Atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch-rezidivierende entzündliche Hauterkrankung, deren Häufigkeit weltweit immer noch zunimmt. Die spezifischen Risikofaktoren sind noch immer nicht vollständig geklärt, so dass weitere Forschung erforderlich ist.
Im Jahr 2017 hat die Munich Atopy Prospective Study, eine prospektive Geburtskohorte, begonnen, die versucht unterschiedlichen Risikofaktoren für das Auftreten von AD bei einem Kind in den ersten vier Lebensjahren weiter zu identifizieren. Dazu gehören Nabelschnurblutanalysen sowie regelmäßige Erhebungen des allgemeinen Gesundheitszustands von Kind und Mutter, Anzeichen von AD, mögliche Umweltrisikofaktoren sowie Mikrobiomanalysen und Laboruntersuchungen.
Eine Komponente von MAPS konzentriert sich auf den möglichen Zusammenhang zwischen der mütterlichen Zuwendung zu den Bedürfnissen des Kindes einerseits und dem Auftreten von AD beim Kind andererseits.
Stresserfahrungen scheinen den Stresshormonspiegel in unserem Körper zu erhöhen, und ein erhöhter Stresshormonspiegel kann zum Ausbruch von AD führen.
Kinder sind nicht in der Lage, eine Stressreaktion allein zu bewältigen. Sie brauchen die Anwesenheit einer einfühlsamen Bezugsperson, die dem Kind hilft, die physiologische Stressreaktion zu regulieren. Daher haben wir im Rahmen von MAPS das mütterliche Betreuungsverhalten analysiert, um einen möglichen Zusammenhang mit dem Auftreten von AD beim Kind herauszufinden.
Wir führten 20 halbstrukturierte Interviews mit Müttern von teilnehmenden MAPS-Kindern, davon 10 mit Müttern von Kindern, bei denen AD diagnostiziert wurde, und 10 mit Müttern von gesunden Kindern. Die Interviews wurden wortwörtlich transkribiert und anhand von 26 verschiedenen Items ausgewertet: Wir überprüften, wie die Mütter (i) die häusliche Situation während ihrer Kindheit, (ii) ihre derzeitige Arbeits-/Lebenssituation und (iii) die Situation während der Schwangerschaft und (nach) der Geburt wahrnahmen. Sowohl (i) was die Mütter sagten, als auch (ii) wie sie es sagten, wurde auf einer Likert-Skala bewertet. Der Mittelwert pro Item wurde für jede Gruppe berechnet.
Die unterschiedlichen Mittelwerte pro Item zeigen relevante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen auf. Mütter mit AD-diagnostizierten Kindern erzielen hohe Werte bei den Items "Unverarbeitetes Trauma", "Ablehnung der Eltern", "Idealisierung", "Abwertung" und "Wertschätzung der Unabhängigkeit". Sie erzielen niedrige Werte bei den Items "liebevolle Eltern", "Kohärenz des Skripts" und "Vernachlässigung". Die Kontrollgruppe zeigt bei den oben genannten Items die gegenteiligen Ergebnisse. Die Werte für "atopische Veranlagung" und "% Arbeit" sind in beiden Gruppen ähnlich.
In Bezug auf "nature" vs. "nurture" beobachten wir vergleichbare elterliche atopische Prädispositionen, jedoch erhebliche Unterschiede in den Verhaltensmustern der Mütter.
Hohe Werte für "Erinnerungsmangel", "unbewältigtes Trauma", "Idealisierung", "Abwertung" und niedrige Werte für "Skriptkohärenz" und "Vernachlässigung", wie hier bei den Müttern atopischer Säuglinge gezeigt, sind mit unsicherer dismissiver Bindung verbunden[1]. Studien zeigen, dass Eltern mit dismissiver Bindung es versäumen, die erforderliche Fürsorge zu leisten, vor allem dann, wenn das Kind die elterliche Zuwendung am dringendsten benötigt[2].
Wird die erforderliche mütterliche Fürsorge unbeabsichtigt unterlassen, kann das Kind in Not geraten. Dies deutet darauf hin, dass die mütterliche Zuwendung ein relevanter Risikofaktor für einen erhöhten Stresshormonspiegel und infolgedessen für die Entwicklung von AD ist.
Im klinischen Alltag ist die Durchführung und Ausarbeitung der verwendeten zeitintensiven Interviews nicht machbar. Daher ist es wichtig, ein nützliches Tool zu entwickeln, das diesen potenziellen Risikofaktor für das Auftreten von AD identifizieren kann.
References
1. Hesse, E., The Adult Attachment Interview, in Handbook of Attachment - Theory, Research, and Clnical Applications. 2008, The Guilford Press: New York. p. 552-598.
2. Handbook of closeness and intimacy. 2004, Lawrence Erlbaum Associates Publishers: Mahwah, NJ, US. p. 397-412.
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Atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch-rezidivierende entzündliche Hauterkrankung, deren Häufigkeit weltweit immer noch zunimmt. Die spezifischen Risikofaktoren sind noch immer nicht vollständig geklärt, so dass weitere Forschung erforderlich ist.
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