Abschließend kann zu den Versuchseinsätzen des Jahres 196o folgendes gesagt werden:
In der Versuchsreihe "Vollernter mit mechanischen Trennvorrichtungen“ wurden folgende Maschinen eingesetzt:
1."Ziegler“-Vollernter (im direkten und zweigeteilten Verfahren mit dem Gummilappen-Trennorgan),
2."Hassia"-Kartoffel-Vollerntemaschine mit dem geneigten Verleseband,
3. Kartoffel-Sammelroder "Luni" mit dem Bürstenwalzen-Trennorgan.
In der Gruppe "ohne mechanische Trennvorrichtungen " gelangten neben den oben genannten Maschinen noch:
4. Die Kartoffel-Vollerntemaschine "Climax",
5. Der "Massey-Ferguson-Vollernter 711",
sowie als Vergleichsmaschinen für die Beschädigungsuntersuchungen die
6. Vorratsroder Lanz „VR 2“ und „Stille“ zum Einsatz.
Für einen Vergleich der drei Trennsysteme können nur die auf Schotterboden ermittelten Ergebnisse herangezogen werden, da die "Luni" nur auf diesem Boden eingesetzt werden konnte. Dabei ergibt sich bezüglich der Trennleistungen nachstehende Reihenfolge:
l. Das Bürsten-Trennorgan der "Luni" erzielte den besten Trenneffekt mit: Fehlgeleitete Kartoffeln 6,8 – 8,4 %, fehlegeleitete Steine 12,8 – 19,3 %, Leitgütegrad für Kartoffeln 86,8 – 92,6, Leitgütegrad für Steine 86,5 – 88,9.
2. Die Gummilappen-Trennvorrichtung der "Ziegler" im direkten Verfahren mit: Fehlgeleitete Kartoffeln 10,6 – 22,8 %, fehlegeleitete Steine 23,8 – 36,4 %, Leitgütegrad für Kartoffeln 74,9 – 89,4, Leitgütegrad für Steine 70,7 – 76,5.
3. Die Gummilappen-Trennvorrichtung der "Ziegler" im zweigeteilten Verfahren mit: Fehlgeleitete Kartoffeln 21,9 – 23,4 %, fehlegeleitete Steine 22,5 – 27,8 %, Leitgütegrad für Kartoffeln 76,6 – 84,6, Leitgütegrad für Steine 63,2 – 77,5.
Runde Steine und Kiesel lassen sich also – vor allem mit dem Bürsten-Trennorgan - recht exakt aus dem Erntestrom auslesen. Durch Verwendung von Vollerntern mit mechanischen Trennvorrichtungen ist es somit möglich, die Kartoffelernte auch auf diesen schwierigen Schotterböden arbeitswirtschaftlich günstiger zu gestalten.
Hinsichtlich der Flächen- und Mengenleistung steht die „Climax“ weitaus an der Spitze. Ihr folgen die „Ziegler“ im direkten Verfahren, die „Tröster“ und die „Luni“, zwischen denen nur geringe Unterschiede bestehen. Eine Zwischenstellung zwischen der „Climax“ und dieser Gruppe nimmt die „Ziegler“ im zweigeteilten Verfahren ein (2-reihig!). Sie konnte keine so hohen Leistungen erreichen wie in den vergangenen Jahren, während die Leistung der „Luni“ gegenüber den Versuchen des Jahres 1959 erheblich gesteigert werden konnte.
Die Beschädigungszahlen liegen bei den im Hauptversuch eingesetzten Maschinen im allgemeinen nicht allzu hoch über den als optimal angesehenen Werten von ca. 100 – 120.
Die im Vorversuch mit dem „VR 2“ und der „Ziegler“ ermittelten Beschädigungszahlen sind dagegen erschreckend hoch, so daß sowohl direkte, als auch das zweigeteilte Verfahren in der derzeitigen Form für das Ernten von Speisekartoffeln nicht anwendbar ist und für das Ernten von Futter- oder Brennereikartoffeln nur sehr bedingt Anwendung finden kann.
Bei gerupftem Kraut entstehen stärkere Beschädigungen als bei geschlagenem. Die günstigsten Ergebnisse waren bei langem Kraut zu verzeichnen, wodurch die langen Krautteile eine gewisse “Polsterwirkung“ ausübten.
Die Einsätze wurden z.T. auf extremen, aber in Bayern häufig anzutreffenden Böden durchgeführt, die mehr oder minder stark zur Klutenbildung neigen oder einen wechselnd hohen Anteil an Steinen verschiedener Form und Größe aufweisen. Unter solchen Voraussetzungen wird eine optimale Durchführung der ackerbaulichen Maßnahmen bei der Bestellung und Pflege alle Folgearbeiten, insbesondere den Einsatz von Vollerntern stets positiv beeinflussen.
Daneben lassen die vorläufigen Ergebnisse der Düngungsversuche erwarten, daß durch solche agrikulturchemischen Maßnahmen die Klutenbildung auf schweren Lehmböden herabmindern und dadurch die Arbeit der mechanischen Vorrichtungen an den Vollerntemaschinen wirksam unterstützt und ergänzt werden kann.
Bei der Ernte von Kartoffeln soll 1. flach gerodet werden, damit möglichst wenig Beimengungen im Erntegut enthalten sind und 2. das Erdpolster auf der Siebkette wo lange wie möglich gehalten werden wegen der Gefahr erhöhter Beschädigungen.
Deshalb sollte der als Zug- und Antriebselement dienende Schlepper in den Vorfahrtbereichen von 1 – 3 km/h ein möglichst fein abgestuftes Getriebe besitzen. Dann ist es möglich, in Verbindung mit einem Vorschaltgetriebe, welches bei vielen Vollerntern vorhanden ist, durch die Vielzahl der nunmehr veränderlichen Arbeitsgeschwindigkeit der Maschinenelemente eine bestmögliche Anpassung an diese schwierigen Verhältnisse zu erreichen.
Es wäre zu wünschen, daß durch weitere Untersuchungen an geeigneten Vollerntemaschinen mit leistungsfähigen Trennorganen für diejenigen Betrieb in Bayern, die aufgrund ihrer Boden- und Klimaverhältnisse gezwungen sind, einen gewissen Anteil an Kartoffeln in der Fruchtfolge beizubehalten, die Voraussetzungen für eine rationellere Gestaltung der Kartoffelernte geschaffen werden.
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