Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse der paralympischen Sportart Goalball. Ausgangspunkt der Forschungsarbeit war das vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften geförderte Projekt der „Spielanalyse Goalball“. Zielstellung in diesem Projekt war es, den Bereich der Spielbeobachtung im Goalball auf den aktuellen Stand von Forschung und Technik zu heben. Bei der Bearbeitung dieses Projektes zeigte sich, dass ein Defizit bezüglich der wissenschaftlichen Erforschung der Sportart Goalball besteht. Trainingswissenschaftliche Konzepte und Methoden können nur teilweise vom nichtbehinderten auf den Behindertensport übertragen werden. Im Sinne einer Leistungsoptimierung wird der Bedarf einer trainingswissenschaftlichen Unterstützung des Behindertenleistungssports deutlich. Die methodische Vorgehensweise zur Analyse der Sportart lehnt sich an die klassische Diagnostik der Leistung in nichtbehinderten Sportspielen an. Dies ist möglich, da eine Quotierung der Behinderungsklasse im Regelwerk des Goalballsports nicht vorgesehen ist. Unter Anwendung der systematischen Spielbeobachtung leitet sich eine zweckmäßige Strukturierung sowie die dazugehörige Operationalisierung der leistungsrelevanten Beobachtungsmerkmale für die Sportart Goalball ab. Hierauf baut die Technologieentwicklung für die Analyse der Sportart auf. Die Entwicklung einer spezifischen Software für die Spielanalyse der paralympischen Sportart bildet eine unabdingbare Grundlage für die theoretische und praktische Leistungsdiagnostik. Die Aussagen des Ergebniskapitels stützen sich auf sehr gute Ergebnisse der Prüfung der Gütekriterien, hier insbesondere die Interrater-Reliabilität. Ein Schwerpunkt des Ergebniskapitels ist die theoretische Leistungsdiagnostik im Goalball. Hier konnten erstmals Spieldaten, die in großer Stichprobe erhoben wurden interferenzstatistisch überprüft werden. Dies liefert eine umfassende Beschreibung bezüglich der Struktur eines Goalballspiels. Darüber hinaus konnten Unterschiede zwischen Begegnungen der Damen und Herren herausgearbeitet werden. Ebenfalls konnten Spielmerkmale hinsichtlich ihrer Leistungsrelevanz analysiert werden. Hier zeigte sich, dass weder die Anlauftechnik der Angriffshandlung noch die Flugeigenschaften des Spielballes bedeutende Auswirkungen auf den Torerfolg aufweisen. Ein Zusammenhang konnte zwischen der Ballgeschwindigkeit und dem Merkmal Torerfolg nachgewiesen werden. Interessante Ergebnisse liefert die Analyse bezüglich der Start- und Zielsektoren. So konnte nachgewiesen werden, dass der Startsektor einer Angriffshandlung keinerlei Auswirkung auf das Spielmerkmal Tor besitzt. Bezüglich der Zielsektoren wurde deutlich, dass Sektoren die über eine tastbare Markierung zum Zwecke der Orientierung für die Verteidiger, niedrige Torquoten aufweisen. Demgegenüber weisen Sektoren die als sog. Überschneidungssektoren bekannt sind hohe Torquoten auf. Für die 3vs.3-Spielsituation zeigten Angriffshandlungen die halb-diagonal ausgeführt wurden eine höhere Torquote. Im Gegensatz hierzu waren diagonale Angriffshandlungen innerhalb der 1vs.1-Spielsituation erfolgreicher als longline oder halb-diagonale Angriffshandlungen. Bezüglich der Entwicklung eines Spielwirksamkeitsindex kann das vorgeschlagene Verfahren, die Gewichtung der einzelnen Spielmerkmale empirisch zu bestimmen, als vielversprechend charakterisiert werden. Eine zufriedenstellende Lösung des Problems scheiterte aus mehreren Gründen. Zum einen besteht das einzige Leistungsmerkmal im Goalball darin, dass ein Tor erzielt wird. Passhandlugen haben keinen Einfluss auf die Generierung von Torchancen. Da die Torquote pro Spiel recht gering war kann das Merkmal Torerfolg das Spiel nicht umfassend beschreiben. Zum anderen fehlt ein geeignetes und unabhängiges Außenkriterium. Weiterhin bereitet die Verteilung der Wurfergebnisse Probleme. Wurfergebnisse entfallen mit knapp 80% auf zwei Kategorien, so dass eine inhaltlich sinnvolle Abstufung nicht möglich ist. Für die praktische Leistungsdiagnostik kann berichtet werden, dass das etablierte Verfahren der qualitativen Spielbeobachtung fest bei den deutschen Nationalmannschaften verankert ist. Basis hierfür stellen die prototypischen Softwarekomponenten dar, ohne die eine effiziente Analyse nicht möglich wäre. Hierdurch entstand ein Wettbewerbsvorteil, den es für die Zukunft zu erhalten gilt.     «

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse der paralympischen Sportart Goalball. Ausgangspunkt der Forschungsarbeit war das vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften geförderte Projekt der „Spielanalyse Goalball“. Zielstellung in diesem Projekt war es, den Bereich der Spielbeobachtung im Goalball auf den aktuellen Stand von Forschung und Technik zu heben. Bei der Bearbeitung dieses Projektes zeigte sich, dass ein Defizit bezüglich der wissenschaftlichen Erforschung der Sportart Goalbal...     »

Goalball, a Paralympic sport since 1976 in Toronto, is designed for visually impaired athletes. The goal is that two opposing teams, each consisting of three players, try to score goals by rolling the ball into the opposition’s net. The court dimensions are the same as a standard volleyball court. The lines of the court are tactile, made by placing thick tape over cords. Players wear blindfolds to guarantee equal impairments. The ball contains bells allowing players to echolocate movements. Alternating between offense and defence Goalball shows a very structured game play. So far only very few studies in the field of Goalball performance analysis can be found. The purpose of this study was to gain a better scientific understanding of performance in Goalball. This project was funded by the German Institute of Sport (IIA1-070405/12-13 and IIA1-070406/14) in order to develop state of the art software for performance analysis in Goalball. Based on the model “Systematische Spielbeobachtung”, three software tools, which are specific to Goalball were developed. For practical scouting purposes GoalScout runs on tablet PCs. Additionally, positional data which is extracted form video sequences and provides precise information about start and goal sector. More frequently used game characteristics appear situation-related next to the video, which allows for a very intuitive and efficient way of scouting. Based on just 4 to 9 “clicks”, up to 18 game characteristics can be derived for each bowl. The interrater agreement for each game characteristic is high (Cohens Kappa > .80). GoalView is a specific data analysis tool for Goalball. Using different filter settings, each video sequence of a bowl can be analysed. Furthermore, reports (e.g. statistical, bowl-distribution, Performance Index, etc.) can be created in real-time. To determine ball trajectory, GoalTrack uses a multistage approach of computer vision. Using background subtraction as well as colour and match shaping the position of the ball is detected from the video frame. The regression line of the ball is a result of a localization of ground contact points of the ball plus a projection of ball position to ground level at these times. Altogether 113 Goalball matches were analysed. Software tools were used to analyse each bowl (n=21058) with respect to all 18 game characteristics. Furthermore, GoalTrack was used to measure ball speed (n = 8397). No significant difference between male and female games with regards to number of bowls per game were detected. The scoring rate for males is higher than for females. Rotational bowling technique is used by male players more often. So called “bouncing balls” are used more often by male players as well. Scoring sector analyses show significance differences on sector 3 and 7. A correlation between scoring rate and ball speed is statistically significant. In this study, an investigation on performance indicators in Goalball was conducted. Scoring sector analysis verified the opinion of coaches and players that it is easier to score on sectors where defensive responsibilities of two players overlap. A significant low scoring probability was found on sectors where defenders can use tactile court information. Significant correlation between scoring rate and ball speed, especially in women games, recommend a training of basic strength abilities. Additional research should further investigate underlying causes of observed bowling patterns as well as the impact on rule changes.     «

Goalball, a Paralympic sport since 1976 in Toronto, is designed for visually impaired athletes. The goal is that two opposing teams, each consisting of three players, try to score goals by rolling the ball into the opposition’s net. The court dimensions are the same as a standard volleyball court. The lines of the court are tactile, made by placing thick tape over cords. Players wear blindfolds to guarantee equal impairments. The ball contains bells allowing players to echolocate movements. Alte...     »