In der vorliegenden Arbeit wurden die möglichen unfallbeeinflussenden Faktoren bei der Durchführung von Sonderarbeiten in der Rindviehhaltung untersucht. Zudem wurde versucht baulich-technische und arbeitsorganisatorische Unfallverhütungsmaßnahmen zu erarbeiten bzw. abzuleiten.
Anhand einer Erhebung sollten zunächst Faktoren ermittelt werden, die eventuell Einfluß auf das Unfallgeschehen haben könnten.
Es stellte sich bei der Erhebung heraus, daß die befragten Betriebe die verschiedenen Sonderarbeiten unterschiedlich oft pro Jahr durchführen. Gerade in spezialisierten Betrieben, wie z.B. in Milchvieh- oder Bullenmastbetrieben, werden manche Sondertätigkeiten (Bsp.: Umtreiben/Umstallen, Ungezieferbehandlung) häufiger erledigt als wie in den Gemischtbetrieben.
Bei der Ausstattung der Betriebe mit haltungstechnischen Einrichtungen und technischen Hilfsmittel liegen die Bullenmastbetriebe deutlich an der Spitze. Diese Betriebsform ist im Vergleich zu den beiden anderen Betriebsformen prozentual gesehen am besten mit Einrichtungen und technischen Geräten, wie z.B. rückwärtige Treibgänge, Treibgatter, Klauenpflegeständen, etc. ausgestattet.
Betrachtet man den jeweiligen Anteil der verschiedenen Arbeitskräfte an der Durchführung von Sonderarbeiten, so ist klar zu erkennen, daß der Betriebsleiter mit ca. 45 % die Hauptlast der Arbeit trägt. Hingegen sind die Ehefrauen und die mitarbeitenden Söhne/Töchter mit jeweils ca. 20 bis 25 % an der Verrichtung von Sanderarbeiten beteiligt. Die Altenteiler und die sonstigen Arbeitskräfte (Auszubildende, Fremd-AK) spielen hier nur eine untergeordnete Rolle.
Bei der Beurteilung der Unfallgefährdung für Menschen bei der Verrichtung von Sonderarbeiten an Rindern, war eine klare Reihenfolge zu erkennen. Am gefährlichsten wurde von den Landwirten der Umgang mit Bullen eingeschätzt. Hier muß nach Ansicht der Befragten immer mit "mittleren" bis "großen" Unfallrisiken gerechnet werden. Dahinter folgt der Umgang mit Kühen und Färsen. Die Unfallrisiken beim Umgang mit diesen Tieren werden mit "gering" bis "mittel" bezeichnet.
Die Unfallrisiken bei der Durchführung von Sonderarbeiten an Kälbern wurden mit "sehr gering" bewertet.
Bei der Erfassung von "Beinahe"-Unfällen stellte es sich heraus, daß vor allem die Betriebsleiter sehr stark unfallgefährdet sind. Dies läßt sich wohl auch dadurch erklären, daß die Betriebsleiter einen großen Teil der Arbeiten selbst durchführen. Für die "Beinah"-Unfälle beim direkten Umgang mit Rindvieh waren vor allem Kühe und Mastbullen verantwortlich, wobei die wesentlichen Tätigkeiten zum Zeitpunkt des Unfalles das Melken, das Umtreiben/Umstallen und das Verladen/Führen waren.
Als Hauptgründe für die Unfälle führten die Landwirte vor allem falsches Verhalten der Arbeitsperson und unerwartete Tierreaktion an. Grundsätzlich sind die befragten Landwirte bereit, besonders empfohlene Schutzmaßnahmen auf ihrem Betrieb einzurichten bzw. durchzuführen.
Zur Verhütung bzw. zur Verringerung bestehender Unfallgefährdungen wurden baulich-technische und arbeitsorganisatorische Verbesserungsvorschläge gemacht.
Viele Unfälle, die sich beim Umgang mit Tieren ereignen, lassen sich vermeiden. Der Unberechenbarkeit der Tiere steht der Tierhalter keineswegs machtlos gegenüber. "Tiere anreden, bevor man sich nähert". Dieser uralte Grundsatz, der den richtigen Umgang mit den Tieren beinhaltet, ist von größter Bedeutung. Der schonende und überlegte Umgang mit Tieren ist der erste Weg zur Verhütung von Unfällen. Schon in den Berufsschulen sollten die angehenden Landwirte auf den richtigen Umgang mit Rindern vorbereitet werden.
Die Gefahren, die beim Umgang mit Rindvieh auftreten können, werden oft unterschätzt, da sich die Landwirte der auftretenden Gefahren meist nicht bewußt sind. Vor allem der Leichtsinn spielt hier eine große Rolle. Oftmals glauben die Betriebsinhaber bei Arbeiten, die sie schon oft durchgeführt haben, kann sich kein Unfall ereignen. Doch gerade dieser Irrtum kann im Extremfall tödlich sein.
Aber auch der Einsatz von einfachen technischen Hilfsmitteln, die vom Landwirt meist selbst angefertigt werden können, oder von haltungstechnischen Einrichtungen kann die Unfallgefahren bei der Verrichtung von Sonderarbeiten wesentlich verringern.
Desweiteren sollten Geräte und technische Einrichtungen regelmäßig auf ihren technischen Zustand hin überprüft werden. Gerade Verschleißteile sollten, je nach Alter und Intensität der Benutzung des Gerätes, regelmäßig erneuert werden, zudem der finanzielle Aufwand oft recht gering ist. So kostet z.B. ein Zugseil mit Seilklemme für einen Geburtshelfer laut Hersteller (Fa. Köhler, 1987) 9,-- DM.
Nach einem bestimmten Zeitraum sollten Geräte wie z.B. der Klauenpflegestand erneuert werden. Daß die finanziellen Belastungen dabei nicht allzu groß sind, zeigt nachfolgende Rechnung deutlich auf.
Der Investitionsbedarf für einen Klauenpflegestand in üblicher Ausführung (für Dreipunktanhängung) liegt nach Herstellerangaben (Fa. Köhler GmbH, 1987) bei ca. 3.000,--DM. Legt man nur eine 10-jährige Nutzungsdauer zu Grunde und schließen sich vier Landwirte zur gemeinsamen Benutzung des Standes zusammen, so ergibt sich ein Aufwand für Abschreibungen (AfA) von 75,-- DM pro Landwirt und Jahr. Für eine sichere Klauenpflege erscheint dieser finanzielle Aufwand als tragbar, zumal einem die Gesundheit dies wert sein sollte.
Jeder Landwirt sollte sich eigentlich darum bemühen, die arbeitsorganisatorischen und baulich-technischen Unfallverhütungsmaßnahmen zu beherzigen und durchzuführen. Er leistet damit einen wesentlichen Bei trag zur Unfallverhütung und bewahrt sich und seine mitarbeitenden Angehörigen vor finanziellen und vor allem vor gesundheitlichen Schäden.
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In der vorliegenden Arbeit wurden die möglichen unfallbeeinflussenden Faktoren bei der Durchführung von Sonderarbeiten in der Rindviehhaltung untersucht. Zudem wurde versucht baulich-technische und arbeitsorganisatorische Unfallverhütungsmaßnahmen zu erarbeiten bzw. abzuleiten.
Anhand einer Erhebung sollten zunächst Faktoren ermittelt werden, die eventuell Einfluß auf das Unfallgeschehen haben könnten.
Es stellte sich bei der Erhebung heraus, daß die befragten Betriebe die verschiedenen Sonder...
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