Allergieerkrankungen gewinnen in der heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Sie beruhen auf einer Überreaktion des körpereigenen Immunsystems, die ihren Ausdruck in verschiedenen Krankheitsbildern, wie beispielsweise Heuschnupfen oder Asthma, findet. Wesentlich beteiligt an einer allergischen Reaktion sind Mastzellen, die überall dort zu finden sind, wo sich der Körper im direkten Kontakt zur Außenwelt befindet. Nach deren Aktivierung entlassen sie den Inhalt ihrer Mastzell-Granula, der hauptsächlich aus Tryptasen besteht, in die unmittelbare Zell-Umgebung. Viele Studien lassen einen engen Zusammenhang von Tryptase-Aktivität und Asthma-Erkrankung vermuten ? ein Umstand, der eine genaue strukturelle Untersuchung von Tryptasen erfordert. Humane Mastzell-Tryptasen repräsentieren eine Unterfamilie der Trypsin-artigen Serinproteinasen. Mehrere Tryptase-Isoformen sind auf genomischer Basis identifiziert worden, unter ihnen die a-Tryptasen aI und aII und die b-Tryptasen bIa, bIb, bII und bIII. Während die b-Tryptasen als vollständig aktive Serinproteinasen mit einer Trypsin-artigen Spezifität charakterisiert worden sind, konnte für a-Tryptasen bisher kein Substrat identifiziert werden. a-Tryptasen werden daher als inaktiv angesehen. Im Rahmen dieser Arbeit sind Vertreter dieser beiden Tryptase-Familien strukturell und biochemisch untersucht worden. b-Tryptasen bilden die vorherrschende Tryptase-Art in den Mastzell-Granula. Ihre wesentliche Rolle in diversen allergischen Erkrankungen macht deren selektive Inhibition zu einem wichtigen pharmakologischen Ziel. Hier werden die Kristallstrukturen der bisher ungelösten b-Tryptase-Isoformen bIa und bIII im Komplex mit den drei bifunktionalen Inhibitoren NS222, BYK76935 und BYK150640 vorgestellt. Hierbei konnte der bisher lediglich postulierte, durch Heparin-Bindung stabilisierte, rahmenartige Aufbau des b?Tryptase-Tetramers, bei dem die aktiven Zentren der vier beteiligten Monomere in die zentrale Pore zeigen, bewiesen werden. Die genaue Kenntnis der relativen Lage der aktiven Zentren eröffnet zugleich die Möglichkeit, spezielle bivalente und daher besonders selektive Tryptase-Inhibitoren zu entwickeln. Erstmalig konnte die wahrhaft bifunktionale Inhibitor-Bindung an zwei benachbarte aktive Zentren des b-Tryptase-Tetramers strukturell nachgewiesen werden. Für BYK76935 wurde ein unerwartet neuer bifunktionaler Bindungsmodus gezeigt. Die Kristallstrukturen der drei Inhibitoren im Komplex mit den b-Tryptase Isoformen liefern wertvolle Erkenntnisse für die weitere Optimierung der vorhandenen Leitstrukturen und eröffnen zusätzlich neue Perspektiven für das Design einer neuen Klasse von Tryptase-Inhibitoren. Als Mitglied der a-Tryptasen, der vorwiegenden Tryptase-Isoform in Basophilen, ist die Struktur der aI-Tryptase gelöst worden. Sie besitzt eine ähnliche, wenn auch ungleich stabilere Tetramerarchitektur wie die b-Tryptasen. Strukturell liegt diese erhöhte Tetramer-Stabilität in relativ kleinen Variationen im A-B-Interface begründet. Besonders auffällig ist das ?aktive? Zentrum der aI-Tryptase, das in einer bisher in Serinproteinasen noch nie beobachteten, inaktiven Konformation vorliegt. In starkem Kontrast zu anderen Trypsin-artigen Serinproteinasen verläuft das Ser214-Gly219-Segment, das normalerweise für die antiparallele Substratbindung verantwortlich ist, zick-zack-artig quer über die Substratbindungs-Region und blockiert hierbei sämtliche Substrat-Bindungstaschen. Daß a-Tryptasen aber dennoch aktiviert werden können, wurde in dieser Arbeit gezeigt. Eine solche Aktivierung muß mit einer Umordnung des inaktiven ?aktiven? Zentrums der a-Tryptasen einhergehen. Kinetische Untersuchungen mit den peptidischen Substraten N-Tosyl-Gly-Pro-Lys-pNA und N-Tosyl-Gly-Pro-Arg-pNA erlaubten es, diese Tryptase-Isoform als eine sehr langsame Proteinase zu charakterisieren. Es wird daher ein Mechanismus postuliert, nach dem die Substrateinwirkung, möglicherweise zusätzlich durch Interaktion mit einer Exosite, die Umlagerung der inaktiven Form der aI-Tryptase in eine proteolytisch aktive Form bewirkt.
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Allergieerkrankungen gewinnen in der heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Sie beruhen auf einer Überreaktion des körpereigenen Immunsystems, die ihren Ausdruck in verschiedenen Krankheitsbildern, wie beispielsweise Heuschnupfen oder Asthma, findet. Wesentlich beteiligt an einer allergischen Reaktion sind Mastzellen, die überall dort zu finden sind, wo sich der Körper im direkten Kontakt zur Außenwelt befindet. Nach deren Aktivierung entlassen sie den Inhalt ihrer Mastzell-Granula, der h...
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