, hohen Mutationsraten auf die langfristige Stabilität von Mitochondrien wurde mit theoretischen Überlegungen zu Mullerís Ratsche untersucht. Weil analytische Näherungen für die Berechnung der Geschwindigkeit der Ratsche nur in einem eingeschränkten Bereich der drei Parameter Selektionskoeffizient, Mutationsrate und effektive Populationsgröße möglich sind, wurden Individuen-basierte Simulationen durchgeführt. Diese sollten die analytischen Voraussagen überprüfen und erweitern. Die Ergebnisse zeigen, dass Mullerís Ratsche über einen Zeitraum von 20 Millionen Jahren in der Tat eine Bedrohung sein könnte. Damit scheint die bekannte Bedrohung durch hohe Mutationsraten im Zellkern ein mitochondriales Gegenstück bekommen zu haben. Vielfältige biologischen Prozesse die dieses Genomzerfallsparadox lösen könnten, werden diskutiert. Sieht man diese möglichen Lösungen, wird schnell klar, dass unter anderem viele weitere Simulationsmodelle mit einem enormen Rechenzeitbedarf nötig sein werden, um mehr herauszufinden. Daher wird ein Design für ein Software Framework vorgeschlagen, welches die Rechenkraft von global verteiltem Rechnen über das Internet für Individuen-basierte Modelle nutzt. Der erste Simulator in einer langen Reihe zukünftiger Simulatoren wurde implementiert, um das erste Global Computing System für die Evolutionsbiologie zu starten: evolution@home (siehe http://www.evolutionary-research.net). Die errechneten Ergebnisse (>28 000 Simulationen, >16 Jahre Prozessorzeit von >200 Teilnehmern) helfen beim Lösen der Diskrepanz von den hohen, beobachteten mitochondrialen Mutationsraten zwischen Generationen und den niedrigen, erschlossenen Raten aus phylogenetischen Stammbäumen. Neue Details zu Mullerís Ratsche wurden ebenfalls beobachtet. Der gleiche theoretische Ansatz kann auch auf (nicht rekombinierende) Mikroben übertragen werden, um abzuschätzen, welche Auswirkungen die Entstehungsrate nachteiliger Mutationen auf ihre Genome hat. Weil die Schlussfolgerungen ganz entscheidend von dieser Rate abhängen, wurde ein System entwickelt, mit dem sehr große Mengen (>6000) an Wachstumskurven analysiert werden können. Dieses System wurde benutzt, um die nachteilige Mutationsrate von E. coli in einem stationäre-Phase Mutationsakkumulationsexperiment nach der Bateman-Mukai Technik abzuschätzen. Dabei wurden auch besonders genaue Messungen der maximalen Wachstumsrate einer Übernachtkultur gemacht und mögliche evolutionäre Effekte beim Einfrieren auf -70C in Glyzerin beobachtet. Detaillierte Analysen zeigen, dass Mullerís Ratsche durchaus einen bedeutenden Teil zu der Mehrheit der unkultivierbaren Bakterien beisteuern könnte.
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Diese Arbeit untersucht die Stabilität asexueller (nicht rekombinierender) Genome mit mehreren Methoden. Die Auswirkung der beobachteten, hohen Mutationsraten auf die langfristige Stabilität von Mitochondrien wurde mit theoretischen Überlegungen zu Mullerís Ratsche untersucht. Weil analytische Näherungen für die Berechnung der Geschwindigkeit der Ratsche nur in einem eingeschränkten Bereich der drei Parameter Selektionskoeffizient, Mutationsrate und effektive Populationsgröße möglich sind, wurde...
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