Agrartechnische Forschung zu Entwicklung und Einsatz von Landmaschinen wird in Bornim seit 1927 betrieben. Die vorliegende Sammlung umfasst 2154 Forschungsberichte (FB) aus der Zeit zwischen 1952 und 1990. Bei wechselnden Institutsbezeichnungen, zuletzt als Betriebsteil des Forschungs-zentrums für Mechanisierung und Energieanwendung in der Landwirtschaft Schlieben-Bornim, gehörte die Einrichtung von 1951 bis 1990 stets zur Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. Die Berichte zeugen von einem sehr breit gefächerten Forschungsprofil.
In der DDR unterlag die Forschung, sobald es um Vorhaben des zentralen „Planes Wissenschaft und Technik“ ging, bezüglich der Arbeitsstufen und Leistungen seit 1975 einer strengen Nomenklatur (Tab. 1). So waren für Aufgaben der Grundlagenforschung die G-Stufen, für Aufgaben der angewandten Forschung die A-Stufen, für Aufgaben der Entwicklung und Einführung von Erzeugnissen die K-Stufen sowie für Aufgaben der Entwicklung und Einführung von Verfahren und Technologien die V-Stufen gültig. Gelegentlich waren „zur Vorbereitung von Leitungsentscheidungen“ auch Prognoseaufgaben P oder Studien St zu bearbeiten.
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Tabelle 1: Arbeitsstufen einschließlich der Erfüllungsnachweise, Leistungen und Festlegungen zur Vorbereitung von Leitungsentscheidungen, die bei der Planung der Arbeitsabläufe anzuwenden waren [2].
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Grundlagenforschung
Die Langfristigkeit und die gestufte Abfolge der Forschungs- und Berichtsetappen können beispielhaft so verdeutlicht werden: „Auf der Grundlage volkswirtschaftlicher Zielstellungen“ war eine gründliche Vorbereitung der Aufgabe im Rahmen der Stufe G1 zu gewährleisten. In Abhängigkeit vom Ergebnis dieser Vorbereitung wurde über die Zielstellung weiterer Arbeiten wie Pflichtenheft und Fortführung bis zur Stufe G4 oder über die Beendigung entschieden. Nach Abschluss der Arbeiten zur Stufe G4 waren „Vorschläge zur breiten Nutzung der Ergebnisse“ zu erbringen. Im Rahmen von Grundlagenforschungen wurden auch Mess- und Analysemethoden zur Beurteilung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren entwickelt.
Angewandte Forschung
Durch die in Bornim überwiegend ausgeführte Angewandte Forschung sollten u.a. die „wissenschaftlichen Grundlagen für neue und weiterentwickelte Erzeugnisse, Verfahren, technologische Prozesse“ geschaffen werden. Die Leistungen und Berichte reichten von der Aufgabenstellung A1 bis zum Entwicklungsbericht A4. Nach Literatur- und Patentrecherchen und gestützt auf gemeinsam mit der Zentralen Prüfstelle für Landtechnik erarbeitete Agrotechnische Forderungen (ATF) konnte mit dem Bericht A4 die Entwicklungs-Vorphase abgeschlossen werden. Bei Konstruktionsaufgaben erfolgte dann die Überleitung in die K-Stufen, aus der Funktionsmuster bzw. Fertigungsmuster hervorgingen.
Verfahrensforschung
Beträchtlichen Umfang hatte die Forschung an technologischen Prozessen mit wissenschaftlich-technischen, arbeitswirtschaftlichen und ökonomischen Aspekten. Auch diese V-Stufen waren streng hierarchisch aufgebaut: von der Aufgabenstellung V1 mit dem Erfüllungsnachweis „Bestätigtes Pflichtenheft“ über die Ausarbeitung der verfahrenstechnischen Lösung V3 bis hin zum bestätigten Erprobungsbericht V5. In besonders komplexen Projekten konnte es eine Weiterführung bis zum Nachweis der Produktionsreife V10 und zur Mitwirkung bei der Einführung V11 geben.
Die zutreffenden Berichtsteile der genannten Forschungsformen wurden grundsätzlich vor Gremien der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (AdL) verteidigt. Herausragende Leistungen konnten sich für die Bearbeiterkollektive durchaus in Form von Leistungszuschlägen auszahlen.
Häufig unterlagen die Themen einem besonderen Geheimhaltungsgrad; die Berichte waren dann etwa mit VD (Vertrauliche Dienstsache) gekennzeichnet. Seltener waren die Arbeiten mit VS (Vertrauliche Verschlusssache) oder GVS (Geheime Verschlusssache) markiert. Daraus resultierte, dass von den erzielten Forschungsergebnissen nur ein relativ geringer Anteil in öffentlichen Printmedien bzw. im Rahmen von Vorträgen auf Veranstaltungen vorgestellt wurde.
Die Forschungsberichte lassen sich den folgenden 22 Gruppen zuordnen und beschreiben die Forschungsbereiche, die in den Jahren von 1952 bis 1990 in Bornim wissenschaftlich bearbeitet wurden:
Anzahl | |
Gruppe 1: Traktoren und Kraftmaschinen | 49 |
Gruppe 2: Landwirtschaftliche Transportfahrzeuge | 64 |
Gruppe 3: Maschinen und Geräte zur Bodenbearbeitung und zur Melioration | 88 |
Gruppe 4: Maschinen und Geräte zur Düngung und zur Bewässerung | 150 |
Gruppe 5: Maschinen und Geräte zur Aussaat, Pflanzung und Pflege | 38 |
Gruppe 6: Pflanzenschutzgeräte | 36 |
Gruppe 7: Erntemaschinen | 165 |
Gruppe 8: Maschinen und Geräte zur Aufbereitung und zur Lagerung | 277 |
Gruppe 9: Maschinen und Geräte für die Viehhaltung und zur Futteraufbereitung | 674 |
Gruppe 10: Förder- und Umschlageinrichtungen | 26 |
Gruppe 11: Maschinen und Ausrüstungen zur Milchgewinnung | 92 |
Gruppe 12: Maschinen für Gemüse-, Obst- und Weinbau sowie für Sonderkulturen | 117 |
Gruppe 13: nach der Systematik von 1993 nicht mehr belegt | |
Gruppe 14: Forstmaschinen (geprüft 1959 - 1964 im IfL Potsdam-Bornim) | 57 |
Gruppe 15: Komplexinformationen (gilt nur für die Systematik der Prüfberichte) | |
Gruppe 16: Mess- und Prüfeinrichtungen | 71 |
Gruppe 17: Gebäude und bauliche Anlagen | 5 |
Gruppe 18: Informationstechnik | 9 |
Gruppe 19: Landbewirtschaftung, allgemein | 23 |
Gruppe 20: Arbeitswirtschaft | 76 |
Gruppe 21: Instandhaltung landtechnischer Arbeitsmittel | 1 |
Gruppe 22: Forschung und Lehre, allgemein | 1 |
Im Einzelnen wurden in Bornim die folgenden Themen intensiv bearbeitet:
Anzahl | |
Rind | 169 |
Schwein | 160 |
Strahlung, Isotope | 13 |
Lagerung | 268 |
Trocknung | 105 |
Kartoffel | 261 |
Literatur:
[1] Nomenklatur der Arbeitsstufen und Leistungen von Aufgaben des Planes Wissenschaft und Technik. Ministerium für Wissenschaft und Technik der DDR, Berlin 1975;
URL: 04200-1737-nomenklatur-arbeitsstufen.pdf
[2] Gesetzblatt der DDR Teil I Nr. 23 - Ausgabetag: 6. Juni 1975: Anordnung über die Nomenklatur der Arbeitsstufen und Leistungen von Aufgaben des Planes Wissenschaft und Technik vom 28. Mai 1975, S.426-428
Von den 2154 Berichten stehen derzeit jeweils nur das Deckblatt und die Gliederung online in MediaTUM zur Verfügung. Bei Bedarf können Sie die Berichte entweder in der Bibliothek des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) in Potsdam nach Anmeldung einsehen oder Sie können die Berichte am ATB als PDF bestellen (siehe Beschaffung der vollständigen Berichte).
Beschaffung der vollständigen Berichte
Wie und wo kann man die Langfassung der Forschungsberichte aus Potsdam-Bornim einsehen bzw. sie bekommen?
Die Forschungsberichte stehen in der Bibliothek des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) in Potsdam, und können dort nach Anmeldung eingesehen werden. Eine Ausleihe der Berichte ist leider nicht möglich.
Nähere Informationen finden Sie hier: ATB: ATB-Collection 1927-1990 (https://www.atb-potsdam.de/de/ueber-uns/geschichte)
Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass wir die Berichte gegen eine Bearbeitungsgebühr abfotografieren und Ihnen per E-Mail als PDF oder als download zukommen lassen. Pro Seite DIN A4 fallen Kosten von 0,15 € an. Technische Zeichnungen (bis DIN A1) sind entsprechend teurer, da arbeitsaufwändiger. Die Qualität (Lesbarkeit) der Berichte ist je nach Papier und Druck sehr unterschiedlich.
Ablauf des Bestellvorgangs: