Die Folgen einer vorderen Kreuzband (VKB)-Ruptur mit intraartikulären Begleitläsionen haben einen relevanten epidemiologischen und sozio-ökonomischen Faktor in unserer leistungsorientierten Gesellschaft, insbesondere bei Auftreten einer sekundären instabilitätsbedingten Gonarthrose. Die vorliegende Habilitationsschrift befasst sich in einem multimodalen Ansatz auf ligamentärer, (osteo)chondraler und meniskealer Ebene mit den pathoanatomischen, -physiologischen und -biomechanischen Grundlagen der VKB-Ruptur sowie (osteo)chondraler bzw. meniskealer Läsionen, um hieraus anatomiekonforme Rekonstruktionstechniken mit dem Ziel einer weitestgehenden Restitutio ad integrum zu entwickeln und zu evaluieren. Im ersten Teil der dreigeteilten Arbeit wird aufgrund der eigenen entwickelten Klassifikation der verschiedenen VKB-Rupturformen ein differenziertes biomechanisches und klinisches Konzept einer anatomischen VKB-Zweibündel-Rekonstruktion bei VKB-Komplettruptur, einer anatomischen VKB-Augmentation bei VKB-Partialruptur und einer VKB-Revision bei insuffizienter VKB-Einzelbündel-Rekonstruktion vorgestellt. Im zweiten Teil der Arbeit wird zum einen auf die zellbiologischen Grundlagen der physiologischen Hypoxie des hyalinen Knorpels eingegangen, wobei dem Hypoxia-Inducible Factor 1α (HIF-1α) eine zentrale Funktion in der Homöostase des Chondrozyten sowie dem Kollagen Typ II-Arkaden-Breakdown bei Knorpelläsionen zugeschrieben wird, die als Begleitpathologie bei VKB-Rupturen auftreten können. Zum anderen wird bei großen osteochondralen Defekten am Femurkondylus als klinisches Salvageverfahren die Mega-OATS (osteochondrales autologes Transplantationssystem)-Technik vorgestellt, bei der gute kurz- und mittelfristige Ergebnisse erzielt werden. Im dritten Teil der Arbeit werden die biomechanischen Eigenschaften von sogenannten All-inside und Inside-out Meniskus-Refixationssystemen in vitro bei unterschiedlicher Testtemperatur sowie bei Scher- bzw. Distraktionsbelastung evaluiert. Es zeigt sich, dass die Testtemperatur bei einzelnen bioabsorbierbaren All-inside Meniskus-Refixationssystemen einen Einfluss auf deren biomechanische Stabilität der Meniskusnaht haben kann, und dass die Art der Belastung sich insbesondere auf die Steifigkeit und den Versagensmodus, jedoch weniger auf weniger auf die maximale Versagenslast auswirkt. Darüber hinaus werden klinische und radiologische Langzeitergebnisse von isolierten Meniskusrefixationen bei einem Follow-up von über 20 Jahren vorgestellt, die den Nachweis einer erfolgreichen Arthroseprävention durch Meniskusnaht liefern. Insgesamt beleuchtet die vorliegende Arbeit die Komplexität mehrerer relevanter Einflussfaktoren, die für die Pathogenese einer instabilitätsbedingten sekundären Gonarthrose von wesentlicher Bedeutung sind. Eine strukturelle Integrität bzw. nachhaltige Funktionsfähigkeit nach intraartikulären Knieverletzungen scheint hierbei durch anatomiegerechte rekonstruktive Eingriffe möglich.
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Die Folgen einer vorderen Kreuzband (VKB)-Ruptur mit intraartikulären Begleitläsionen haben einen relevanten epidemiologischen und sozio-ökonomischen Faktor in unserer leistungsorientierten Gesellschaft, insbesondere bei Auftreten einer sekundären instabilitätsbedingten Gonarthrose. Die vorliegende Habilitationsschrift befasst sich in einem multimodalen Ansatz auf ligamentärer, (osteo)chondraler und meniskealer Ebene mit den pathoanatomischen, -physiologischen und -biomechanischen Grundlagen der...
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