Die mit sich selbst verträgliche Hanfpflanze ist eine äußerst robuste Kulturart mit hervorragenden Vorfruchteigenschaften, deren Anbau auch ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln erfolgen kann. Die Ansprüche des Hanfes bezüglich Wärme und Niederschlägen entsprechen den Klimaverhältnissen der Bundesrepublik Deutschland. Hanf besitzt eine besondere Eignung für Niedermoorböden (z.B. das Donaumoos), auf denen seine unkrautunterdrückende und bodenverbessernde Eigenschaften am besten zur Geltung kommen. Darüber hinaus kann Hanf auch sehr erfolgreich auf mineralischem Boden angebaut werden, was im Hinblick auf die Nutzung von bereits bestehenden Verwertungsanlagen sehr nützlich sein kann.
Der Gesamtertrag des Hanfanbaus setzt sich aus dem Faserertrag, dem Samenertrag und den bei der Faseraufbereitung anfallenden Hanfschäben zusammen. In Abhängigkeit von der Sorte und der Produktionstechnik werden die verschiedenen Verwertungsrichtungen begünstigt. Die in der Gegend um Le Mans (48° nördliche Breite) angebauten französischen Hanfsorten würden sich auch gut für den Anbau in der Bundesrepublik Deutschland eignen. Die französischen Praxiserträge liegen im Durchschnitt bei etwa 100 dt/ha Biotrockenmasse. Davon entfallen je nach Sorte: - 800 - 11 00 kg Samenkörner, - 2000 - 2500 kg Faser, - 4500 - 5000 kg Schäben, - 2000 kg Blattmasse, Röstverluste, etc.
Der optimale Erntemonat für Hanf ist der August. Je früher dabei der Erntetermin liegt, desto sicherer kann die Röste und Ernte erfolgen. Aus diesem Grund sind für den Anbau in Deutschland v.a. die frühreifen (Ferimon, Fedora 12) und mittelfrühen (Fibrimon 24/56, Felina 34) französischen Hanfsorten von Bedeutung.
Das Ernteverfahren wird v.a. durch das Produktionsziel bestimmt. Die Nutzung von Hanf als Faser- und/oder Ölpflanze sowie die Verwendung als Zellstofflieferant oder als Biomasse zur Energieerzeugung vereinfachen bzw. komplizieren das Ernteverfahren. In Frankreich, England und in der ehemaligen Sowjetunion existieren praxistaugliche Ernteverfahren, wobei in 1 - 3 Erntegängen Faser und Samen geerntet werden. Die Versuche zu Ernteverfahren mit konventionellen Erntemaschinen aus der Schweiz, Österreich und Holland geben berechtigten Anlaß dazu, daß Probleme der Erntetechnik auch in der Bundesrepublik Deutschland hinreichend gelöst werden können.
Die Nutzung von Faser, Samen, Schäben oder Ganzpflanze kann entweder getrennt voneinander oder in Kombination erfolgen. Für die Verwertung der Hanfsamen erscheint die Verwendung als Vogelfutter, Speiseöl oder als Basisrohstoff für Kosmetika am aussichtsreichsten. Die Bastfasern des Hanfes können sowohl im textilen als auch im technischen Bereich ihre Anwendung finden. Dabei dürfte v.a. die Nutzung der Hanffaser als technische Kurzfaser zur Produktion von Dämm- und Faserverbundwerkstoffen interessant sein. Neben der rein thermischen Verwertung zur Energiegewinnung können Hanfschäben u.a. zur Herstellung von Papier, Tierstreu, Baustoffen und Dämmaterialien genutzt werden.
Faserertrag, Fasergehalt und Faserqualität stehen in einem engen Verhältnis zueinander. Äußere Faktoren, wie Klima und Boden, können diese Größen positiv oder negativ beeinflussen. Durch produktionstechnische Maßnahmen können Fasergehalt und Faserqualität gesteigert bzw. verbessert werden. Eine züchterische Bearbeitung bestehender Sorten hinsichtlich dieser Werteigenschaften ist möglich.
Für den großtechnischen Faseraufschluß und den dabei erzielten Faserqualitäten ist die Qualität des Rohmaterials von entscheidender Bedeutung. Für die Produktion von konkurrenzfähigen Produkten werden von der faserverarbeitenden Industrie bestimmte Faserqualitäten gefordert. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, benötigt der Faseraufbereiter eine gewisse Rohstoffqualität, welche maßgeblich durch den Standort, die Produktionstechnik und das angewandte Röstverfahren beeinflußt wird. Die richtige Sortenwahl ist hierbei besonders wichtig.
Die Anwendung der neuentwickelten Faseraufschlußtechnologien vereinfacht in erheblichem Maße die Fasergewinnung. Die chemisch-physikalischen Aufschlußverfahren mit Dampfdruck oder Ultraschall ermöglichen auch die Verwertung von Grünhanf. Bei beiden Verfahren können Fasern von hoher Qualität erzeugt werden, welche sich für die Herstellung von Produkten mit hoher Wertschöpfung eignen. Beim mechanischen Faseraufschluß werden Fasern von minderer Qualität produziert. Zur Herstellung von Dämmstoffen sind diese Faserqualitäten jedoch ausreichend. In Abhängigkeit von der durch das Endprodukt festgelegten Wertschöpfung und erforderlichen Faserqualität bietet sich das eine oder andere Verfahren mehr oder weniger an.
Im Versuch konnte gezeigt werden, daß sich die Flachsaufbereitungsanlage der Fa. TEMAFA zur mechanischen Kurzfasergewinnung prinzipiell auch für Hanf eignet. Darüber hinaus konnte mit der praktischen Verarbeitung der Hanffasern zu einem Faserdämmstoff bewiesen werden, daß sich die Verfahren zur Dämmstoffherstellung aus Flachsfasern erwartungsgemäß auch auf Hanffasern übertragen lassen.
Die Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit nach DIN 52 616 ergab bei einer Rohdichte von 42,6 kg/m3 einen 'λ-Wert von 0,036 W/mK. Inwieweit dieser Wert durch eine Veränderung der Rohdichte noch verbessert werden könnte, erfordert weitere Untersuchungen. Einseitiges Besprühen des Hanfflors mit einer 20 %igen FAX-Lösung hat nicht ausgereicht, um die Baustoffklasse B2 zu erreichen.
Der reine Faserhanfanbau für die Verwertung der Fasern zur Dämmstoffproduktion ist für den Landwirt wirtschaftlich nicht rentabel und leistet keinen Beitrag zur CO2-Minderung. Um eine ausreichende Wirtschaftlichkeit zu erzielen, sollte eine Kombinationsnutzung angestrebt werden. Die Schaffung zusammenhängender Hanfanbaugebiete (z.B. Donaumoos) mit zentraler Faseraufbereitung und thermischer Schäbenverwertung würde eine optimale Verwertungskombination darstellen. Bei gleichzeitig gewährleisteter Samenverwertung könnte das Ziel eines positiven Deckungsbeitrages ohne Berücksichtigung der Anbauprämie möglicherweise erreicht werden.
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Die mit sich selbst verträgliche Hanfpflanze ist eine äußerst robuste Kulturart mit hervorragenden Vorfruchteigenschaften, deren Anbau auch ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln erfolgen kann. Die Ansprüche des Hanfes bezüglich Wärme und Niederschlägen entsprechen den Klimaverhältnissen der Bundesrepublik Deutschland. Hanf besitzt eine besondere Eignung für Niedermoorböden (z.B. das Donaumoos), auf denen seine unkrautunterdrückende und bodenverbessernde Eigenschaften am besten zu...
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