In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluß neuer -vor allem in bäuerliche Betriebe sich einführende- Getreideernteverfahren auf die elektrische Energieversorgung geschlossener Ortschaften Suddeutschlands untersucht. Zusammenfassend kann dazu über folgende Ergebnisse berichtet werden:
1. Die durchgeführten Untersuchungen umfaßten 5 Landgemeinden in Württemberg und Bayern, in denen eine ausreichende elektrische Energieversorgung durch die Einführung von Erntehofdrusch in zahlreiche Betriebe künftig infrage gestellt ist. Es war notwendig, neben der Überprüfung derzeitiger Ortsnetzbelastungen besonders zu erwartende Entwicklungen festzustellen. Aus diesem Grunde wurden neben 3 ausgesprochenen Häckseldruschdörfern 2 weitere Ortschaften mit ausgedehntem Getreidebau, die jedoch noch Winterdrusch betreiben, untersucht.
2. In den Gemeinden Sauggart und Schöckingen konnte festgestellt werden, welche Getreidemengen in den einzelnen Tagesstunden in die Scheunen gelangten. Ausgehend von der Folgerung, daß beim Erntedrusch dieselbe Fuhrenzahl wie bisher sofort beim Einfahren abgedroschen wird, war es nach Auswertung entsprechender Erhebungen möglich, Gleichzeitigkeitsfaktoren aufzustellen. Mit Hilfe dieser Werte läßt sich die Belastungsgrenze bei Anschluß mehrerer Maschinen für den Erntehofdrusch berechnen. Die Ergebnisse zeigten, daß die Häufigkeit gleicher Erntearbeiten in den jeweils 11 größten Betrieben an den Haupterntetagen bis zu 70 und 100% betragen kann. Das würde einer dreifachen Überlastung der vorhandenen elektrischen Versorgungsanlage entsprechen.
3. Die effektiven Messungen in Ebertsbronn und Wolpertshausen bestätigten die über Vorausberechnungen aufgestellten Belastungen. Der ausgedehnte Erntedrusch verursachte vor allem in Ebertsbronn an mehreren Tagen den völligen Zusammenbruch der örtlichen Elektrizitätsversorgung. Die Gleichzeitigkeit der Inbetriebnahme der Dreschmaschinen erreichte 80 – 100%. Wegen der Aufteilung in verschiedene Stromkreise trat in Wolpertshausen die starke Überlastung etwas weniger in Erscheinung. Einschränkungen oder Verstärkungen sind aber auch hier dringend erforderlich.
4. In Sulzdorf sind beide Untersuchungsverfahren - Vorausberechnung zukünftiger Belastungen und Messungen des derzeitigen elektrischen Energiebedarfes - angewendet worden. Auch hier konnte festgestellt werden, daß bei einer 60 - 70%-igen Dreschbeteiligung der infrage kommenden Betriebe die Kapazität des schon verstärkten Versorungsnetzes erschöpft war.
5. Beim Vergleich der in den 5 Ortschaften durchgeführten Berechnungen und Messungen stellt sich übereinstimmend heraus, daß nie Spitzenbelastungen an den wenigen Erntetagen das 10 bis 15-fache der normaler Grundbelastung betragen können. Der Ausbau der Netze für die nur kurzen Spitzenbelastungen des Erntedrusches kann wegen den hohen finanziellen Belastungen für Elektrizitätswerke und Kraftstromabnehmer nicht empfohlen werden. Selbst voll elektrifizierte Ortschaften mit einem über 300 kWh pro ha LN liegenden jährlichen Stromverbrauch werden kaum in der Lage sein, die Wirtschaftlichkeit eines für den Erntedrusch verstärkten Stromnetzes zu rechtfertigen.
In größeren, gemischten Ortschaften mit gewerblichen Betrieben und genossenschaftlichen Einrichtungen ist die Aufteilung in verschiedene Ortsnetzteile mit mehreren Trafostationen zu empfehlen. Der störende Spannungsabfall läßt sich auf diese Weise vermindern. Ebenso tritt dann die befürchtete hohe Dreschspitze nicht mehr für das ganze Ortsnetz so nachhaltig in Erscheinung.
6. Wiederholte Messungen ließen erkennen, daß die Verwendung von überdimensionierten elektromotorischen Antrieben außerordentlich unwirtschaftlich für Stromlieferer und -abnehmer ist. Hohe Blindstromleistungen sollten unter allen Umständen vermieden werden, um die effektive Leistungsfähigkeit und einen guten Wirkungsgrad der Netze zu erhalten. Mit dem Einbau und Anschluß von Kondensatoren in stärkere Elektromotoren lassen sich schon wesentliche Verbesserungen erreichen.
7. Vor Übergang zum Erntehofdrusch, vor allem in Gebieten mit stärkerem Getreideanbau. sollten die elektrischen Versorgungsanlagen überprüft werden. Es lassen sich gegebenenfalls unnötige Kosten sparen, denn eine ungenügende Energiebereitstellung kann die Vorteile, die dieses Ernteverfahren mit sich bringt, weitgehendst wieder aufheben. Ist eine Anzahl der Betriebe in der Lage, den überwiegenden Teil des Kraftbedarfes mehr auf das Feld zu verlegen (Mähdrescher, Feldhäcksler), werden die verschiedenen Getreideernteverfahren, wie Felddrusch und Erntehofdrusch, die Belastungsverteilung im Ortsnetz günstig beeinflussen.
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In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluß neuer -vor allem in bäuerliche Betriebe sich einführende- Getreideernteverfahren auf die elektrische Energieversorgung geschlossener Ortschaften Suddeutschlands untersucht. Zusammenfassend kann dazu über folgende Ergebnisse berichtet werden:
1. Die durchgeführten Untersuchungen umfaßten 5 Landgemeinden in Württemberg und Bayern, in denen eine ausreichende elektrische Energieversorgung durch die Einführung von Erntehofdrusch in zahlreiche Betriebe kün...
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