Im April 1992 wurden Beobachtungen an zehn Pferden in einem in Zonen eingeteilten Offenlaufstall mit rechnergesteuerter Kraftfutter- und Heucobsfütterung durchgeführt. Die Beobachtungen erfolgten visuell und mit Hilfe von zwei Videokameras über einen kontinuierlichen Zeitraum von 72 Stunden. Aktivitäten des Sozial- und Bewegungsverhaltens wurden im Fünf-Minuten-Rhythmus registriert. Als Zusatzinformationen zählten Koten, Harnen und Trinken. Die vom Rechner gespeicherten Daten standen zur Auswertung für das Freßverhalten zur Verfügung.
Ziel der Arbeit war, anhand der Verhaltensbeobachtungen die Auswirkungen der Futterabrufstationen nicht nur auf das Freßverhalten, sondern auch auf das Sozial-und Bewegungsverhalten der Pferde zu überprüfen.
Die Rang- und Sozialbeziehungen wurden anhand der mittleren Rangauseinandersetzungen in den Zonen, der mittleren Rangauseinandersetzungen je Pferd und Zeiteinheit, der Aggressionsintensität der Rangauseinandersetzungen und des Rangindex dargestellt. Aufgrund ihrer hohen Attraktivität ergaben sich an der leichter zugänglichen Abrufstation (Stand 2) und der Strohfütterung mit mittelständiger Raufe die meisten Auseinandersetzungen (94 und 44). Die wenigsten Auseinandersetzungen (6) fanden auf der vom Regen durchweichten Matschkoppel statt. Die häufigsten Interaktionen (57)/ konnten bei Pferd Nr. 10, einem dem Steppenpferdtypus mit seiner großen Individualdistanz zugeordneten Tier, festgestellt werden. Es zeigte außerdem die meisten Auseinandersetzungen mit Körperkontakt (6). Selten war die rangniedrigste Stute (Nr. 6) an Rangauseinandersetzungen beteiligt. Die Ermittlung des Rangindex durch das Verhältnis der geklärten Rangauseinandersetzungen brachte eine eindeutige Rangordnung.
Soziale Hautpflege konnte bei der Stute Nr. 7 und ihrem einjährigen Hengstfohlen (Nr.8) am häufigsten beobachtet werden. Befreundet waren die Pferde Nr. 1, 8, 9 und 2 sowie die Stuten Nr. 6 und 7.
Zur Erfassung der Lokomotion wurden die durchschnittlichen Zonenwechsel pro Pferd und die mittlere Aufenthaltsdauer aller Pferde in den einzelnen Zonen herangezogen. Das eindeutig aktivste Pferd war ein Jährlingshengst (105 Wechsel), gefolgt von einer Jährlingsstute (79). Für beide Pferde war die Liegehalle der am meisten belegte Aufenthaltsbereich (33 %). Die älteste Stute (Nr. 6) hielt sich wegen ihres niedrigen Ranges hauptsächlich in den äußeren Laufstallbereichen, (Zone A, B, C, D) auf und zeigte auch das geringste Bewegungsbedürfnis (49 Wechsel).
An einem verregneten Beobachtungstag, war ein allgemeiner Rückgang der Bewegungsaktivität zu verzeichnen. Außerdem lagen an diesem Tag die bevorzugten Aufenthaltsbereiche in den überdachten Zonen des Offenlaufstalls.
Das Freßverhalten an den rechnergesteuerten Abrufstationen konnte mit den Parametern "Beleg- und Freßzeiten in den Futterständen 1 und 2", "individuelle Beleg- und Freßzeiten" sowie "Besuchshäufigkeit" dargestellt werden. Sämtliche Informationen wurden ausschließlich über die automatisch vom Computer gespeicherten Daten erhalten. In beiden Futterständen war eine relativ gleichmäßige Belegung festzustellen, wobei der unübersichtlichere Stand 2 mit 48 min/Stunde eine geringere Auslastung zeigt gegenüber Stand 1 mit 52 min/Stunde. Ebenso sind hier die Differenzzeiten zwischen den Belegzeiten und den tatsächlichen Freßzeiten größer.
Insgesamt die höchste Belegzeit (316 min) mit der anteilig geringsten Freßzeit (124 min) hatte das verhaltensgestörte Pferd Nr. 5, bei dem der Einsatz der Austreibehilfe aus psychischen Gründen nicht möglich war. Am besten funktionierte das Fütterungssystem mit Austreibehilfe bei den großrahmigen, ranghohen Pferden. Sie kamen in der Regel auch nur zu ihren individuell einprogrammierten Fütterungszeiten und verließen den Stand meist unmittelbar nachdem sie die zuletzt ausgeworfene Portion zu Ende gefressen hatten. Den kleineren und mit dieser Art des Fütterungssystems aufgewachsenen Pferde bereitete die Technik keine Schwierigkeiten, sie zu ihren Gunsten "auszutricksen". Die große Anzahl der Freßstandbesuche macht den starken Anziehungspunkt der Abrufstationen in einem Offenlaufstall deutlich.
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Im April 1992 wurden Beobachtungen an zehn Pferden in einem in Zonen eingeteilten Offenlaufstall mit rechnergesteuerter Kraftfutter- und Heucobsfütterung durchgeführt. Die Beobachtungen erfolgten visuell und mit Hilfe von zwei Videokameras über einen kontinuierlichen Zeitraum von 72 Stunden. Aktivitäten des Sozial- und Bewegungsverhaltens wurden im Fünf-Minuten-Rhythmus registriert. Als Zusatzinformationen zählten Koten, Harnen und Trinken. Die vom Rechner gespeicherten Daten standen zur Auswert...
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