Abstract:
Hintergrund: Das Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz zählt zu den gefürchteten postoperativen Komplikationen in der Rektumchirurgie. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung von Risikofaktoren und die Entwicklung eines Scoresystems zur Risikoabschätzung für die Entstehung einer Anastomoseninsuffizienz nach (tiefen) anterioren Rektumresektionen. Methoden: Im Zeitraum von 1995-2003 wurden bei insgesamt 423 Patienten aufgrund eines Rektumkarzinoms eine (tiefe) anteriore Rektumresektion durchgeführt. Die Anastomoseninsuffizienzrate betrug 12 %. Am Gesamtkollektiv wurde das Risikoprofil der Patienten, alle histopathologischen Tumorparameter sowie sämtliche Daten zur Operationstechnik erfasst und untersucht. Aus einer Stichprobe, bestehend aus 138 Patienten (33 %), wurden klinische und laborchemische Parameter der ersten 14 postoperativen Tage sowie die Gabe von Bluttransfusionen ermittelt und analysiert. Ergebnisse: Das Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz wurde am häufigsten am 6. postoperativen Tag (11 %), gefolgt vom 7. und 11. postoperativen Tag (jeweils 9 %) beobachtet. In der multivariaten Analyse erwiesen sich die Gabe von Erythrozytenkonzentraten, eine Leukozytose am 3. postoperativen Tag, eine Bilirubinerhöhung am 5. postoperativen Tag sowie eine Temperatur > 38 ˚C am 5. postoperativen Tag als unabhängige Risikofaktoren für die Entstehung einer Anastomoseninsuffizienz. Anhand der Regressionskoeffizienten erhielten im Risikoscore die ersten beiden Parameter im Ereignisfall jeweils 2 Punkte und die beiden letztgenannten Parameter im Ereignisfall jeweils 3 Punkte. Der mittels ROC-Analyse gewählte Cut-Off von > 3 Gesamtpunkten korrelierte mit einer Sensitivität von 64 % und einer Spezifität von 83 % mit dem Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz. Das relative Risiko bei einer Gesamtpunktzahl von > 3 betrug 8,4 (3,8-18,7) (p<0,0001). Schlussfolgerung: Das von uns entwickelte Scoresystem ermöglicht anhand einfach zu bestimmender, postoperativer, klinischer und laborchemischer Parameter die Risikobeurteilung für das Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz.