Die Störung kardialer Repolarisation kann zu lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmien und zum plötzlichen Herztod führen. Während bei seltenen monogenen Short- und Long-QT-Syndromen extreme Repolarisationsstörungen auftreten, können auch häufige genetische, nicht-genetische und exogene Faktoren wie Veränderungen der Körpertemperatur Arrhythmien in der Bevölkerung auslösen. Genomweite Assoziationsstudien haben den stärksten genomischen Modifier des QT-Intervalls in der Region 1q23.3 der Gene NOS1AP-OLFML2B lokalisiert. In dieser Arbeit wurde der Beitrag des Proteins Olfactomedin-like 2B (OLFML2B) zur kardialen Repolarisation untersucht.
Da Mutationen im Paralog Myocilin aufgrund verminderter Proteinsekretion Krankheiten verursachen, ist das temperaturabhängige Sekretionsverhalten von Wildtyp-OLFML2B und 23 Missense-Varianten charakterisiert worden. Monoallelische Mutationen konnten bei Patienten mit atrialer (AF) und ventrikulärer Arrhythmie (LQT), dilatativer Kardiomyopathie (DCM) und plötzlichem Kindstod (SIDS) identifiziert werden; zusätzlich zu diesen Mutationen wurden drei häufige OLFML2B-Varianten untersucht. Während die zytosolischen Proteinkonzentrationen keine Unterschiede zeigten, variierten die Werte für sekretiertes OLFML2B je nach Temperatur und Proteinvariante erheblich. Kombinierte Analysen ließen auf eine starke Korrelation der Proteinsekretion mit der Temperatur und der Allelfrequenz in der Population schließen: Schlecht sekretierende Varianten kamen selten auf der Bevölkerungsebene vor und stammten ausschließlich von Patienten mit SIDS, AF oder LQT. Diese Ergebnisse deuten auf eine Rolle von OLFML2B bei fieberbedingten kardialen Repolarisationsstörungen und seltenen OLFML2B-Mutationen hin, welche zu ventrikulären Arrhythmien und plötzlichem Herztod führen können.
Einen weiteren Hinweis auf die Pathogenität von OLFML2B liefert der ausgeprägte dominante Effekt des mutierten OLFML2B-Proteins auf den Wildtyp. Dadurch wird im heterozygoten Genotyp ein Ausgleich der durch das mutierte Allel verursachten Nicht-Sekretion durch das Wildtyp-Allel verhindert, zumal der Effekt nicht von der Proteinkonzentration abzuhängen scheint. Dieser Loss-of-Function-Phänotyp bietet eine naheliegende Erklärung für den tödlichen Verlauf aller untersuchter SIDS-Fälle, bei denen eine OLFML2B-Mutation nachgewiesen wurde.
Der Nachweis von OLFML2B in menschlichem Herzgewebe, nicht nur isoliert sondern gemeinsam mit seinem durch massenspektrometrische Analysen identifizierten Interaktionspartner Tenascin C (TNC), verdeutlicht die Wirkungsweise: TNC ist während der Embryonalentwicklung im Überfluss vorhanden, bei Erwachsenen jedoch nur geringfügig mit Ausnahme von Phasen mechanischen Stresses. Dies assoziiert TNC, ein Protein das die Inaktivierung von Natriumkanälen beeinträchtigt, mit kardialen Verletzungen und weist auf einen pathophysiologischen Mechanismus hin, der das QT-Intervall und damit die Repolarisation des Herzens beeinflusst.
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Die Störung kardialer Repolarisation kann zu lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmien und zum plötzlichen Herztod führen. Während bei seltenen monogenen Short- und Long-QT-Syndromen extreme Repolarisationsstörungen auftreten, können auch häufige genetische, nicht-genetische und exogene Faktoren wie Veränderungen der Körpertemperatur Arrhythmien in der Bevölkerung auslösen. Genomweite Assoziationsstudien haben den stärksten genomischen Modifier des QT-Intervalls in der Region 1q23.3 der Gene...
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