Beim Einsatz automatischer Melksysteme ist der Tierumtrieb von entscheidender Bedeutung, da hiervon erheblicher Einfluss auf das Melk- und Fressverhalten ausgeht. Am weitesten verbreitet sind der freie und der gelenkte Umtrieb. In der Literatur wird aber für beide Umtriebsformen von spezifischen Vor- und Nachteilen berichtet. Ziel dieser Arbeit war es, die bestehenden Umtriebsformen bei praxisüblichen Herdengrößen zu untersuchen und mit einer neu entwickelten Variante, dem selektiv gelenkten Umtrieb, zu vergleichen. Bei dieser besteht über dezentrale Selektionstore in Abhängigkeit von der Melkberechtigung ein zusätzlicher Zugang zum Fressbereich. Die beiden untersuchten Betriebe waren mit Einboxen-Anlagen der Firmen Lemmer-Fullwood bzw. DeLaval ausgestattet. Beim selektiv gelenkten Umtrieb kamen auf einem Betrieb passive Selektionstore zum Einsatz, auf dem anderen wurden die Tore aktiv betätigt. Die Tierzahl betrug in allen Umtriebsvarianten 49 bzw. 45 melkende Tiere. Jeder Umtriebsversuch dauerte 12 bzw. 10 Tage, wobei davor jeweils eine Eingewöhnungsphase von mindestens 7 bzw. 12 Wochen lag. Die Herdenleistungen lagen bei 7.000 bzw. 8.200 kg. Bei der Nutzung der Melkbox wurden auf beiden Betrieben vergleichbare Ergebnisse erzielt. Die Melkfrequenz war beim freien Umtrieb geringer als bei beiden gelenkten Umtriebsformen. Bei der Anzahl der zusätzlichen Besuche lag dagegen der selektiv gelenkte Umtrieb auf dem Niveau des freien Umtriebs und damit deutlich unter dem Wert des gelenkten Umtriebs. Große Unterschiede zwischen den Umtriebsformen wurden bei der Anzahl der nachzutreibenden Tiere festgestellt. Hierbei zeigte sich, dass auch der Betrieb, sowie die Vorgaben und Einstellungen des Systems Einfluss auf die Ergebnisse hatten. Die generellen Unterschiede zwischen den Umtriebsformen blieben aber bestehen. Die Angaben in der Literatur, wonach die Tiere den Fressbereich beim gelenkten Umtrieb seltener aufsuchen und dadurch weniger Grundfutter aufnehmen, konnten nur teilweise bestätigt werden. Zwar wurden beim gelenkten Umtrieb die wenigsten Fressperioden ermittelt, die Grundfutteraufnahme lag jedoch nur geringfügig unter der des freien und des selektiv gelenkten Umtriebs. Beim freien Umtrieb war die Anzahl der Fressperioden am höchsten, der selektiv gelenkte Umtrieb lag zwischen den beiden anderen Umtriebsformen. Hierbei wurden die Sektionstore in der Nähe der Melkbox deutlich seltener genutzt als die Tore in der Stallmitte, generell nahmen die Tiere die aktiven Tore besser an als die passiven. Die Ergebnisse wurden von der Milchleistung, dem Laktationsdrittel und teilweise auch von der Laktationsnummer beeinflusst. Tiere in der ersten und teilweise auch der zweiten Laktation nutzen die Melkbox tendenziell häufiger und mussten seltener nachgetrieben werden. Auch nutzten sie die dezentralen Selektionstore signifikant öfter als Tiere ab der dritten Laktation. Der aus dem Fressverhalten berechnete Dominanzwert eines Tieres hatte keinen oder nur geringen Einfluss auf die Durchschnittswerte der Ergebnisse. Im Tagesverlauf waren jedoch deutliche Wechselwirkungen zwischen Umtriebsform und Dominanzwert zu erkennen. Die Ergebnisse zeigen, dass durch diesen selektiv gelenkten Umtrieb Vorteile des freien und gelenkten Umtriebs kombinierbar sind und damit eine deutliche Verbesserung im Bereich des automatischen Melkens erreicht wird. Darüber hinaus dürften sich durch eine noch tierindividuellere Nutzung der Selektionstore weitere Möglichkeiten der Optimierung bieten. Insgesamt bedeutet diese Umtriebsform einen weiteren Schritt in Richtung „precision livestock farming”.     «

Beim Einsatz automatischer Melksysteme ist der Tierumtrieb von entscheidender Bedeutung, da hiervon erheblicher Einfluss auf das Melk- und Fressverhalten ausgeht. Am weitesten verbreitet sind der freie und der gelenkte Umtrieb. In der Literatur wird aber für beide Umtriebsformen von spezifischen Vor- und Nachteilen berichtet. Ziel dieser Arbeit war es, die bestehenden Umtriebsformen bei praxisüblichen Herdengrößen zu untersuchen und mit einer neu entwickelten Variante, dem selektiv gelenkten Umt...     »

When automatic milking systems are used, cow traffic is of decisive importance because it exerts a significant influence on milking- and feeding behaviour. Most common forms are free and guided traffic. Both forms of cow traffic, however, have as cited in literature specific assets and drawbacks. The intention of this thesis was to analyse the existing forms of cow traffic and to compare them to a new form of traffic, all within dairy herds of customary size. "Selectively guided" cow traffic features peripheral gates which allow the cows to enter the feeding area depending on their milking status. The two surveyed farms were equipped with single box systems (Fullwood/Delaval). The first farm used passive gates, the second farm active gates for “selectively guided” cow traffic. The herd size added up to 48 alternatively 45 cows with a milk yield of 7000 or rather 8200 kg p.a.. After an adaption phase which lasted at least seven and twelve weeks respectively, trials were carried out for 12 and accordingly 10 days. Concerning the use of the milking box both farms showed comparable results. Free cow traffic had a lower milking frequency than the two forced types. Selectively guided and free cow traffic had regarding the number of additional visits the same level, which was significantly below forced traffic. Big differences were ascertained for the number of cows which needed to be fetched for milking. The investigation revealed that also the farm and guidelines as well as settings of the system show an influence. The fundamental differences between the forms of cow traffic did persist. Particulars given in literature concerning the topic, that in case of forced traffic cows visit the feeding area unfrequently and have a decreased feed intake, were confirmed to some extent. Even though the lowest number of feeding periods was found with guided cow traffic, the reduction in roughage intake was marginal, compared to free and selectively guided cow traffic. Most feeding periods were observed with free cow traffic, followed by selectively guided cow traffic. Here cows used the selection gates close to the milking less often than those in mid-barn and they favoured active gates over passive ones. Milk yield, lactation stage and lactation number affected the results. Cows in first and partially also in second lactation tended to visit the milking box more frequent and they had to be fetched less often. They also used the selection gates significantly more often than cows in third lactation or higher. The calculated dominance value (based on the feeding behaviour) had no, or only small influence on the averaged results. However, regarding the results in the course of the day clear interactions between the dominance value and the form of cow traffic were observed. The results show, that by using peripheral gates (selectively guided cow traffic) advantages of free and forced cow traffic can be combined and thus automatic milking can be improved. In addition, adjusting the peripheral gates even more towards the cows’ individual needs, there should be a potential for further optimisation. All in all this form of cow traffic represents a further step toward “precision livestock farming”.     «

When automatic milking systems are used, cow traffic is of decisive importance because it exerts a significant influence on milking- and feeding behaviour. Most common forms are free and guided traffic. Both forms of cow traffic, however, have as cited in literature specific assets and drawbacks. The intention of this thesis was to analyse the existing forms of cow traffic and to compare them to a new form of traffic, all within dairy herds of customary size. "Selectively guided" cow traffic fea...     »