1. Sowohl in den USA als auch in anderen traditionellen Mais-Anbaugebieten der Welt ist ein deutlicher Trend von der Kolbenernte zur Verwendung des Mähdreschers bei der Körnermaisernte zu beobachten. Den dort im allgemeinen vorliegenden günstigen klimatischen Voraussetzungen und später abreifenden Sorten entsprechend werden die Mähdrescher bevorzugt mit Pflückvorsätzen ausgestattet.
2. In den deutschen Saatmaisanbaugebieten gelangen vor allem Kolbenpflücker zum Einsatz, die in Verbindung mit einer Lufttrocknung der Kolben in Trockenschuppen und nachfolgendem Entkörnen in Spezial-Rebelmaschinen ein kostengünstiges, jedoch arbeitsaufwendiges Verfahren ergeben.
3. In Betrieben mit Maisanbauflächen über 50 ha finden Spezial-Maiserntemaschinen (Pflückrebler) als zweireihige, schleppergezogene Maschinen einen günstigen Einsatzbereich. Selbstfahrende, einreihig arbeitende Pflückrebler (UNIMOG oder Geräteträger mit aufgebautem Pflück- und Rebelaggregat) sind wendig und hangsicher und eignen sich besonders für die Aberntung kleiner, parzellierter Flächen.
4. Die ersten Einsatzversuche mit Mähdreschern in der Körnermaisernte erfolgten zwar im Ausland (Australien und USA), doch erst in Deutschland wurde vor allem von GORSLER, ERHARDT und WOITSCHACH die generelle Verwendbarkeit von Schlagleistentrommeln für den Drusch ganzer Maispflanzen und Lieschkolben nachgewiesen und die notwendigen dreschtechnischen Voraussetzungen herausgestellt. Die Arbeiten gipfelten in der Entwicklung eines ersten Körnermais-Mähdreschers, der jedoch aus verschiedenen Gründen nicht über das Versuchsstadium hinauskam.
5. Mit der Einführung des Körnermaisanbaues neuerer Prägung zu Konsumzwecken und dem Vordringen des Maises in klimatisch weniger günstige Anbaugebiete erlangten die sog. "Direktverfahren" besondere Bedeutung, die unter Verwendung der in großen Stückzahlen vorhandenen Getreide-Mähdrescher sofort fertig gedroschenes Korn lieferten.
6. Neben einer speziellen, an die besonderen Anforderungen des Maisdrusches angepaßten Innenausrüstung des Mähdreschers mi t verkleideter, langsam laufender SchIagleistentrommel, stabilem Dreschkorb mit großen Durchgängen und besonders ausgestalteten Reinigungseinrichtungen werden Reihen-Einzugsvorrichtungen für das sichere und verlustarme Erfassen der Maispflanzen verwendet.
7. Je nachdem, ob die ganzen Pflanzen abgemäht und dem Dreschaggregat zugeführt oder nur die Kolben von der Pflanze gepflückt werden und die Maschine durchlaufen, hat sich die Verfahrensbenennung "Mähdrusch" und "Pflückdrusch" eingeführt. Voraussetzung für die außerordentliche Bedeutung, die das Verfahren "Mähdrusch" in Westdeutschland erlangte, war das Vorhandensein von Mähdreschern mit großdimensionierten Schüttler- und Siebflächen, die eine getreideähnliche Verarbeitung des Maises ermöglichten.
8. Die im Mähdrusch-Verfahren verwendeten Mähvorsätze besitzen Einlegescheiben, Einzugsschnecken und stehende Einzugswalzen, vorzugsweise jedoch Finger-Einzugsketten, die in Verbindung mit flach nach vorn gezogenen Torpedoabteilern auch die Aufnahme niedergebrochener Maispflanzen gewährleisten sollen. In 1- und 2-reihiger Ausführung werden die Mähvorsätze zumeist auf das normale Getreide-Schneidwerk aufgebaut, als 3-reihige Aggregate vorzugsweise als Austauschgeräte insgesamt gegen die Getreide-Mähvorrichtung ausgetauscht.
9. Im Pflückdrusch-Verfahren gelangen neben den, vom normalen Kolbenpflücker übernommenen Profil-Pflückwalzen in neuerer Zeit in USA und Westeuropa neue Pflückelemente zum Einsatz, die den Pflückvorgang aufgliedern in das Abtrennen der Kolben und das Durchziehen der Stengel mit getrennten Vorrichtungen. Aus einer Vielzahl von Konstruktionen hat sich die Bauart "Pflückschienen mit darunter liegenden Durchzieh-(Reiß-)Walzen" als die günstigste herausgeschält. Die Kolben kommen hierbei nicht mehr mit rotierenden Walzen in Berührung, dadurch läßt sich eine wesentliche Verringerung der Pflückverluste erreichen.
10. Im Rahmen einer Fragebogen-Erhebung konnte festgestellt werden, daß in allen drei Körnermaisanbauzonen Westdeutschlands die Mähdrescher-Verwendung bei der Maisernte ständig zunimmt und in Zone 11 bereits an die 90 %Grenze heranreicht. Neben dem Mähverfahren gewinnt seit 1963 der Pflückdrusch verstärkt an Bedeutung.
11. Hinsichtlich der Entwicklung der Besitzverhältnisse läßt sich erkennen, daß die Verwendung eigener Mähdrescher mit Maiserntevorsatz stetig abnimmt und sich die Ernte vermehrt auf den Lohndrusch verlagert. Dieser hat seinen Haupt-Einsatzbereich in Betrieben mit geringen Ernteflächen, die einen wirtschaftlichen Einsatz des Eigenmähdreschers mit entsprechenden Maisernte-Zusatzaggregaten nicht zulassen.
12. Im Vergleich zum Getreidedrusch hat der Mähdrescher in der Körnermaisernte ein wesentlich ungleichmäßigeres, voluminöseres Material zu verarbeiten. Unterschiedliche Pflanzenmassen, Kolben- und Körnerformen sowie Wassergehalte im Stroh und Korn erschweren einwandfreien Drusch und Reinigung.
13. Aufgrund der Fragebogen-Erhebung und eigener Erfahrungen umfaßt in der Anbauzone II, dem weitaus umfangreichsten Konsummais-Anbaugebiet, der Erntezeitraum die Zeitspanne vom 15. Oktober - 30. November. Nach Abzug der Außenarbeits-Verlusttage sowie Sonn- und Feiertage verbleiben in den, als Beispiel genannten Anbaugebieten von Weihenstephan und Karlsruhe im Durchschnitt von 15 Jahren noch 34,7 bzw. 34,6 verfügbare Arbeitstage im o.g. Erntezeitraum. In Fällen, wo infolge extrem ungünstiger Erntewitterung, mangelnder Schlagkraft der Erntemaschine oder fehlender Kapazität der Verarbeitungseinrichtungen diese Tage nicht ausreichen, sind im Monat Dezember noch 18,9 bzw. 17,) druschfähige Tage für die Beendigung der Erntearbeiten vorhanden.
14. Die großen Mengen an Pflanzenmaterial, die beim "Mähdrusch" das Dreschaggregat durchlaufen, werden von der Dreschtrommel aufgefräst und die Bruchstücke gelangen zum Teil in das Dreschgut, d.h. den Abgang unter dem Dreschkorb. Der Antp.il nimmt bei zunehmender Stengelmassen, grünen Pflanzen, geringem Korbabstand und hohen Trommel-Umfangsgeschwindigkeiten zu. Bei feuchter Witterung bleiben diese Pflanzenteile bei Schüttler und Reinigung haften, dadurch kann erhöhte Reinigungsarbeit erforderlich werden. Bei "Pflückdrusch" ist dies wegen des geringen Beimengungsanteils nicht der Fall. Die Bruchstücke ähneln in Form und Gewicht sehr den Maiskörnern, so daß sie in der mechanischpneumatischen Reinigung des Mähdreschers nur unvollkommen von diesen zu trennen sind. Eigene Versuche ergaben bei gut abgereiftem Mais 3 % Beimengungen im Erntegut, dieser Wert kann bei ungünstigen Voraussetzungen wesentlich ansteigen.
15. Beim "Mähdrusch" wird durch den Dreschvorgang das in den Maisstengeln noch enthaltene Vegetationswasser frei und befeuchtet das Erntegut. Die Feuchtigkeitszunahme kann in ungünstigen Fällen 5 - 6 % erreichen. Wesentlichen Einfluß auC die ErntegutFeuchtigkeit nimmt der Anteil an Beimengungen, die aus hochfeuchten Mark- und Stengelteilen bestehen und eine lineare Feuchtigkeitszunahme in Abhängigkeit vom Beimengungsanteil bewirken.
16. In der Flächen- und Druschleistung bestehen für die beiden Verfahren die auffallendsten Unterschiede. Während im "Mähdrusch"-Verfahren z.H. )-reihig arbeitende Maschinen eine durchschnittliche landw. Flächenleistung von 0,31 ha/h aufweisen, beträgt diese beim Pflückdrusch mit gleicher Reihenzahl, jedoch ohne Strohzerkleinerung 0,65 ha/he Dementsprechend beträgt auch die Druschleistung bei Pflückdrusch etwa das 2-Cache gegenüber Mähdrusch.
17. Von der Verlustseite gesehen schneidet dagegen das "Mähdrusch"-Verfahren günstiger ab. Während beim Verarbeiten der gesamten Pflanzen die Schüttlerverluste den Hauptteil der Gesamtverluste ausmachen, überwiegen beim "Pflückdrusch" mit konventionellen Pflückwalzen die Aufnahmeverluste. Nach ersten Versuchen mit den erwähnten neuen Pflückschienen-Aggregaten lassen sich hiermit wesentlich günstigere Verlustergebnisse als bei den beiden anderen Verfahren erreichen.
18. Für das Verarbeiten des Maisstrohes werden beim "Mähdrusch"-Verfahren -leistungsfähige Aufbaumotoren vorausgesetzt- Anbau-Strohhäcksler benutzt, welche das gesamte Stroh sofort zerkleinern und breitwürfig als Strohteppich auf das Feld verteilen. Hierdurch läßt sich der günstigste AK-Bedarf für das Gesamtverfahren erreichen. Beim "Pflückdrusch" ist ein 2. Arbeitsgang -für das Zerschlagen oder Einfräsen des Maisstrohes erforderlich, nur unter besonders günstigen Boden- und Klimaverhältnissen bewährt sich das sofortige Unterpflügen des langen Strohes. Die Strohzerkleinerung stellt in diesem Falle keine termingebundene Arbeit dar und läßt sich an nicht druschfähigen Tagen durchführen~
19. Im Arbeitsbedarf lassen sich mit hochmechanisierten Verfahren in der Körnermaisernte ähnlich gute Ergebnisse erzielen wie beim Getreide-Mähdrusch. Volle Ein-Mann-Arbeit ist erreicht und ermöglicht den außerordentlich günstigen Arbeitsbedarf von 4,2 AKh/ha bei )-reihigem Mähdrusch bzw. 5,5 AKh/ha für 3-reihigen Pflückdrusch.
20. Der Mähdrescher ist bei der Körnermaisernte einer wesentlich höheren Beanspruchung ausgesetzt als beim Getreide-Mähdrusch, vor allem, wenn das gesamte Stengelmaterial zu verarbeiten ist. Dabei wirken mechanische und chemische Einflüsse zusammen und führen zu erhöhter Abnutzung, Korrosion und höheren Reparaturkosten. Letztere 1iegen beim "Mähdrusch" niedriger als beim "Pflückdrusch", ihr Anteil an den Gesamtkosten ist jedoch im Vergleich zum Mähdrescheranteil und Kapitaldienst etc. relativ gering.
21. Der bei der Mähdrescherernte anfallende Feuchtmais ist nicht lagerfähig und muß sofort nach dem Drusch kontinuierlich verarbeitet werden. nies bedingt eine genaue Abstimmung von Mähdrescher-Leistung und Verarbeitungs-Kapazität der Konservierungsanlagen. Von den vorhandenen Konservierungsverfahren bietet die Warmlufttrocknung den Vorteil einer vielseitigen Verwendbarkeit des Maises, bei den hohen täglichen Erntemengen sind Aufwand für die Erstellung der Trocknungsanlagen sowie Kosten hoch. Die Konservierung als Feuchtmais-Schrotsilage ermöglicht dagegen reibungslos ablaufende Ernteverfahren auch bei hoher Kornfeuchte und großen Erntemengen, wie sie bei 3- und 4-reihigem Pflückdrusch erzielt werden. Darüber hinaus stellt dieses Verfahren keine Ansprüche an die Sauberkeit des Erntegutes und entspricht daher in Betrieben, die eine Verwertung des Maises über den Tiermagen anstreben, in vieler Beziehung den Anforderungen, die der Mähdreschereinsatz in unseren Breitengraden an die Verwertung des Körnermaises stellt.
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