Neuronale Mehrzellableitungen wurden im Vorderhirn von wachen 30 tägigen, 60 tägigen und adulten, männlichen Zebrafinken durchgeführt, um die Reaktionen des Feld L Komplexes auf synthetische und natürliche Reize während kritischer Phasen des Gesangslernens zu untersuchen. Bei erwachsenen Vögeln gibt es sechs verschiedene, funktionelle Areale im Neostriatum. Sie werden entsprechend ihrer anatomischen Gegenstücke im Feld L NA-L, NA2a, NA2b, NA2c, NA3 und NA4 genannt. Festgelegt werden diese Gebiete anhand ihrer tonotopen Gradienten, d.h. wie Reintöne von tiefen zu hohen Frequenzen abgebildet werden, und ihrer Antwortverhalten auf Reintöne. Die Gebiete sind in beiden Hemisphären vorhanden. Gebietsgrößen und -volumina werden bestimmt, mit dem Ergebnis, dass die größten Areale (NA-L, NA3) geeignet sind, um spektrale Inhalte des Schalls zu kodieren, während kleinere Gebiete (NA2b, NA2c) geeignet sind, temporale Aspekte zu kodieren. Alle Gebiete reagieren auf harmonische Komplexe, aber nur 1,14% der Ableitorte sind fähig die Tonhöhe der fehlenden Basisfrequenz aus den Harmonischen zu erkennen. Zum ersten Mal wird eine Gesangsselektivität für Individualgesang im Feld L Komplex gezeigt. Diese neuronale Selektivität kann nur in den kompletten neuronalen Reaktionen ganzer Gebiete gesehen werden und nicht in den Reaktionen einzelner Zellen oder Ableitorte. In jungen, 30 tägigen Vögeln können die drei Gebiete NA-L30, NA2b30 und NA2c30, unterschieden werden. Bei 60 tägigen Vögeln werden die fünf Gebiete NA-L60, NA2a60, NA2b60, NA2c60 und NA360 festgelegt. Gebietsgrößen ändern sich nicht während der Ontogenie. Die unterschiedlichen Gebiete juveniler Tiere zeichnen sich schon durch ausgereifte neuronale Verhaltensweisen aus, was bedeutet, dass die Myelinisierung vollständig ist und synaptische Eigenschaften adulte Charakteristika zeigen. Bei Jungtieren kann keine neuronale Gesangsselektivität gezeigt werden. Gebiete mit grundlegenden Schallkodierungseigenschaften, wie spektrale und temporale Analyse, existieren schon bei 30 tägigen Vögeln, während Gebiete mit komplexeren Aufgaben, wie der Kodierung von Frequenzmodulationen, erst später in der Entwicklung auftauchen. Spektrale und temporale Eigenschaften von Schallreizen können aber durchaus parallel in einem Gebiet verarbeitet werden. Die Verzweigungen und Verbindungen der Dendriten von Einzelzellen scheinen in einem gereiften Zustand zu sein, so bald das entsprechende Gebiet aktiviert wird. Eine Vorverarbeitung von unterschiedlichen Gesangtypen wird im adulten Feld L Komplex, afferent zum Gesangssystem, durchgeführt. Die unvollständige funktionelle Organisation des Feld L Komplexes junger, 30 tägiger Vögel mag ein Grund für die neuronale Unspezifität im Gesangsystem dieser Altersgruppe sein.
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Neuronale Mehrzellableitungen wurden im Vorderhirn von wachen 30 tägigen, 60 tägigen und adulten, männlichen Zebrafinken durchgeführt, um die Reaktionen des Feld L Komplexes auf synthetische und natürliche Reize während kritischer Phasen des Gesangslernens zu untersuchen. Bei erwachsenen Vögeln gibt es sechs verschiedene, funktionelle Areale im Neostriatum. Sie werden entsprechend ihrer anatomischen Gegenstücke im Feld L NA-L, NA2a, NA2b, NA2c, NA3 und NA4 genannt. Festgelegt werden diese Gebiet...
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