Ein aus Zuckerguss hergestelltes Modell der wiederaufgebauten Burg beherrschte das Diner, das am 3. Juli 1893 im leidlich nutzbaren Speisesaal der Ruine des niederländischen Kasteel De Haar stattfand. Die von dem Architekten P. J. H. Cuypers (1827-1921) inszenierte Veranstaltung hatte den Zweck, die Eigentümer der verfallenen Anlage - Baron van Zuylen van Nijevelt van de Haar und seine Frau Hélène de Rothschild - von einer Rekonstruktion zu überzeugen. Tatsächlich erhielt Cuypers den Auftrag, der nahezu vier Jahrzehnte dauerte und von seinem Sohn Joseph 1936 abgeschlossen wurde: Ein wiedererwachtes Mittelalter verband sich mit einer zeitgenössischen technischen Ausstattung. 1890 hatte Baron Etienne van Zuylen van Nijevelt, durch die Heirat mit Hélène de Rothschild zu Vermögen gelangt, die ruinöse Burganlage seiner Vorfahren geerbt. Wiederaufbau: nicht eine Rekonstruktion, sondern eine gebaute Phantasmagorie des Mittelalters aus romantischem Geist, als bizarres Gesamtkunstwerk seltsam verspätet und quer in der Zeit stehend, dabei selbstverständlich mit allem Komfort der Zeit ausgestattet. Weil der Baron die umliegenden Häuser nicht von seinem Wohnsitz aus sehen wollte, liess er in neoabsolutistischem Gestus abseits ein ganzes Dorf samt Wirts- und Gemeindehaus neu errichten. Die Pläne dazu stammen von Jos Cuypers, der in das Büro seines Vaters eingetreten war und dieses auch nach dessen Tod weiterführte.