Die im Menschen stattfindende metabolische Aktivierung von Arylaminen ist ein komplexer Prozess, dessen toxikologischen Konsequenzen von vielen Variablen abhängen. Die Phase I- und II-Enzyme hCYP1A2 (humanes Cytochrom P450 1A2) und hNAT2 (humane N-Acetyltransferase2), deren ausgeprägter Polymorphismus die Symetrie und somit die aus der Interaktion beider Enzyme resultierende Toxizität beeinflussen kann, stellen Schlüsselenzyme in diesem Prozess dar. Eine isolierte Betrachtung nur eines dieser beiden Schlüsselenzyme würde folglich die realen Verhältnisse des Arylamin-Stoffwechsels nur sehr reduziert widerspiegeln. Mit der in der vorliegenden Arbeit durchgeführten stabilen Koexpression von hCYP1A2 und hNAT2*4, *5B, *6A und *13 in V79MZ Chinesischen Hamsterzellen werden sowohl das komplexe Zusammenspiel von Phase I und Phase II-Enzymen als auch der kaukasische hNAT2-Polymorphismus umfassend in vitro dargestellt. Die stabile Integration der cDNAs von hCYP1A2 und hNAT2*4, *5B, *6A und *13 ins V79MZ Genom und deren Expression wurde sowohl auf molekularbiologischer Ebene, als auch biokatalytisch eingehend charakterisiert. Unter Verwendung des pcDNA3.1(+)-Vektorsystems gelang es für hCYP1A2 und die polymorphen Formen der hNAT2 ein vergleichbares Expressionsniveau sicherzustellen. Die Verifikation der Substratspezifität rekombinanter hNAT2 aus V79MZ-Zellen bei Umsetzung des Markersubstrates Sulfamethazin gelang über einen Vergleich mit enzymkinetischen Parametern heterolog exprimerter hNAT1 und hNAT2 aus Baculovirus-transfizierten Insektenzellen. Um die Enzymaktivitäten der verschiedenen Allele des hNAT2-Gens miteinander vergleichen zu können, wurde ein standardisiertes, HPLC-UV basiertes Auswahlverfahren für hNAT2-Klone bezüglich der Umsetzung von 2-Aminofluoren zu N-Acetylaminofluoren entwickelt. Die Validität dieses Verfahrens konnte über einen Vergleich des Wildtyps hNAT2*4 mit der allelischen Variante hNAT*13 bestätigt werden, da diese Enzymvariante gemäss in vivo-Ergebnissen aufgrund ihrer gegenüber dem Wildtyp unveränderten Aktivität, als interne Kontrolle fungierte. Desweiteren lagen die für die N-Acetylierung von 2-Aminofluoren und Sulfamethazin ermittelten kinetischen Parameter im physiologischen Bereich und spiegeln damit die für die kaukasische Population typische bimordale Verteilung von langsamen und schnellen Acetylierer-Phänotypen wider. Darüber hinaus konnte in Übereinstimmung mit in vivo- und in vitro-Ergebnissen gezeigt werden, dass die Aminosäuren-Substitutionen Ile114Tyr, Lys268Arg und Arg197Gln mit einem Verlust an enzymatischer Aktivität verbunden sind, welche allerdings nicht auf Proteininstabilitäten sondern auf verringerte Substrataffinitäten zurückzuführen sind. Aufgrund der genotoxikologischen Untersuchungen ist für hNAT2 auf eine Schutzfunktion bei der Umsetzung des 2-Aminofluorens zu schliessen, da es in der Interaktion mit hCYP1A2 die Mutationsfrequenz deutlich senkt. Als Nebenbefund konnte für eine Reihe von unterschiedlich substituierten Aminophenolen gezeigt werden, dass deren Cytotoxizität von der relativen Ringposition ihrer Amino- und Hydroxylgruppe abhängig ist. Insgesamt gelang es also die V79 Cell BatteryTM formell um das Phase II-Enzym hNAT2 zu erweitern, enzymkinetische Unterschiede für die in der kaukasischen Population am häufigsten vorkommenden NAT2-Varianten in vitro zu verifizieren, sowie die toxikologische Relevanz der Interaktion von CYP1A2 und NAT2 zu demonstrieren. Aufgrund der Berücksichtigung mechanistischer und pharmakogenetischer Aspekte, könnte der Einsatz der nunmehr erweiterten V79 Cell BatteryTM, sowohl bei der Neuausrichtung der europäischen Chemikalienpolitk (REACH) als auch im Zusammenhang mit der präklinischen Arzneimittelentwicklung einen wichtigen Beitrag liefern.
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Die im Menschen stattfindende metabolische Aktivierung von Arylaminen ist ein komplexer Prozess, dessen toxikologischen Konsequenzen von vielen Variablen abhängen. Die Phase I- und II-Enzyme hCYP1A2 (humanes Cytochrom P450 1A2) und hNAT2 (humane N-Acetyltransferase2), deren ausgeprägter Polymorphismus die Symetrie und somit die aus der Interaktion beider Enzyme resultierende Toxizität beeinflussen kann, stellen Schlüsselenzyme in diesem Prozess dar. Eine isolierte Betrachtung nur eines dieser be...
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