Hintergrund: Zerebrale Ischämien verursacht durch arterio-arterielle Embolien stellen bei der Carotisendarteriektomie (CEA) die häufigste und schwerwiegendste Komplikation dar. In der diffusiongewichteten Magnetresonanztomographie (DWI) lassen sich derartige Ischämien als DWI-Läsionen zeitnah und sehr sensitiv darstellen. Die transkranielle Dopplersonographie (TCD) ermöglicht den direkten Nachweis intraoperativer Mikroembolien in der zerebralen Strombahn. Fragestellung: 1. Wie hoch ist die Inzidenz postoperativer DWI-Läsionen nach CEA bei asymptomatischen und bei symptomatischen Patienten? 2. Welchen Einfluss haben Größe und Anzahl der DWI-Läsionen auf die Ausbildung morphologischer Korrelate in der konventionellen Magnetresonanztomographie? 3. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der Magnetresonanz-tomographie und dem neurologischen bzw. neuropsychologischen (kognitiven) Outcome der Patienten? 4. Lässt sich aus der Korrelation zwischen dem zeitlichen Auftreten der mittels TCD erfassten Mikroembolien und dem Auftreten neuer DWI-Läsionen eine Aussage über das Embolierisiko einzelner Operationsphasen treffen? Material und Methode: In einer konsekutiven nicht randomisierten Studie wurden zwischen Mai 2000 und Juni 2002 96 CEAs (51 asympt. / 45 sympt.) an 89 Patienten durchgeführt. Die neurologische Untersuchung erfolgte bei allen Patienten, die DWI bei 82 Patienten jeweils am ersten prä- und postoperativen Tag. Im Falle postoperativ neu aufgetretener DWI-Läsionen wurden die Patienten nach 7-10 Tagen mittels konventioneller Magnet-resonanztomographie untersucht. Bei 33 der 89 Patienten wurde intraoperativ die TCD durchgeführt. Die neuro-psychologische Untersuchung erfolgte bei 29 Patienten in den letzten präoperativen Tagen sowie 6 Wochen nach CEA. Ergebnisse: 1. Bei 16 Patienten (19,5 %) kam es nach CEA zu neuen DWI-Läsionen. 15 Patienten zeigten punktuelle Läsionen, bei einem Patienten kam es zu einer territorialen Ischämie. Symptomatische Patienten hatten ein erhöhtes Risiko für das Auftreten postoperativer zerebraler Ischämien. 2. 50 % der postoperativ frischen Ischämien zeigten ein morphologisches Korrelat in der konventionellen Untersuchung nach 7 - 10 Tagen. Statistisch signifikant war hierfür sowohl die Anzahl (p=0,031) als auch das Gesamtvolumen (p=0,023) der Diffusionsstörungen ausschlaggebend. Symptomatische Patienten wiesen signifikant mehr persistierende Ischämien auf als asymptomatische Patienten (p=0,003). 3. 4 Patienten (4,2 %) (1 asympt. / 3 sympt.) hatten postoperativ ein fokal neurologisches Defizit und zeigten sowohl eine DWI-Läsion als auch in der konventionellen Untersuchung eine persistierende Läsion. 75 % der postoperativ neu aufgetretenen Ischämien waren somit klinisch stumm. Ein Zusammenhang zwischen den kognitiven Veränderungen in der neuro-psychologischen Untersuchung und den Ergebnissen der Magnetresonanztomographie konnte nicht dargestellt werden. 4. Bei 32 Patienten (97 %) wurden intraoperativ mikroembolische Signale registriert. Deren Nachweis während der Präparation korrelierte statistisch signifikant mit dem Nachweis postoperativ neuer Ischämien (p=0,027). Symptomatische Patienten zeigten bei der TCD ein erhöhtes Risiko intraoperativer Mikroembolien. Schlussfolgerung und Ausblick: Nach CEA treten in der DWI ischämische Läsionen häufig auf, sind jedoch in 75 % der Fälle klinisch stumm. Symptomatische Patienten haben hierbei ein höheres Risiko für thrombembolische Ereignisse. In Verbindung mit der TCD zeigt sich, dass diese Embolien besonders während der Präparationsphase auftreten. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um zu klären, welchen Einfluss die Plaquemorphologie sowie die verschiedenen Operationstechniken auf das Auftreten intraoperativer arterio-arterieller Embolien haben.
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