Die ursprünglich aus Afrika oder Indien stammende Zuckerhirse gehört, wie auch Mais und Zuckerrohr, zur Familie der Gräser, Unterfamilie Andropogonoideae. Vor allem als Energiepflanze für die Ethanolproduktion wird ihr seit einigen Jahren auch in der Bundesrepublik Deutschland besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Pflanzen können Wuchshöhen bis zu 3,5 m erreichen und legen 3 - 5 Bestockungstriebe mit Stengeldurchmessern von 0,5 - 3 cm an. Der Blütenstand ist eine Rispe, das Tausendkorngewicht schwankt zwischen 7 und 70 Gramm. Zuckerhirse gehört zur Gruppe der leistungsfähigen, an warme und trockene Standorte angepaßten C4- Pflanzen.
Erträge und Gehalte an Inhaltsstoffen zeigten in bisherigen Versuchen starke Schwankungen. An deutsche Verhältnisse angepaßte Sorten erbrachten jedoch im Versuch Frischmasseerträge bis zu 1 400 dt/ha bei 25 % TS. Ertragserwartungen von 900 dt/ha Frischmasse und 225 dt/ha Trockenmasse erscheinen daher unter der Voraussetzung, daß die besten Sorten auf geeigneten Standorten zum Anbau kommen, gerechtfertigt. Die Trockensubstanz erntereifer Zuckerhirse setzt sich zusammen aus ca. 6 % Rohasche, 7 - 8 % Rohprotein, 1 – 2 % Rohfett, 27 - 33 % Rohfaser und 48 - 55 % N-freien Extraktstoffen. Angepaßte Sorten erreichen Zuckergehalte von 9 - 11 % der Frischmasse, so daß Erträge an fermentierbaren Zuckern von 80 - 100 dt/ha mit der Zuckerhirse zu erwarten sind. Der Saccharoseanteil am Gesamtzucker nimmt mit fortschreitender Vegetationsperiode von ca. 20 auf über 60 % zu und kann als Indikator für den Reifezustand betrachtet werden. Die höchste Zuckerkonzentration befindet sich im Stengel, dessen Anteil am Frischgewicht zwischen 60 und 80 % liegt.
Geeignete Standorte für die Zuckerhirse weisen in den Monaten Juli bis August Durchschnittstemperaturen von über 16 Grad C und Niederschläge von über 400 mm in der Vegetationsperiode auf. An Boden und Fruchtfolge stellt die Zuckerhirse geringere Ansprüche. Sorten für die Ethanolerzeugung sollten hohe Zuckererträge erzielen und standfest sein. Sterile Sorten oder Sorten mit schwacher Kornausbildung enthalten weniger Stärke und erleichtern Ernte und Verarbeitung erheblich.
Die Zuckerhirse soll bei Erreichen einer Bodentemperatur von ca. 10 Grad ausgesät werden. Die Bodenbearbeitung erfolgt ähnlich wie zu Zuckerrüben. Die Aussaat des pillierten Zuckerhirse-Saatgutes kann mit Rübensägeräten erfolgen. Die Ablagetiefe sollte 2 - 4 cm, die Reihenweite 45 - 50 cm und der Abstand in der Reihe 7 - 8 cm betragen. Damit kann die angestrebte Bestandesdichte von 10 - 20 Pflanzen/qm erreicht werden.
Um hohe Erträge zu erzielen, sollten 150 - 200 kg N/ha gedüngt werden. Die Düngung der anderen Nährstoffe richtet sich nach der Bodenuntersuchung und dem Entzug, der bei einem Ertrag von 225 dt TS/ha ca. 90 kg P205, 325 kg K20 und 56 kg MgO beträgt. Als Pflanzenschutzmaßnahmen wirken sich eine Saatgutbeizung und eine Unkrautbekämpfung positiv auf den Ertrag aus. Da die Zuckerhirse sehr empfindlich auf Herbizide reagiert, kann nur der Einsatz von 2,0 kg Atrazin/ha vor der Saat und/oder der Maschinenhacke empfohlen werden.
Im Vergleich zu Mais zeigt die Zuckerhirse eine noch langsamere Jugendentwicklung. Dafür steigt der Zuckerertrag noch bis in den Oktober stark an. Als Kompromiß aus dem Wunsch nach hohen Zuckererträgen, einer langen Erntekampagne und guten Witterungsbedingungen kann die Ernte in der Zeit 15.9. - 10.11. mit 37 verfügbaren Feldarbeitstagen stattfinden.
Als Erntemaschinen für die Zuckerhirse kommen vor allem Feldhäcksler oder Zuckerrohrernter in Frage. Geeignete Mähbinder müßten erst entwickelt werden. Wegen zu geringer Leistung und unzureichender Zuckerextraktion erwies sich der Safternter als nicht geeignet für deutsche Verhältnisse. Demgegenüber stellt der Zuckerrohrernter ein gut geeignetes, schlagkräftiges Ernteverfahren für die Zuckerhirse dar. Die Erntekosten liegen im Bereich des Maishäckselns. Der bereits zur Zuckerhirseernte eingesetzte Zuckerrohrernter der Fa. CLAAS überschreitet allerdings die zulässige Breite für Straßenfahrten und müßte dementsprechend umgebaut werden. Auch Feldhäcksler mit einreihigen oder reihenunabhängigen Maisschneidwerken und reduzierter Messerzahl eignen sich zur Zuckerhirseernte. Sie sind in allen Leistungsklassen bereits in der Landwirtschaft vorhanden. Obwohl die Flächenleistung voraussichtlich geringer als beim Mais sein wird, können mit leistungsfähigen Selbstfahrer-Häckslern bis zu 2 ha/h geerntet werden. Die Kosten für die Zuckerhirseernte mit einzel- oder überbetrieblich einsetzbaren Häckslern dürften auch hier im Bereich des Maishäckselns liegen.
Die gehäckselte Zuckerhirse muß innerhalb kürzester Zeit verarbeitet werden, um Zuckerverluste zu vermeiden. Dagegen kann das Erntegut des Zuckerrohrernters drei bis fünf Tage zwischengelagert werden und erleichtert so die Organisation von Ernte, Transport und Verarbeitung.
Unter der Voraussetzung, daß die Ethanolproduktion in Großanlagen stattfindet, lassen sich die Verfahren zur Zuckerhirseernte in „Ernte und dezentrale Saftgewinnung“ und „Ernte und zentrale Saftgewinnung“ unterscheiden. Die höhere Zuckerextraktion und die Möglichkeit des Einsatzes der Bagasse zur Prozeßenergiegewinnung läßt das zentrale Verfahren günstiger erscheinen.
Obwohl diese Arbeit das landwirtschaftliche Produktionsverfahren für die Zuckerhirse umfassend beschreibt, zeigen sich in einigen Fragen noch Unklarheiten und Forschungsbedarf. Sollte die Zuckerhirse das erhoffte Ertragsniveau im großflächigen Praxisanbau erreichen, ist sie eine der bestgeeigneten Energiepflanzen zur Ethanolproduktion in der Bundesrepublik Deutschland.
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Die ursprünglich aus Afrika oder Indien stammende Zuckerhirse gehört, wie auch Mais und Zuckerrohr, zur Familie der Gräser, Unterfamilie Andropogonoideae. Vor allem als Energiepflanze für die Ethanolproduktion wird ihr seit einigen Jahren auch in der Bundesrepublik Deutschland besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Pflanzen können Wuchshöhen bis zu 3,5 m erreichen und legen 3 - 5 Bestockungstriebe mit Stengeldurchmessern von 0,5 - 3 cm an. Der Blütenstand ist eine Rispe, das Tausendkorngewicht...
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