Die Bedeutung der Einzelkornsätechnik für die Aussaat von Reihenfrüchten hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Mit ihrer Hilfe versucht man, den einzelnen Pflanzen bereits bei der Aussaat ihren ertragsphysiologisch und erntetechnisch optimalen Standraum zuzuteilen und dabei den Arbeitsaufwand für Saat, Pflege und Ernte zu reduzieren. Möglichst hohe, sichere Erträge sollen somit, auch unter verschiedenen Standortbedingungen, mit einem Minimum an Arbeits- und Saatgutaufwand erzielt werden. Die Erfolge dieser Sätechnik in der Praxis führten, neben anderem, zu der enormen Ausdehnung der Anbauflächen bei Reihenfrüchten, vor allem bei Mais. Aus aktueller verfahrenstechnischer Sicht können für die moderne Einzelkorn- Sätechnik folgende wichtigen Aspekte festgehalten werden:
1. Die notwendigen, im Vergleich zu Getreide, geringen Bestandedichten bzw. die relativ großen Kornsollabstände und eine gleichbleibende Sätiefe können nur mit der Einzelkorn-Sätechnik hinreichend gut erreicht werden. Diese Sätechnik erforderte aber am Anfang bestimmte Saatgutkalibrierungsstufen, weil die ersten Sägeräte dieser Art sehr kalibrierungs-abhängig waren. Um deren Funktionssicherheit zu verbessern entwickelte man bei den Beta-Rüben, neben dem Normalsaatgut, neue Saatgutformen (Präzisions-, Monogermsaatgut) mit zwei Kalibrierungsstufen (pilliert; kalibriert). Damit war hier das Problem gelöst und die Vereinzelungsarbeit konnte zugleich stark reduziert werden. Außerdem konnte sich die Entwicklung neuer Sägeräte an diesen Kalibergrößen orientieren. Auch für die Maisaussaat verlangten die kalibrierungs-abhängigen Geräte eine vielstufige Saatgutkalibrierung, wegen der stark schwankenden Kornabmessungen bei Mais. Nur so konnte eine ausreichende Ablagequalität erreicht werden. Den neuen kalibrierungs-unempfindlichen Einzelkornsägeräten würde aber heute eine „Zwei-Stufen"-Kalibrierung, wie sie vom ''Deutschen Maiskomitee" vorgeschlagen wird, genügen. Vor- und Nachteile einer vielstufigen Saatmaiskalibrierung müssen deshalb sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Ackerbohnen könnten, als betriebseigene Eiweißfutterquelle, in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Vielfalt der morphologischen Merkmale bei den Ackerbohnensorten ist aber heute leider noch sehr groß. Deshalb ist hier einer Aussaat mit kalibrierungsunempfindlichen Sägeräten der Vorrang zu geben.
2. Aus den verfahrenstechnischen Anforderungen der pflanzlichen Produktion ergeben sich für die Einzelkornsägeräte heute eine Reihe wichtiger Aufgaben. Hierzu zählen in erster Linie: - die exakte Einzelkornerfassung, - die exakte Einzelkornablage im vorgesehenen Kornsollabstand, - und in der richtigen, gleichbleibenden Sätiefe, - ein hoher Feldaufgang, - eine hohe Schlagkraft, - und eine einfache Gerätebedienung.
Neue Einzelkornsägeräte zeigen heute eindeutig eine Spezialisierung in Sägeräte für die Maisaussaat (Grobsämereien) und Sägeräte für die Rübenaussaat (Feinsämereien). Dennoch sind die meisten dieser Geräte, nach mehr oder minder aufwendigen Umrüstmaßnahmen, auch für andere Saatgutarten geeignet. Reihenweite und Reihenzahl lassen sich bei neuen Einzelkornsägeräten schnell, unkompliziert und in ausreichendem Umfang variieren. Die Hersteller sind bestrebt, bei ihren Entwicklungen die Fallhöhe für das Samenkorn möglichst gering zu halten, um ein Verrollen der Saat in der Furche stärker zu unterbinden. Damit wird eine höhere Standgenauigkeit besser gewährleistet. Die günstigen Arbeitsgeschwindigkeiten werden von den Herstellern heute im allgemeinen in einem Bereich von 4 bis 8 km/h angegeben. Je nach Gerätetyp/ -ausführung (mechanisch/pneumatisch), Saatgut, Kornsollabstand und Einsatzbedingungen ergeben sich bestimmte Richtgeschwindigkeiten in dem genannten Bereich. Das Säaggregatgewicht liegt heute in der Regel den Anforderungen entsprechend bei Maissägeräten höher als bei Rübensägeräten. Für eine ausreichende Hubkraft des Schleppers muß gesorgt sein, ebenso wie für die notwendige Schleppermotorleistung. Aus den Angaben über den Schleppermotorleistungsbedarf läßt sich kein eindeutiger Unterschied zwischen pneumatischen und mechanischen Sägeräten erkennen. Die größten Differenzen zeichnen sich im Anschaffungspreis ab. Dieser liegt bei pneumatischen durchschnittlich um etwa 1 000 DM pro Reihe höher als bei mechanischen .Sägeräten mit durchschnittlich 1300 DM/Reihe.
3. Bei den Bauarten neuer Einzelkornsägeräte gilt es heute nach verschiedenen Kriterien zu unterscheiden. In Bezug auf die Arbeitsweise unterscheidet man zwischen mechanischen (vorwiegend bei Sägeräte für Rüben) und pneumatischen (vorwiegend bei Sägeräte für Mais) Sägeräten. Die Kalibrierungsabhängigkeit gliedert sie in kalibrierungs-abhängige (vorwiegend mechanische Rübensägeräte) und kalibrierungsunempfindliche (vorwiegend mechanische Mais- und alle pneumatischen Sägeräte) Einzelkornsägeräte. Bei den kalibrierungs-unempfindlichen mechanischen Sägeräten handelt es sich in der Regel um Geräte mit dem verbesserten Löffelschöpfstern/Kammerrad-System. Bezüglich der Lage des Säorganes unterscheidet man heute ein senkrecht (in Fahrtrichtung) und ein schräg {in Fahrtrichtung nach links geneigt) umlaufendes Säelement. Als Antriebsmechanismus weisen die neuen Geräte nur mehr den Zentral- oder den Einzelradantrieb auf. Die meisten Einzelkornsägeräte, dazu gehören alle pneumatischen, besitzen heute den Zentralantrieb. Bei manchen besteht auch die Wahlmöglichkeit. Der Zentralantrieb wird sich, nach dem derzeitigen Stand der Dinge, in Zukunft durchsetzen. Bei den Säaggregatausführungen unterscheidet man gemäß der Spezialisierung in eine Standardversion „Mais" und eine Standardversion „Rüben". Die Säaggregatführung am Geräterahmen erfolgt heute entweder über die „Parallelogramm-Stützrad-Führung" (vorwiegend bei Spezial-Maissägeräten) oder über die „Parallelogramm-Tandem- Führung" {vorwiegend bei Spezial-Rübensägeräten). Damit können heute Bodenunebenheiten besser ausgeglichen und die Sätiefe exakter eingehalten werden.
4. Der prinzipielle Geräteaufbau ist bei allen Gerätetypen gleich. Als Gerätegrundrahmen wird heute eine profilierte Geräteschiene verwendet. An dieser können mit Hilfe von Schnellklemmvorrichtungen die einzelnen Säaggregate und Zusatzgeräte schnell und einfach befestigt werden. Ein ausreichend großer Saatgutvorratsbehälter sorgt für eine hohe Flächenleistung pro Füllung, Aufsatzbehälter (Zusatzausrüstung) können das Fassungsvolumen der Behälter noch erhöhen (Großflächeneinsatz !) . Bei den Säorganen ist eine gewisse Vereinfachung oder Reduzierung auf wenige Systeme festzustellen. Hierzu zählen das „Zellenrad-" und das „Löffelschöpfstern-Kammerrad- System“ bei mechanischen und das „Lochsäscheiben-Unterdruck-„ bzw. „ZellenradDruckluft- System“ bei pneumatischen Sägeräten. Dennoch sind die Ausführungen der Säelemente bei den einzelnen Systemen sehr vielfältig. Man unterscheidet bei den Säorganen, je nach Art der Saatgutzuführung, zwischen dem "Innen-" und dem „Außenbefüll-Prinzip". Bei Neuentwicklungen ist hierbei eine Tendenz in Richtung „Innenbefüll-Prinzip" erkennbar. Große Unterschiede gibt es heute in der Art und Ausführung der Druckrollen, Nachlaufeinrichtungen und der Zusatzausrüstungen. Damit versucht jeder Hersteller sein Gerät den gegebenen Einsatzbedingungen besser anpassungsfähig zu machen. Das bedeutet, es soll damit eine bessere Saateinbettung und ein höherer, gleichmäßigerer Feldaufgang erreicht werden.
5. Der besseren Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit wegen wurden die technischen Daten der „Neuentwicklungen" bei Einzelkornsägeräten in zwei Typen-Tabellen zusammengefaßt. Das Angebot und damit die Wahlmöglichkeit ist heute sehr groß. Wenn auch gewisse Ähnlichkeiten im Bauprinzip zwischen den einzelnen Gerätetypen vorhanden sind, so ergeben sich die Unterschiede doch vor allem im Detail (Funktionsweise, Antrieb, Druckrollen, Preis, etc.).
6. Anhand der Ergebnisse aus den entsprechenden DLG-Prüfberichten und einer Vergleichsprüfung der „Eidgenössischen Forschungsanstalt Tänikon (Schweiz)“ wurden die Geräte miteinander im Einsatz verglichen. Dabei zeigte sich, daß alle untersuchten Geräte unter bestimmten Voraussetzungen (Einhalten der günstigen Fahrgeschwindigkeit, optimale Saatbettvorbereitung etc.) im allgemeinen die gestellten Anforderungen erfüllt haben. Jedes Gerät hat aber auch irgendwo seine Schwäche gezeigt.
7. Die zukünftige Entwicklung in der Einzelkornsätechnik läßt heute bereits gewisse Ansätze für neue Säsysteme (z. B. Sästempelgerät), aber auch für neue Saatverfahren (Pflanzenmulch, Direktsaat) erkennen. Außerdem ist in Zukunft daran gedacht, die Einzelkornsätechnik auch für andere Kulturarten (z. B. Raps} einzusetzen. Dazu müssen aber noch eine Reihe technischer Probleme gelöst werden. Wesentliche, bahnbrechende Neuentwicklungen hat es in den letzten Jahren nicht gegeben. Die Verbesserungen und Weiterentwicklungen liegen meistens im Detail. Damit versucht man eine noch genauere Einzelkornerfassung und -ablage, einen höheren Feldaufgang, eine höhere Schlagkraft, eine bessere Anpassungsfähigkeit an verschiedene Einsatzbedingungen und einen höheren Bedienungskomfort zu erreichen. Der Weg zum „idealen“ Einzelkornsägerät für verschiedene Kulturarten ist aber noch weit. Die Entwicklung muß und wird deshalb weitergehen.
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Die Bedeutung der Einzelkornsätechnik für die Aussaat von Reihenfrüchten hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Mit ihrer Hilfe versucht man, den einzelnen Pflanzen bereits bei der Aussaat ihren ertragsphysiologisch und erntetechnisch optimalen Standraum zuzuteilen und dabei den Arbeitsaufwand für Saat, Pflege und Ernte zu reduzieren. Möglichst hohe, sichere Erträge sollen somit, auch unter verschiedenen Standortbedingungen, mit einem Minimum an Arbeits- und Saatgutaufwand erzielt werd...
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