Die Schlachtrinderproduktion stellt mit einem Anteil von rund 20 % an den Verkaufserlösen einen wesentlichen Beitrag zum Betriebserfolg der westdeutschen Landwirtschaft dar. Trotzdem ist über die Produktionsstruktur relevanter Rindermastverfahren in Bayern nur wenig Datenmaterial verfügbar. Mit dieser Arbeit sollte nun der Versuch unternommen werden, dieses Manko zu beheben. Dabei wurde im besonderen auf die spezialisierte Bullenmast eingegangen, wobei in diesem konkreten Fall nicht nur der Gesamtumfang der Produktion interessierte, sondern auch eine differenzierte Betrachtung in Abhängigkeit von der jeweiligen Bestandesgröße. Als Datenmaterial dienten hierfür die Ergebnisse der allgemeinen Viehzählung in Bayern von 1977 bis 1979, wobei es sich jeweils um eine Vollerhebung handelte. Eine Einschränkung der Daten erfolgte in der Weise, daß die Betriebe mindestens eine der folgenden drei Bedingungen erfüllen mußten:
1. Zahl der Rinder > 0 und Zahl der Kühe= 0.
2. Zahl der Rinder > 0, Zahl der Kühe > 0 und Summe der männlichen Rinder von 6 Monaten bis 1 Jahr und von 1 Jahr bis 2 Jahren ≥ 10.
3. Zahl der Rinder > 0 und Zahl der Kälber unter 6 Monaten > 20.
Nach Maßgabe obiger und zur Abgrenzung der einzelnen Produktionsverfahren gesetzter Bedingungen gehen 1977 insgesamt 15.110 Betriebe mit 646.216 Rindern in die Auswertung ein. Dieser Umfang steigert sich bis zum Jahr 1979 auf 18.234 Betriebe mit 784.001 Tieren.
Die bedeutendste Produktionsrichtung stellt die spezialisierte Bullenmast dar, deren Anzahl an Betrieben von 6.550 auf 8.331 und deren Rindergesamtbestand von 261.974 auf 359.514 ansteigt. Mit 4.485 Betrieben entfallen mit sinkender Tendenz 1979 53,8 % aller Betriebe allein auf die Klasse bis zu 30 Tiere mit aber nur 19,4 % aller Rinder. Die Klasse mit 150 - 180 Tieren verzeichnet neben einem Anstieg der Anzahl der Betriebe auf 166 mit 224,3 % die größte relative Zunahme. Die durchschnittliche LF nimmt bei zunehmender Tierzahl von 14,5 ha in der Klasse bis 30 Tiere auf 108,0 ha in der Klasse mit 240 und mehr Tieren zu. Mit 33,3 % ist der Anteil der Klasse bis 30 Tiere an der Gesamtfläche stark unterproportional.
Der durchschnittliche Kälberbestand steigt mit Ausnahme der Klassen mit 150 - 180 Tieren und mit 210 - 240 Tieren mit zunehmendem Rindergesamtbestand von 3,0 auf 87,7 Kälber an. Ebenso wie bei der Fläche ist auch bei den durchschnittlichen Kälberbestandszahlen eine fallenden Tendenz von 1977 - 1979 festzustellen. Die mittleren Bullenbestände im Alter von 6 Monaten bis 1 Jahr und von 1 Jahr bis 2 Jahren steigen in den einzelnen Klassen nahezu linear von 5,1 auf 137,8 bzw. von 6,4 auf 84,4 Bullen 1979. In der Regel weisen diese beiden Bestände eine positive Tendenz auf. Eine weitere Feststellung ist die, daß die relativen Anteile am jeweiligen Gesamtbestand mit zunehmendem Alter der Bestände in den unteren Klassenmitten ansteigen. Die Intensität der Rindermast, ausgedrückt in RiGV/ha, steigt mit zunehmender Bestandesgröße von 0,7 auf 1,8 1979 an, wobei eine insgesamt positive Entwicklung zu erkennen ist.
Mittels der Korrelations- und Regressionsanalyse ergeben sich für die Bestandesgruppen Kälber, Bullen, Rinder insgesamt und RiGV entweder keine statistisch gesicherten oder nur relativ geringe lineare Abhängigkeiten von der LF. Dagegen ist für die Rinderbesatzstärke eine nicht unerhebliche Abhängigkeit von der LF in den verschiedenen Klassen festzustellen. Sie verläuft indirekt proportional zur LF.
Die Analyse der Bullenmastbestände hinsichtlich ihrer regionalen Verteilung liefert das Resultat, daß sich die Bestände mit zunehmender Größe auf immer weniger Regionen konzentrieren. Während die unterste Klassemitte bis auf das Alpenvorland und Teile des Bayerischen Waldes relativ gleichmäßig über ganz Bayern verteilt ist, verlagern sich die größeren Bestände zunehmend nach Mittel- und vor allem Südbayern. Hier sind als Gebiete mit stärkerer Konzentration München, Augsburg, Rottal, Nördlinger Ries und Gäuboden zu nennen. Als herausragende Region ist in allen Klassen die Münchner Schotterebene zu erwähnen.
Die Analyse der einzelbetrieblichen Entwicklung der Bullenmastbetriebe von 1977 bis 1979 ergibt, daß die Bestände im Durchschnitt größer werden. Die Aufstockungsrate pro Betrieb und Jahr sinkt von 2,1 auf 1,6 Tiere. 1.176 oder rund 25 % aller Betriebe stocken ihre Bestände 1977/78 um wenigstens 10 % auf und behalten diese Bestandesgröße 1979 zumindest bei. Von der mit steigender Bestandesgröße gleichmäßig zunehmenden Aufstockungsrate weicht die Klasse mit 150 - 179 Tieren mit 55,5 erheblich nach oben ab. Unerwartet tritt 1978/79 im betrieblichen Wachsturn derjenigen Betriebe, die um mindestens 10 % aufstocken, eine deutliche Verminderung ein. So sinkt die Anzahl der Betriebe auf 348 und die durchschnittliche Aufstockungsrate pro Betrieb um 0,3 Einheiten auf 11,9 gegenüber der vorhergehenden Gruppe ab. Die Regressionsanalyse zeigt, daß die Aufstockungsrate 1978/79 in stärkerem Maße von der LF abhängt als 1977/78. Die Untersuchung derjenigen Betriebe, die die spezialisierte Bullenmast als neuen Produktionszweig aufnehmen, ergibt insgesamt 1978 2.197 und 1979 1.746 Betriebe. Von diesen entfallen in beiden Jahren jeweils knapp über 70 % in die Klasse mit 6 - 29 Tiere.
Nach der spezialisierten Bullenmast stellt die kombinierte Bullenmast und Milchviehhaltung den bedeutendsten Produktionszweig dar. Als einziger verzeichnet er aber eine Abnahme der Anzahl der Betriebe zwischen 1977 und 1979 von 6.199 auf 5.834. Dagegen sinkt die Gesamttierzahl nur unbedeutend auf 317.999 im Jahre 1979 ab. Weiterhin ergeben sich 1979 für die wichtigsten Parameter folgende Durchschnittswerte pro Betrieb: Landwirtschaftlich genutzte Fläche 25,1 ha, Kälberbestand 9,5, Milchkuhbestand 14,7, Bullenbestand ab 6 Monate 20,5, Rindergroßvieheinheiten (RiGV) 32,5, Rinderbesatzstärke (RiGV/ha) 1,4.
Mit großem Abstand, gemessen an der Anzahl der Betriebe, steht die kombinierte Bullen- und Färsenmast an der dritten Stelle. Diese steigt von 1.218 auf 1.923 Betriebe an. Parallel dazu vergrößert sich die Gesamttierzahl von 34.516 auf 55.376. Als Durchschnittswerte pro Betrieb können für das Jahr 1979 folgende Kennzahlen angegeben werden: LF 19,3 ha, Kälberbestand 5,9, Mastrinderbestand (ohne Kälber) 28,8, Rinderbesatzstärke 0,8.
Als nächster Produktionszweig ist die spezialisierte Färsenmast zu nennen. Auch hier nimmt die Anzahl der Betriebe von 659 auf 1.073 zu und die Gesamttierzahl von 9.614 auf 15.478. Für 1979 ergeben sich bei den wichtigsten Parametern die nachstehenden Mittelwerte je Betrieb: LF 12,9 ha Kälberbestand 2,4, Rindergesamtbestand 14,4, Rinderbesatzstärke 0,8.
Die nächsten drei Produktionsrichtungen fallen im Vergleich dazu in ihrer Bedeutung weit ab. Dabei kann als erstes die kombinierte Bullenmast, Färsenmast, Schlacht- und Mastkuhhaltung erwähnt werden. Sie verzeichnet eine Zunahme der Betriebe von 163 auf 368 mit einer Tierzahl von 5.306 auf 12.629. Die mittleren Werte je Betrieb lauten für die wichtigsten Kennziffern 1979: LF 21,6 ha, Kälberbestand 7,0, Schlacht- und Mastkuhbestand 5,8, Rinderbestand ab 6 Monate 27,0, RiGV 19,7, RiGV/ha 1,5.
An der sechsten Stelle liegt die kombinierte Bullenmast, Schlacht- und Mastkuhhaltung. Die Anzahl der Betriebe erhöht sich bei diesem Produktionszweig von 174 auf 322 und die Gesamttierzahl von 7.440 auf 9.880. Für die bedeutendsten Parameter können folgende Durchschnittswerte 1979 angegeben werden: LF 23,7 ha, Kälberbestand 6,4, Schlacht- und Mastkühe 5,8, Rinderbestand (ohne Kälber) 22,2, RiGV 16,3, RiGV/ha 0,9.
Knapp dahinter folgt die kombinierte Färsenmast, Schlacht- und Mastkuhhaltung. Auch in diesem Fall ist sowohl eine Zunahme der Betriebe von 104 auf 293 als auch der Rindergesamtzahl von 2.225 auf 5.324 zu verzeichnen. Für die Mittelwerte der wichtigsten Kennzahlen ergeben sich 1979 pro Betrieb nachfolgende Zahlen: LF 16,8 ha, Kälberbestand 2,9, Schlacht- und Mastkühe 6,6, Rinderbestand 13,8, RiGV12,0 , RiGV/ha 1,0.
Nach Maßgabe der Anzahl der Betriebe ist die spezialisierte Schlacht- und Mastkuhhaltung an der letzten Stelle einzuordnen, obwohl sie von 45 auf 90 zunimmt. Die Rindergesamtzahl wächst von 1.507 auf 2.368. Für die Durchschnittswerte lassen sich bei den wichtigsten Parametern 1979 folgende Zahlen angeben: LF 40,0 ha, Schlacht- und Mastkühe 25,0, RiGV/ha 1,0.
Der Umfang dieser Auswertung kann anhand folgender Angaben beurteilt werden: Im Vergleich mit den Daten des "LKV" werden 1979 mit 8.331 Bullenmastspezialbetrieben und 359.514 Mastbullen (inkl. Kälber) die 10,7fache Anzahl an Betrieben bzw. die 7,6fache Anzahl an Mastrindern analysiert.
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