Das Standardverfahren der Pferdehaltung ist traditionsgemäß die Einzelaufstallung. Aufgrund der Disharmonie zwischen herkömmlicher Haltung und veränderter Nutzung der Tiere und der damit verbundenen Zunahme von Krankheiten und Ethopathien erfährt die Gruppenhaltung von Pferden jedoch eine neue Wertschätzung. Der Offenlaufstall mit mehreren Funktionsbereichen kann vielen haltungstechnischen Mängeln in der heutigen Pferdehaltung entgegenwirken. Den klimatischen Ansprüchen der Pferde bietet er, gegenüber den sonst üblichen Haltungsformen (Anbindung, Box, Laufstall), die besten Voraussetzungen. Für eine breitere Nutzung ist aber die Weiterentwicklung dieser Haltungsform erforderlich.
Das System der Abruffütterung eröffnet die Möglichkeit der automatisierten, individuellen Fütterung und läßt die Kontrolle der Verzehrsmengen zu. Diese Technik einer zentralisierten Fütterung stammt aus der Milchviehhaltung und hat sich dort bereits bewährt. In der Pferdehaltung bereitet sie jedoch noch Probleme. Diese sollten jedoch in Zukunft, basierend auf den Untersuchungen zur Auswirkung auf das Tierverhalten, zu beseitigen sein.
Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Ermittlung von Freßverhaltensdaten für Pensionspferde in Großgruppenhaltung mit Abruffütterungs-Stationen in einem geschlossenen System für Kraft- und Rauhfutter.
Es wurden 2 Untersuchungen von jeweils 48 Stunden, einmal mit und einmal ohne 5-stündige Weideführung der Pferde, unter Praxisbedingungen durchgeführt.
Die Versuchsergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen.
- Kraftfutter-Station: Die durchschnittliche Anzahl der Besuche betrug in beiden Untersuchungen ca. 41/h, bei einer Spannweite von 1 bis 73.
Die vorgegebene Kf-Menge pro Pferd und Tag hatte keinen Einfluß auf die Besuchsfrequenz der Tiere. Die Anzahl der Besuche pro Tier und Tag an der Kf-Station erscheint sehr hoch. Im Durchschnitt besuchten die Pferde der beiden Fütterungs-Programme für 2 kg Kraftfutter die Station 52 mal. Es könnte pro Besuch aber ohne ernährungsphysiologische Probleme 2 kg Kraftfutter aufgenommen werden.
Vor allem die an Fütterungseinrichtungen erstmals aufgetretenen Verhaltensweisen "Karussell" und "Kreisverkehr" erhöhten die Anzahl der Besuche an der Kf-Station drastisch.
Die durchschnittliche Aufenthaltszeit betrug im ersten Beobachtungszeitraum mit Weidehaltung 48,6, im zweiten Beobachtungszeitraum ohne Weidehaltung 56,2 min pro Pferd und Tag bei einer Spannweite von 1 sec bis 22 min pro Besuch. Die Zeiten im Stand ohne Futterabruf waren bei rangtiefen Tieren aufgrund der hohen Verdrängungsraten sehr gering.
Es bestand die Tendenz, daß die Zugehörigkeit zu einem der beiden Fütterungs-Programme und die Kf-Vorgabe einen Einfluß auf den Anteil der Stationsbesuche mit Futterabruf, auf die Anzahl der Besuche pro kg abgerufenes Kraftfutter sowie auf die durchschnittliche tägliche Belegungszeit und deren anteiliger Freßzeit hatten.
Der Stand war auch während der Nacht kontinuierlich belegt. Der durchschnittliche tägliche Anteil der Belegungszeit mit Futterabruf beträgt in beiden Untersuchungen ca. 58 %. Die ranghohen Mitglieder der Herde (Ranggruppe A) verließen zu 64 % die Station von allein, die rangtiefen (Ranggruppe B) nur zu 5 %.
- Heu-Station: Bei den 4 Heu-Ständen handelte es sich um einen Prototyp der noch mit kleinen technischen Mängeln behaftet war. Die Ergebnisse wurden dadurch beeinträchtigt.
Die durchschnittliche Anzahl der Stationsbesuche sank von 9 (1. Untersuchung) auf 6 (2. Untersuchung) pro Pferd und Tag einer Spannweite von 1 bis 28. Gleichzeitig erhöhte sich die individuelle Aufenthaltszeit der Tiere von durchschnittlich 2 h 35 min auf 4 h 45 min pro Tier und Tag bei einer Spannweite von 10 sec bis 4 h 29 min pro Stationsbesuch.
Ein Beleggrund der Station war neben dem Fressen auch das Ausruhen. Die durchschnittliche Gesamtbelegungszeit der Station betrug 11,7 h (1. Untersuchung) bzw. 22,9 h (2. Untersuchung) pro Stand und Tag.
- Besuchsrhythmus der Pferde an Kraftfutter- und Heu-Station: In beiden Untersuchungen suchten die Pferde in der Hälfte der zur Verfügung stehenden Stunden eines 24-Stunden-Tages mindestens einmal pro Stunde eine oder beide Futterstationen auf.
Bestimmte Tageszeiten, welche die Tiere zum Fressen bevorzugen, konnten nicht ausgemacht werden.
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Das Standardverfahren der Pferdehaltung ist traditionsgemäß die Einzelaufstallung. Aufgrund der Disharmonie zwischen herkömmlicher Haltung und veränderter Nutzung der Tiere und der damit verbundenen Zunahme von Krankheiten und Ethopathien erfährt die Gruppenhaltung von Pferden jedoch eine neue Wertschätzung. Der Offenlaufstall mit mehreren Funktionsbereichen kann vielen haltungstechnischen Mängeln in der heutigen Pferdehaltung entgegenwirken. Den klimatischen Ansprüchen der Pferde bietet er, geg...
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