Schmerz wird oft auf die ihm inhärente unangenehme Sinneswahrnehmung reduziert, dient jedoch überlebenswichtigen protektiven Funktionen. Schmerz signalisiert potenziellen Schaden und löst Reaktionen aus, die Verletzungen vermeiden und Heilungsprozesse fördern sollen. Schmerz enthält somit ebenfalls eine motorische Komponente. Darüber hinaus können Veränderungen der Motorik und die Beeinflussung neuronaler motorischer Prozesse Schmerzwahrnehmung reduzieren, was sich im Rahmen der Schmerztherapie zu Nutze gemacht wird. Bis heute ist jedoch noch weitestgehend unklar, wie Schmerz und Motorik im menschlichen Gehirn interagieren. Im vorliegenden Forschungsprojekt wurde deshalb mittels Elektroenzephalographie (EEG) untersucht, wie die Vorbereitung adaptiver motorischer Reaktionen funktionell mit der Verarbeitung von Schmerz im menschlichen Gehirn interagiert. Eine erste Studie untersuchte neuronale Prozesse im Zusammenhang mit Tastendrücken, die entweder dazu dienten, zunehmend schmerzhafte thermale Reize zu beenden, oder ohne zeitgleiche Stimulation durchgeführt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass protektives motorisches Verhalten im Vergleich zu nicht protektivem Verhalten mit einer reduzierten Amplitude des motorischen Bereitschaftspotenzial einhergeht. Desynchronisationen in Alpha- und Beta-Frequenzen unterschieden sich dagegen nicht zwischen den beiden Bedingungen. Um die Spezifität dieser Ergebnisse für Schmerz zu untersuchen, wurde in einer zweiten Studie ein Kontrollexperiment mit vergleichbarem Aufbau durchgeführt, in dem die Probanden auf nicht-schmerzhafte thermale Reize reagierten. Wieder zeigte sich eine reduzierte Amplitude des Bereitschaftspotentials, wenn Tastendrücke die, diesmal nicht-schmerzhafte, Stimulation beendeten. Zusammenfassend deuten diese Befunde an, dass Schmerz die motorische Vorbereitung im Gehirn beeinflusst, dieser Effekt jedoch nicht schmerz-spezifisch, sondern ein modalitätsübergreifendes Phänomen ist. Spezifische Interaktionen zwischen Schmerz und neuronalen motorischen Prozesse müssen daher noch gezeigt werden. Ein tieferes Verständnis dieser Prozesse ist notwendig, um die protektive Funktion von Schmerz und Behandlungsstrategien, die sich motorische Prozesse zu Nutze machen, besser zu verstehen.
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Schmerz wird oft auf die ihm inhärente unangenehme Sinneswahrnehmung reduziert, dient jedoch überlebenswichtigen protektiven Funktionen. Schmerz signalisiert potenziellen Schaden und löst Reaktionen aus, die Verletzungen vermeiden und Heilungsprozesse fördern sollen. Schmerz enthält somit ebenfalls eine motorische Komponente. Darüber hinaus können Veränderungen der Motorik und die Beeinflussung neuronaler motorischer Prozesse Schmerzwahrnehmung reduzieren, was sich im Rahmen der Schmerztherapie...
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