Auf der Versuchsstation Veitshof wurden vom 1.1.78 bis 5.1.78 Untersuchungen über die Positionsänderung des Zitzenbechers und die Druckveränderungen im Zitzengummikopf während des Melkens durchgeführt. Aus der Braunviehherde wurden 7 Kühe ausgewählt und in 3 Gruppen mit unterschiedlichen Zitzendurchmessern eingeteilt. Die Versuchsauswertung brachte folgende Ergebnisse:
1. Der Zitzenbecher ändert seine Position während des Melkens im Bereich des abnehmenden Milchstroms aus der Drüsenzisterne zur Zitzenzisterne. Bei 5 Kühen konnte dieser Vorgang kurz nach dem Ende des vollen Milchflusses, im Bereich der steil abfallenden Milchflußkurve, innerhalb weniger Pulszyklen festgestellt werden. Dabei kletterte der Zitzenbecher abrupt nach einem Lufteinbruch am Zitzengummikragen. Störungen der Milchejektion vor dem Ende des vollen Milchflusses, wenn der Zustrom der Milch von der Drüsen- zur Zitzenzisterne kurz abfällt, können bereits eine Positionsänderung des Zitzenbechers verursachen. Bei 2 Kühen mit flach abfallenden Milchflußkurven bzw. niedrigen durchschnittlichen Minutengemelken war kein einheitlicher Zeitpunkt der Positionsänderung des Zitzenbechers festzustellen.
2. Die Versuchsergebnisse zeigen nur bei den größten Zitzen einen Zusammenhang zwischen dem Zitzendurchmesser und der Positionsänderung des Zitzenbechers. Der Einfluß des Zitzendurchmessers kann nur beurteilt werden, wenn die Messungen vor und nach dem Melken erfolgen und daraus Rückschlüsse auf den inneren Aufbau der Zitze möglich sind. Zitzen mit großem Durchmesser, die den Melkbecher ganz ausfüllen und dadurch eine große Reibungsfläche haben, ermöglichen eine Positionsänderung des Zitzenbechers nur dann nicht, wenn sie ihr Volumen gegen Melkende nicht verringern. Je fleischiger und damit unelastischer eine Zitze ist, umso weniger ändert der Becher seine Position. Dieser Unterschied war bei 2 Kühen mit den größten Zitzendurchmessern zu beobachten. Während sich bei einem Versuchstier das Zitzenvolumen beim Melken nicht verringerte und der Zitzenbecher nur geringfügig seine Position änderte, war beim anderen Tier eine Volumenverringerung der Zitze und ein klares Klettern des Zitzenbechers festzustellen. Bei den übrigen Versuchstieren war kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Zitzendurchmesser bzw. der Anatomie der Zitze und der Positionsänderung des Zitzenbechers zu erkennen.
3. Ein eindeutiger Zusammenhang konnte zwischen der Positionsänderung des Zitzenbechers und den Druckveränderungen im Zitzengummikopf festgestellt werden. Kletterte der Zitzenbecher nicht, wie es bei 2 Kühen der Fall war, so traten auch nur geringe Druckschwankungen im Gummikopf des Zitzenbechers auf. Da diese 2 Versuchstiere zugleich ein niedriges durchschnittliches Minutengemelk hatten, kann angenommen werden, daß ein weiterer Zusammenhang zwischen den Druckveränderungen im Zitzengummikopf, der Milchflußgeschwindigkeit und der Positionsänderung des Zitzenbechers besteht.
4. Einen wesentlichen Einfluß auf die Versuchsergebnisse hatte das unterlassene Anrüsten. Dadurch waren unterschiedliche Versuchsbedingungen gegeben, die sowohl die Positionsänderung des Zitzenbechers als auch den Druckverlauf im Zitzengummikopf beeinflußten. Um gleiche Versuchsbedingungen zu schaffen, ist es notwendig, daß bei allen Tieren der Zitzenbecher erst dann angehängt wird, wenn die Zitzen prall gefüllt sind. Das Unterlassen des Anrüstens hat zur Folge, daß bei einigen Kühen bereits eine Stimulation durch das Reinigen des Euters erfolgt, während bei anderen ein intensiveres Anrüsten notwendig ist. Wird der Zitzenbecher an eine noch schlaffe Zitze gehängt, so ist ein tieferes Einstecken der Zitze in den Becher möglich, wodurch der Milchkanal zwischen Drüsen- und Zitzenzisterne schon vor Beginn des Milchflusses eingeengt werden kann. Eine weitere Auswirkung hatte das unterlassene Anrüsten auf die Messung der Zitzendurchmesser und dadurch auch auf die Beurteilung der Anatomie der Zitzen. Wurden die Zitzen vor dem Melken im schlaffen Zustand gemessen, dann waren diese Meßwerte kleiner als nach dem Melken.
5. Das größte Problem zur Schaffung gleicher Voraussetzungen liegt in der Auswahl der Versuchstiere. Zur besseren Berücksichtigung des Alters der Kühe, des Laktationsstadiums und der Tagesgemelkmengen wäre eine größere Herde erforderlich. Neben dem Zitzendurchmesser müßten auch noch die Form und Länge der Zitzen berücksichtigt werden.
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