Veranlassung und Forschungsfragen
Flussbauliche Maßnahmen in den letzten Iahrzehnten und Iahrhunderten haben viele Flüsse weltweit
und insbesondere in Europa verändert, Deiche verhindern heutzutage häufig die Überschwemmung
ihrer Auen. Diese wurden in der Folge besiedelt, was die Möglichkeiten beispielsweise für die
Reaktivierung von Rückhalteräumen, Flutpoldern aber auch für die Verlegung von Deichen und die
Wiederherstellung von Auen, begrenzt oder zumindest durch Bebauung, Industrie oder Infrastruktur
beeinträchtigt wird. Die verbliebenen Rückhalteräume sollten daher möglichst optimal genutzt
werden. Die gesteuerte Flutung von Rückhalteräumen kann ein effektives Mittel sein, um die Spitzen
von Hochwasserwellen zu reduzieren, wie Studien am Beispiel von Rhein (Homagk und Bremicker
2006), Elbe (Vorogushyn et al. 2012) oder Donau (Asenkerschbaumer et al. 2012) zeigen. In den
meisten Studien wurden potenzielle Maßnahmen für gesteuerten Hochwasserschutz hinsichtlich ihres
Potenzials zur Reduktion und zeitlichen Verzögerung von Hochwasserspitzen bewertet, aber zumeist
nur in ihrer Wirkung als Einzelmaßnahme analysiert. Die positiven oder auch negativen Effekte von
Kombinationen mehrerer Rückhaltemaßnahmen, im speziellen Flutpolder, auf Hochwasserereignisse
wurden in der Regel nicht berücksichtigt. Dabei hat sich beispielsweise insbesondere die Kombination
mehrerer Flutpolder in einer Kette an der Donau in einer Studie von Giehl et al. (2017) wirksamer als
einzelne Flutpolder erwiesen.
Angesichts meist begrenzter (finanzieller) Ressourcen müssen Kosten und Nutzen jeder Maßnahme
sorgfältig bewertet werden. Entsprechende Werkzeuge zur Kosten-Nutzen-Analyse sind verfügbar
(Merz et al. 2010) und werden heute für geplante Hochwasserschutzmaßnahmen mit
unterschiedlichem Detaillierungsgrad angewendet. Allerdings fehlen für gesteuerten Rückhalt in der
Regel systematische Kosten-Nutzen-Analysen (Förster et al. 2005) oder können aufgrund fehlender
Daten, Ressourcen und wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht im erforderlichen Umfang durchgeführt
werden. Meist nahmen oben erwähnte Studien eine theoretisch optimale Steuerung bei vollständiger
Kenntnis der Hochwasserwellen und der Retention im Gebiet an. Herausfordernd an der (monetären)
Bewertung der Wirkung gesteuerter Retention ist aber beispielsweise die Vielzahl an denkbaren
Steuerungen, basierend auf Vorhersagen und der Definition der gewählten Zielfunktion(en). Daher
sind unter anderem Methoden einer leicht anwendbaren Schadensbeurteilung und Risikoanalyse auf
Fälle, in denen gesteuerter Rückhalt eine entscheidende Rolle für den Hochwasserschutz spielt, bisher
nicht verfügbar.
Die Dissertation des Autors soll daher basierend auf einer Fallstudie Empfehlungen für ein integrales
Management aller umgesteuerten und gesteuerten Maßnahmen zur Reduzierung potenzieller Schäden
im Einzugsgebiet entwickeln. Mithilfe einer zu entwickelnden Methodik zur Risikoanalyse wird eine
optimale Betriebsstrategie für steuerbare Maßnahmen wie Flutpolder oder Staustufen festgelegt. Das
Optimum hängt dabei von den Orten und dem Schadenspotential der kritischen Bereiche ab, z.B.
Siedlungen entlang des Flusses, die allerdings in jedem Einzugsgebiet unterschiedlich sind. Die
Strategie sollte anschließend für Anwendungen in anderen Flusssystemen verallgemeinert werden.
«
Veranlassung und Forschungsfragen
Flussbauliche Maßnahmen in den letzten Iahrzehnten und Iahrhunderten haben viele Flüsse weltweit
und insbesondere in Europa verändert, Deiche verhindern heutzutage häufig die Überschwemmung
ihrer Auen. Diese wurden in der Folge besiedelt, was die Möglichkeiten beispielsweise für die
Reaktivierung von Rückhalteräumen, Flutpoldern aber auch für die Verlegung von Deichen und die
Wiederherstellung von Auen, begrenzt oder zumindest durch Bebauung, Industrie oder...
»