Die Technische Universität München (TUM) hat im Jahr 2022 ihre TUM Sustainable Futures Strategy 2030 veröffentlicht, mit der Vision in sechs definierten Handlungsfeldern eine führende Rolle der nachhaltigen Transformation der Gesellschaft einzunehmen. Als entscheidender Schritt wurde darin im Handlungsfeld Campusbetrieb und Ressourcenmanagement die Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts sowie die Etablierung eines Klimaschutzmanagements bis 2024 festgelegt. Das innerhalb der Strategie festgelegte, sehr ambitionierte Ziel der Klimaneutralität in Bezug auf den Energieverbrauch bis 2028 diente als Grundlage der Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts der TUM. Als erster Schritt wurde eine erste umfassende Treibhausgasbilanz für die Universität erstellt. Diese inkludiert die TUM-Standorte in München, Garching, Weihenstephan und Straubing sowie als Außenstellen zusammengefasst Standorte der TUM in ganz München und Bayern. Bei der Bilanzierung orientiert sich die TUM an der sogenannten BayCalc-Richtlinie zur Bilanzierung der Treibhausgasemissionen der Hochschulen in Bayern, welche auf dem Greenhouse Gas Protocol basiert.
Für das Bilanzierungsjahr 2021 konnten die Scope 1 und Scope 2 Emissionen der genannten Standorte sowie ein Teil der Scope 3 Emissionen der gesamten TUM erfasst werden. Demnach war die TUM im Jahr 2021 für den direkten und indirekten Ausstoß von 59.214 t CO2e (market based) verantwortlich. Dabei sind 34.003 t CO2e der Emissionen Scope 1,
5.292 t CO2e den Emissionen in Scope 2 und 19.919 t CO2e den Emissionen Scope 3 zuzuordnen. Aufgrund der lückenhaften Datengrundlage konnten die Scope 3 Emissionen noch nicht vollständig erfasst werden. Demnach ist der tatsächliche indirekte Ausstoß von Treibhausgasemissionen der TUM deutlich höher.
Auf Basis der vorliegenden Daten machen die Kategorien Wärme und Strom den größten Anteil der Emissionen der TUM aus. Der Standort Garching trägt aufgrund des hohen Energiebedarfs, welcher zum größten Teil durch ein eigenes erdgasbetriebenes Heizkraftwerk gedeckt wird, zu ca. 50 % der Gesamtemissionen der TUM bei. Die zweitgrößte Position wird dem Campus Weihenstephan in Scope 2 für den Bezug von Fernwärme zugewiesen. Der Endenergieverbrauch der TUM lag im Jahr 2021 bei 337 GWh, wovon 103 GWh auf den Bezug von Strom zurückgehen. Insgesamt sind die Scope 2 Emissionen durch Energiebezüge jedoch verglichen mit den Scope 1 Emissionen gering. Dies begründet sich vor allem durch den Bezug von Ökostrom an allen TUM-Standorten. Wenn der durchschnittliche lokale Emissionsfaktor (Deutschlandmix) herangezogen wird (location based), ergibt sich ein anderes Gesamtbild. Bei dieser Betrachtung betragen die Gesamtemissionen 100.911 t CO2e.
Auf Basis der ersten Treibhausgasbilanz (market based) wurden drei Reduktionspfade für die TUM erstellt. In diesen liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung möglicher Energieversorgungsstrukturen der jeweiligen Standorte. Die Studie betrachtet im Fokus mögliche Entwicklungen der Emissionen in den Scopes 1 und 2, sowie die Entwicklungen der damit verbundenen Betriebs- und Investitionskosten. Die Modellierung der Reduktionsszenarien erfolgt über getroffene Annahmen zu zukünftigen Brennstoff- und Kraftstoffeinsätzen, ansteigenden Energiebezügen, ansteigenden Energieeffizienzen und geplanten THG-Reduktionsmaßnahmen.
Im Referenzpfad 1 – Business as usual – werden die derzeitigen Energieverbräuche und Emissionen gemäß der Wachstumsprognose ohne spezifische Reduktionsmaßnahmen weitergeführt, aber passive Effekte wie sinkende Stromemissionsfaktoren eingerechnet. Laufende Effizienzmaßnahmen, die nicht explizit in der Planung enthalten sind, jedoch fortlaufend umgesetzt werden, werden über einen pauschalen Energieeffizienzfaktor berücksichtigt. In diesem Szenario werden die Emissionen durch das angenommene Wachstum und trotz Effizienzsteigerungen von im Jahr 2021 knapp unter 40.000 t CO2e in Scope 1 und 2 auf im Jahr 2045 knapp unter 60.000 t CO2e steigen.
In Pfad 2 – Treibhausgasneutralität 2045 – werden CO2e-Reduktionsmaßnahmen bilanziert, welche zur Treibhausgasneutralität der TUM im Jahr 2045 (gemäß dem Ziel der Bundesregie- rung) führen. Dabei wird besonders auf die Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit nach dem aktuellen Stand der Technik der hinterlegten Technologien geachtet. Darunter fallen beispielsweise Wärmepumpen der Ausbau von PV-Anlagen auf eigenen Dächern und die Elektrifizierung der PKW-Flotte. Trotz der enormen Investitionen zeigt dieser Pfad auf, dass die Summe der Betriebs- und Investitionskosten über die Jahre bis 2045 im Vergleich zum Referenzpfad (Business as usual) geringer ausfallen.
Pfad 3 – Treibhausgasneutralität 2028 – untersucht die Umsetzbarkeit des im Jahr 2022 gesetzten Ziels der Klimaneutralität in Bezug auf den Energieverbrauch bis 2028. Das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2028 ist demnach nur durch den Ersatz von Erdgas durch Biomethan für das Heizkraftwerk am Standort Garching möglich. An den anderen Standorten ist dieses Ziel nur durch den zeitnahen Ersatz alter Heizkessel durch Wärmepumpen und einem bilanziell treibhausgasneutralen Fernwärmebezug erreichbar. Gemäß internen und externen Einschätzungen ist jedoch der Einkauf der benötigten Menge Biomethan aufgrund der derzeitigen Marktlage unrealistisch.
Eine Treibhausgasneutralität bis 2028, wie bislang als Arbeitshypothese etabliert, könnte demnach nur durch die Kompensation der bis dahin nicht reduzierten Treibhausgasemissionen, also den Erwerb und die Stilllegung von CO2-Zertifikaten im freiwilligen Kompensationsmarkt, erfolgen. Eine Kompensation in dieser Form wird, solange reale Emissionsreduktionspotentiale bestehen, für die TUM als nicht zielführend angesehen. Investitionen in die Umsetzung von Treibhausgasminderungen innerhalb der Universität haben gegenüber Investitionen in CO2-Senkenprojekten außerhalb der TUM Systemgrenzen Priorität.
Aufgrund dieser Ergebnisse hat sich die TUM entschlossen, das Ziel anzupassen und zu präzisieren. In Zusammenschluss mit der Zentralen Technik des Immobilienmanagement (ZA4) wurde sich das Ziel der Treibhausgasreduktion von 80 % in Scope 1 und 2 bis 2030 gegenüber dem Basisjahr 2021 gesetzt.
In insgesamt sieben Transformationsfelder wurde der Beitrag zum Klimaschutz auf Basis der Analysen eingehend untersucht und konkrete Projekte abgeleitet, welche gesamtheitlich einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase der TUM leisten können. Diese insgesamt 58 Einzelprojekte unterteilen sich in sowohl technische und ingenieurswissenschaftliche als auch kommunikations- und organisationsspezifische Projekte. Sie bilden den Kern des Klimaschutzkonzepts und die Grundlage für ein zukünftiges Klimaschutzmanagement an der TUM.
Zur Erreichung der Ziele und Umsetzung der Projekte sind wesentliche Anstrengungen der TUM selbst von großer Bedeutung. Ein jährliches Monitoring und Controllingkonzept dienen der zielgerichteten Steuerung des Klimaschutzmanagements. Dabei sollen Informationen über die Fortschritte in den Projekten und die Realisierung gesetzter Ziele sowohl intern zur effizienten Steuerung und extern als Erfolgskontrolle bereitgestellt werden. Der TUM ist jedoch auch bewusst, dass es in Ergänzung dazu und für die Umsetzung der identifizierten Projekte, insbesondere für die Realisierung von Treibhausgasminderungen in dem zentralen Themenfeld der eigenen Liegenschaften, politischer Lobbyarbeit zur Unterstützung und Veränderung gesetzlicher Rahmenbedingungen bedarf.
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Die Technische Universität München (TUM) hat im Jahr 2022 ihre TUM Sustainable Futures Strategy 2030 veröffentlicht, mit der Vision in sechs definierten Handlungsfeldern eine führende Rolle der nachhaltigen Transformation der Gesellschaft einzunehmen. Als entscheidender Schritt wurde darin im Handlungsfeld Campusbetrieb und Ressourcenmanagement die Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts sowie die Etablierung eines Klimaschutzmanagements bis 2024 festgelegt. Das innerhalb der Strategie festgelegte...
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