Die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung stellt einen wichtigen Bestandteil der Sicherheitsbewertung gentechnisch veränderter Lebensmittel dar. Neben der spezifischen Analyse von Einzelverbindungen können nicht-destruktive Verfahren und ScreeningTechniken zur Untersuchung niedermolekularer Lebensmittelinhaltsstoffe eingesetzt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden diese Methodenansätze hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit zur chemisch-analytischen Charakterisierung von Reis im Rahmen einer Sicherheitsbewertung beurteilt. Möglichkeiten und Grenzen dieser Techniken wurden beispielhaft anhand der Untersuchung konventioneller und gentechnisch veränderter Reissorten aufgezeigt. Die Eignung der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) zur nicht-destruktiven Analyse von Minorbestandteilen wurde am Beispiel der Phytinsäure, einem Reisinhaltsstoff mit antinutritiven Eigenschaften, untersucht. Es wurde gezeigt, dass die NIRS bei minimalem Probenvorbereitungsaufwand zur schnellen Einteilung von Reissorten nach hohem, mittlerem und niedrigem Phytinsäuregehalt geeignet ist. Die mit der NIRS erhaltenen Ergebnisse für konventionelle und gentechnisch veränderte Reissorten stimmten gut mit denen der klassischen nasschemischen Referenzmethode überein. Dies setzte jedoch einen erheblichen Aufwand für die Kalibration und Validation voraus. Weiterhin stellte sich heraus, dass die Beurteilung quantitativer NIRS Daten für die gentechnisch veränderten Linien nur unter Einbeziehung der Daten für die Elternlinien möglich ist. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein gaschromatographisches Analysenverfahren entwickelt, welches das Screening eines breiten Spektrums niedermolekularer Stoffe in Reis als Modell-Lebensmittel erlaubt. Das Prinzip der Methode besteht in der Anwendung von Fraktionierungsschritten, die schließlich eine separate Untersuchung der Haupt- und Minorbestandteile von Reis ermöglichen. Die allgemeine Anwendbarkeit der zugrundegelegten Analysenprinzipien für Getreidesorten mit einer dem Reis ähnlichen Zusammensetzung wurde demonstriert. Die Verlässlichkeit der mit dem Screeningverfahren erhaltenen Ergebnisse wurde durch die vergleichende Untersuchung von Reis-, Mais- und Gerstenproben mit bekannten bzw. vorhersehbaren Unterschieden in der Metabolitenzusammensetzung bestätigt. Zur vergleichenden Auswertung der komplexen Daten wurde eine Software erarbeitet. Sie ermöglicht eine Normalisierung von Chromatogrammen mit Hilfe von Werkzeugen zur automatischen und manuellen Korrektur von Rententionszeit- und Responseunterschieden. Dies erlaubt die Aufnahme standardisierter Datensätze in Datenbanken und schließlich einen automatisierten Chromatogrammvergleich. Bei der vergleichenden Untersuchung von gentechnisch verändertem und konventionellem Reis wurde gezeigt, dass mit Hilfe des Screeningverfahrens statistisch signifikante Unterschiede in der Metabolitenzusammensetzung zwischen verschiedenen Genotypen detektiert werden können. Zur Beurteilung des Ausmaßes von Unterschieden können Datenbanken herangezogen werden, die durch Untersuchung einer großen Anzahl von Reissorten erstellt wurden. Das Screening eines breiten Spektrums niedermolekularer Verbindungen in Kombination mit der Anwendung leistungsfähiger Methoden zur Datenauswertung erhöht die Wahrscheinlichkeit, unerwartete Effekte in gentechnisch veränderten Lebensmitteln zu detektieren.
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