Zielsetzung: Seit Jahrzehnten gilt der semiquantitativ bestimmte Johnsen-Score als Gold-Standard in der Beurteilung von Hoden-Biopsien. Da es sich hierbei um eine sehr zeitintensive Beurteilungsweise handelt, sind bereits zahlreiche Versuche unternommen worden, alternative Möglichkeiten zur Befunderhebung bei Fertilitätsprüfungen zu finden. Die DNA-Flow-Zytometrie wies zwar den Weg in die richtige Richtung, blieb jedoch den durchschlagenden Erfolg schuldig, da die Samenzellen nur anhand ihres DNA-Gehalts differenziert werden konnten. Durch die rasante Entwicklung auf dem Sektor der Computertechnologie wurden bildverarbeitende Systeme für die Zyto-Diagnostik zunehmend interessanter. Insbesondere die Beurteilung der Kernmorphologie stellte eine neue Möglichkeit ur Unterscheidung der Zellkerne dar. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel dieser Studie eine automatisierte bildanalytische Routine zur Fertilitätsbestimmung an Hodenbiopsien zu entwickeln. Material und Methoden: Das Gesamtkollektiv von 139 Fällen setzt sich aus folgenden Teilbereichen zusammen: ? 96 Orchiektomiepräparate (von Patienten mit Prostata-Carcinom) ? 10 Biopsien des kontralateralen Hodens bei Hoden-Tumoren ? 12 Fälle von tumor-umliegendem, ipsilateralem, nicht pathologischem Gewebe ? 21 Hodengewebsentnahmen aus dem Sektionsgut Von allen Präparaten wurden Hämatoxylin-Eosin-Schnitte angefertigt, anhand derer der Johnsen-Score ermittelt sowie die Intaktheit der Morphologie überprüft wurde. Zur statischen DNA-Zytometrie wurden Feulgen-gefärbte Zellvereinzelungspräparate von Formalin fixiertem, in Paraffin eingebettetem Material verwendet. Diese Präparate wurden in einer Bildanalyseeinheit gemessen und dabei anhand eines eigens entwickelten Entscheidungsbaumes die einzelnen Reifungsstadien unterschieden. Wesentliche Grundlage zur Unterscheidung waren die Kerntexturanalyse, die die Verteilung von helleren und dunkleren Chromatinkomponenten berücksichtigt sowie die Morphologie der Zellkerne. Ergebnis: Das Gesamtkollektiv wurde randomisiert in ein Training- und ein Test-Set aufgeteilt, so konnte anhand einer multiplen Regressionsanalyse des Training-Sets mit den korrespondierenden Johnsen-Scores der prognostische Wert der verschiedenen Reifungsstadien für die Fertilitätsbeurteilung bestimmt werden. Zusätzlich ließ sich durch Berechnung über die Regressionskoeffizienten der bisher gebräuchliche Bewertungsrahmen, der Johnsen-Score von 1-10, erhalten. Bei Anwendung auf das Test-Set konnte eine Korrelation von 0,747 nach Pearson (hochsignifikant) zwischen dem semiquantitativ gezählten und dem vom Computer selbständig berechneten Johnsen-Score erzielt werden. Schlußfolgerung: Die DNA-Zytometrie mit Kerntexturanalyse hat sich als geeignete Methode erwiesen, die einzelnen Zellen der Samenreifungsreihe zu differenzieren und anhand dieser Ergebnisse ein Johnsen-Score-Äquivalent zu berechnen. Dieses Verfahren, das dem DNA-Gehalt und zellkernmorphologischen Charakteristika Rechnung trägt, steht für eine bedeutsame Verbesserung in der zytometrischen Interpretation von Hodenbiopsien und gibt Anlaß, über die bisher gebräuchliche semiquantitative Vorgehensweise nachzudenken. Eine prospektive Untersuchungsreihe sollte weitere Gewißheit über die Güte dieses neuen Verfahrens geben können, ferner wäre die Eignung für Material aus Feinnadelaspiraten zu überprüfen.
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Zielsetzung: Seit Jahrzehnten gilt der semiquantitativ bestimmte Johnsen-Score als Gold-Standard in der Beurteilung von Hoden-Biopsien. Da es sich hierbei um eine sehr zeitintensive Beurteilungsweise handelt, sind bereits zahlreiche Versuche unternommen worden, alternative Möglichkeiten zur Befunderhebung bei Fertilitätsprüfungen zu finden. Die DNA-Flow-Zytometrie wies zwar den Weg in die richtige Richtung, blieb jedoch den durchschlagenden Erfolg schuldig, da die Samenzellen nur anhand ihres DN...
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