Das menschliche Gehirn ist ein hochkomplexes System bestehend aus Milliarden von Neuronen und Synapsen, und bis heute ist es eine Herausforderung die neuronalen Prozesse zu entschlüsseln, die physiologischen und krankhaften Zuständen zugrunde liegen. Verschiedene bildgebende Verfahren wurden entwickelt, wie z.B. die nicht-invasive Magnetresonanztomographie (MRT) oder die hochauflösende Elektronenmikroskopie (EM), welche es ermöglichen molekulare Prozesse in ihrem biologischen Kontext zu untersuchen oder ein Konnektom zu konstruieren, um detaillierte anatomische Informationen über synaptische Verknüpfungen mit hoher Auflösung zu erhalten. Diese Techniken erfordern jedoch Kontrastmittel um zugrunde liegende physikalische Grenzen zu überwinden, wodurch sich Herausforderungen z.B. in Bezug auf die Verabreichung und Spezifität ergeben.
Obwohl Färbemethoden für EM in der Regel auf Schwermetallen basieren, können Eisenoxide auch einen elektronendichten Kontrast in der Elektronenmikroskopie liefern und sind gleichzeitig auch als Kontrastmittel für MRT geeignet. Darüber hinaus verfügen große Eisenoxidpartikel aus Magnetit über vorteilhafte Eigenschaften, die magnetische Manipulationen biologischer Systeme ermöglichen. Eine genetisch kontrollierte, induzierte Magnetit-Bildung wurde bei aeroben Organismen jedoch noch nicht erreicht. Ziel dieser Doktorarbeit war es daher, verschiedene vollständig genetisch kodierte biologische Schnittstellen sowohl für MRT als auch für EM zu entwickeln und zu charakterisieren sowie die kontrollierte Magnetit-Bildung im biologischen Kontext zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden verschiedene proteinhaltige Nanokompartimente in Säugetierzellen exprimiert und hinsichtlich ihrer Fähigkeit zur Eisenanreicherung charakterisiert.
Der erste Teil dieser Arbeit konzentrierte sich auf das ubiquitäre, Ferrihydrit-bildende Eisenspeicherprotein Ferritin und die Verbesserung seiner magnetischen Eigenschaften, um magnetische Wechselwirkungen mit Zellen zu ermöglichen. Während hochmagnetisches, magnetithaltiges Ferritin (Magnetoferritin) bereits charakterisiert wurde, wird der Magnetitkern durch in vitro-Synthese gewonnen, was die Anwendbarkeit von Magnetoferritin als genetisch kodierte Schnittstelle einschränkt. In der vorliegenden Arbeit wurde sowohl an reinen Eisenpartikeln als auch an Ferritin untersucht, ob es möglich ist natürlich vorkommendes Ferrihydrit in magnetisch günstigeres Magnetit umzuwandeln. Darüber hinaus wurde eine Akkumulation von Ferritin innerhalb zellulärer lysosomaler Kompartimente untersucht, um zu testen, ob Agglomerationseffekte die magnetischen Eigenschaften von Ferrihydrit verbessern können.
Der zweite Teil dieser Arbeit konzentrierte sich auf die Charakterisierung eines neuen, proteinartigen Nanokompartiments bakteriellen Ursprungs: das Encapsulin-System von Quasibacillus thermotolerans (Qt), das aus einem Hüllenprotein und einem selbst-sortierenden Cargo-Protein besteht. Encapsuline sind bakterielle Nanokompartimente, die an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt sind, und einige enthalten Ferroxidasen als Cargo-Protein was auf eine Rolle im Eisenstoffwechsel hinweist. Das gewählte Encapsulin ist mit einem neuen Typ von Ferroxidase assoziiert, und sowohl Hülle als auch Cargo wurden in dieser Arbeit charakterisiert. Expression, Selbstassemblierung und Cargo-Autotargeting wurden in E. coli und in Säugetierzellen nachgewiesen. Darüber hinaus wurde eine Kryo-EM-Analyse durchgeführt um detaillierte strukturelle Informationen zu gewinnen, die zeigten, dass diese Encapsulin das erste mit einer Triangulationszahl T = 4 ist und damit das größte bisher bekannte Encapsulin. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die native Qt-Ferroxidase im direkten Vergleich zu einem anderen Encapsulinsystem sowie zu Ferritin eine überlegene Fähigkeit zur Eisenspeicherung besitzt, was die Eignung von eisenbeladenem Qt Encapsulin als Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie unterstreicht. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass das Qt Encapsulin als vollständig genetisch kodiertes EM-Kontrastmittel geeignet ist, da es elektronendichte, klar unterscheidbare Partikel im zellulären TEM liefert.
«
Das menschliche Gehirn ist ein hochkomplexes System bestehend aus Milliarden von Neuronen und Synapsen, und bis heute ist es eine Herausforderung die neuronalen Prozesse zu entschlüsseln, die physiologischen und krankhaften Zuständen zugrunde liegen. Verschiedene bildgebende Verfahren wurden entwickelt, wie z.B. die nicht-invasive Magnetresonanztomographie (MRT) oder die hochauflösende Elektronenmikroskopie (EM), welche es ermöglichen molekulare Prozesse in ihrem biologischen Kontext zu untersuc...
»