Das Überleben von Zellen und Homöostase in Geweben setzt ein austariertes zelluläres Redox-Gleichgewicht voraus, weil unbalanzierte Produktion von reaktiven Sauerstoff-Verbindungen (reactive oxygen species, ROS) zu oxidativem Stress und Zelltod führt. Viele Studien haben die Verbindung von ROS zu einer Vielzahl von Störungen etabliert, doch grundlegende molekulare Mechanismen sind nur unzureichend charakterisiert. Aufgrund ihrer physiologischen Funktion als Sauerstofftransporter sind insbesondere Erythrozyten besonders anfällig gegenüber einer Akkumulation von ROS. Bisherige Arbeiten haben gezeigt, dass oxidativer Stress in Erythrozyten deren Lebensdauer verkürzt und zur Hämolyse führt. GPx4, eines der wichtigsten ROS-abbauenden Selenoproteasen, ist ein einzigartiges Enzym, das direkt Phospholipid-Hyperperoxide in Säugetier-Zellen abbauen kann. Hier zeigen wir in einer transgenen Mauslinie mit GPx4-Deletion in hämatopoetischen Zellen, dass GPx4 essentiell für die Ausreifung von Retikulozyten ist. In GPx4-defizienten erythroiden Zellen akkumulieren ROS und Lipidperoxide, die die Ausreifung von Retikulozyten stören und folglich zu Anämie führen. Die Anämie ist in Abwesenheit von Vitamin E stärker ausgeprägt, was die Rolle von Vitamin E in der Kompensation der gestörten Hämatopoese unter GPx4-Defizienz unterstreicht. Darüberhinaus ist Autophagie, ein Prozess um oxidativem Stress entgegenzuwirken, durch GPx4-Verlust gestört. Des Weiteren ist Caspase 8, einer der Hauptregulatoren im Ablauf von Zelltod, durch Glutathionylierung inhibiert. In Kombination mit gestörter Autophagie und funktioneller Inhibierung von Caspase 8 löst die Deletion von GPx4 eine RIP1/RIP3-abhängige Nektroptose aus. Nekroptose-Inhibition normalisiert die Reifung von Retikulozyten und verhindert Anämie. Interessanterweise läuft Nekroptose unabhängig von vorgeschalteten Aktivatioren wie TNFα und FasL ab. Dieses Modell stellt einen neuen Rezeptor-unabhängigen Signalweg zur Initiation von Nekroptose vor, in dem verstärkte Akkumulation von ROS und Lipidperoxiden zur Aktivierung von RIP1/RIP3 führen. Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass ROS und Lipidperoxide Autophagie und die Funktion von Caspase 8 stören und Nekroptose induzieren. Darüberhinaus zeigen die Daten die Bedeutung von GPx4 und Vitamin E in der Erythropoese auf.
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Das Überleben von Zellen und Homöostase in Geweben setzt ein austariertes zelluläres Redox-Gleichgewicht voraus, weil unbalanzierte Produktion von reaktiven Sauerstoff-Verbindungen (reactive oxygen species, ROS) zu oxidativem Stress und Zelltod führt. Viele Studien haben die Verbindung von ROS zu einer Vielzahl von Störungen etabliert, doch grundlegende molekulare Mechanismen sind nur unzureichend charakterisiert. Aufgrund ihrer physiologischen Funktion als Sauerstofftransporter sind insbesonder...
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