Einleitung: Das Konzept der neoadjuvanten Hormontherapie (NH) beim lokalisierten Prostatakarzinom zeigt widersprüchliche Ergebnisse in der Literatur bezüglich Downstaging und Downgrading, sowie hinsichtlich langfristiger lokaler Tumorkontrolle, rezidivfreies Überleben und Operabilität. Wir untersuchten den Effekt der antiandrogenen Vorbehandlung vor radikaler Prostatektomie an dem Patientengut der urologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar. Methode: In einer retrospektiven Analyse wurden 583 Patienten, die sich einer radikalen retropubischen Prostatektomie unterzogen, ausgewertet. 75 dieser Patienten erhielten über 3 Monate präoperativ eine maximale Androgenblockade. Die prä- und perioperativen Parameter - PSA-Wert, systematische Prostatastanzbiopsie, pathologisches Tumorstadium, Operationsdauer, intraoperativer Blutverlust, stationäre Aufenthaltsdauer - und das Follow-up wurden für beide Kollektive statistisch untersucht. Ergebnisse: Die Gruppe mit NH hatte prognostisch ungünstigere Stagingparameter (medianer PSA-Wert 16,7 ng/ml, Anzahl befallener Stanzzylinder 3,6) gegenüber den Patienten ohne NH (PSA 10,9, 2,6 Stanzzylinder). Trotzdem war der Anteil organbegrenzter Tumoren nach NH höher (63,5% vrs. 49,4%). Die Kaplan Meier Analyse zeigte eine höhere Progressionsrate für pT2b-Tumoren oder kleiner nach NH, verglichen mit der Gruppe ohne NH. PT3a-Tumore oder größer wiesen eine vergleichbare Progressionsrate mit und ohne NH auf. Es finden sich keine Unterschiede bzgl. der Rate positiver Schnittränder am Operationspräparat. Die Gruppe mit NH hatte eine signifikant höhere Rate an positiven Lymphknoten und ein höheres durchschnittliches Tumorgrading. Die Operabilität gemessen an Operationszeit, Blutverlust und stationärer Aufenthaltsdauer war identisch. Schlußfolgerung: In unserem Patientengut zeigt sich nach 3 Monaten neoadjuvanter Hormontherapie ein Downstaging des lokalisierten Prostatakarzinoms. Der Effekt dieses Downstagings resultiert jedoch nicht in einer Erhöhung des rezidivfreien Überlebens. Eine Senkung der positiven Absetzungsränder oder ein Downgrading konnte nicht beobachtet werden. Somit bedingt die Vorbehandlung lediglich eine kosmetische Korrektur des Operationspräparates ohne Nutzen für den Patienten oder behandelnden Arzt. In dieser Form ist die neoadjuvante Androgenblockade vor radikaler Prostatektomie abzulehnen.
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Einleitung: Das Konzept der neoadjuvanten Hormontherapie (NH) beim lokalisierten Prostatakarzinom zeigt widersprüchliche Ergebnisse in der Literatur bezüglich Downstaging und Downgrading, sowie hinsichtlich langfristiger lokaler Tumorkontrolle, rezidivfreies Überleben und Operabilität. Wir untersuchten den Effekt der antiandrogenen Vorbehandlung vor radikaler Prostatektomie an dem Patientengut der urologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar. Methode: In einer retrospektiven...
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