Die Dissertation entwickelt ein theoretisches Konzept, das Unternehmensstandorte als Produktionsmittel in einem durch Wirtschaftsprozesse zusammengehaltenem Netz definiert und wendet dies empirisch auf die Fallstudie der Maritimen Wirtschaft in Norddeutschland an. Struktureller Wandel und Globalisierung in diesem Wirtschaftsbereich haben räumliche Entwicklungsprozesse an der Schnittstelle von Hafen und Stadt angestoßen, die zunehmend multi-skalare Auswirkungen haben und sich der menschlichen Wahrnehmung entziehen. Die aktuelle Forschung leidet unter der disziplinarischen Trennung von Städtebau, Geographie und Sozialwissenschaften, mit dem Ergebnis, dass räumliche Konzepte nur in Fragmenten vorhanden sind und dem Anspruch nachhaltiger Raumentwicklung wenig gerecht werden. Prozesse der Produktion, Logistik und des Wissensaustauschs und insbesondere deren Verschränkung sich eng an das Standortwahlverhalten von Unternehmen gekoppelt, insbesondere da Standorte in zunehmenden Maße durch Erreichbarkeitsinfrastrukturen, Präsenz und Umfeld in Bezug auf andere Standorte lokal, regional und global definiert werden.
Die Fallstudie legt drei spezifische Zusammenhänge hinsichtlich der Entwicklung räumlicher Bezüge innerhalb der maritimen Wirtschaft offen. Erstens, das funktionale Netzwerk wird durch wenige zentrale Akteure zusammengehalten, diese sind maritime Dienstleister, Schiffbauer und Forschungseinrichtungen. Zweitens spielt räumliche Nähe lediglich in erfahrungsbasierten, transformationsorientierten Prozessen eine entscheidende Rolle und wird insbesondere in den spezialisierten Bereichen der Forschung und Entwicklung und High Tech Tätigkeiten durch kognitive Nähe und ein spezialisiertes Vorwissen ergänzt. Drittens ist es gelungen durch Methodentriangulation einige Prozesse der räumlichen Entwicklung abzugrenzen, die spezifisch für den Bereich der maritimen Wirtschaft sind: Maritime Dienstleister konzentrieren sich in urbanen Zentren, insbesondere in Hamburg. Diese Tätigkeiten werden durch das urbane Umfeld und die damit verbundenen Möglichkeiten des direkten, lokalen Austauschs mit potenziellen Partnern, sowie die Erreichbarkeit auf nationalen und globalen Maßstab angezogen. Dahingegen sind Tätigkeiten im produzierenden Gewerbe, insbesondere dem Schiffbau und der Schiffbauzulieferung in weniger zentralen Lagen zu finden, wie zum Beispiel der Ems Achse. Der Mangel an permanenter räumlicher Nähe zu Geschäftspartnern erscheint in diesen Bereichen weniger entscheidend für die Generierung von Wissen, dennoch suchen diese Unternehmen gezielt die temporäre Nähe durch den Besuch von Veranstaltungen oder den Unterhalt von Zweigstellen in Hamburg oder Bremen. Zusammenfassend identifiziert die Fallstudie Reeder und Forschungseinrichtungen als Schlüsselakteure an der Schnittstelle von produktionsintensiven und dienstleistungsorientierten Tätigkeiten der maritimen Wirtschaft über verschiedene Maßstabsebenen hinweg. Die übrigen Akteure suchen bewusst die räumliche und funktionale Nähe zu diesen Schlüsselakteuren, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Wissensintensive, High-Tech und Produktionsintensive Geschäftseinheiten sind durch räumliche spezifische Prozesse der Transaktion, Transformation und Information miteinander verwoben, die über das Profil und Potential des Standorts und dessen Umfeld im jeweiligen Bereich entscheiden. Darüber hinaus prägt die relationale Standortwahl der maritimen Wirtschaft in Norddeutschland die Entwicklung der Austauschprozesse selbst. Ausgehend von der einzelnen Standentscheidung, ergeben sich räumliche und funktionale Auswirkungen, die, wie zuvor beschrieben, auf verschiedenen Maßstabsebenen zum Liegen kommen.
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Die Dissertation entwickelt ein theoretisches Konzept, das Unternehmensstandorte als Produktionsmittel in einem durch Wirtschaftsprozesse zusammengehaltenem Netz definiert und wendet dies empirisch auf die Fallstudie der Maritimen Wirtschaft in Norddeutschland an. Struktureller Wandel und Globalisierung in diesem Wirtschaftsbereich haben räumliche Entwicklungsprozesse an der Schnittstelle von Hafen und Stadt angestoßen, die zunehmend multi-skalare Auswirkungen haben und sich der menschlichen Wah...
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