Thema dieser Projektarbeit war die Erarbeitung einer Vorgewendevernetzung als Form der Flächenstilllegung unter Beachtung arbeitswirtschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Aspekte. Dafür wurden zunächst die bestehenden Flächenstillegungsprogramme und die freiwilligen Naturschutzprogramme hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf eine Vorgewendestilllegung untersucht. Es besteht demnach weder die Möglichkeit, die Vorgewendestilllegung nach bestehenden Stillegungsbestimmungen durchzuführen, noch in freiwillige Programme zu integrieren (Ausnahme: ökologisch besonders wertvolle Standorte nach Vertragsnaturschutzprogramm). Hier setzt diese Projektarbeit an, indem eine flexiblere Ausgestaltung der Stillegungsauflagen vorausgesetzt wurde. Anhand der Umsetzung in einem konkreten ackerbaulieh genutzten Gebiet von rund 125 ha im Landkreis Erding/ Gemeinde Fraunberg, sollten die Auswirkungen einer solchen Stilllegung der Vorgewende auf die Arbeitswirtschaft, auf die Kosten und Leistungen und auf die Ökologie untersucht werden. Dabei erfolgte die Quantifizierung immer anhand eines Vergleichs mit der herkömmlichen Stillegungspraxis, der Rotationsbrache. Da bisher keine diesbezüglichen Versuche durchgeführt wurden und auch die in der Projektarbeit entwickelte Umsetzung nicht in die Praxis auf das Feld erfolgte, beruht die gesamte Arbeit auf Annahmen, was die Auswertung der Ergebnisse erschwert. Die Schwierigkeit der bearbeiteten Aufgabe besteht in dem abstrakten Denkansatz. Die Ergebnisse sind in ihrer Tendenz interessant, den Zahlen im Einzelnen darf keine allzu große Bedeutung beigemessen werden. Die Ergebnisse der Projektarbeit werden einer Diskussion über effektivere Ausgestaltungsmöglichkeiten der Stillegungspolitik und –praxis zur Verfügung gestellt.
Ziel dieser Projektarbeit war es, anstatt ganze, jährlich wechselnde Schläge im Rahmen der Rotationsbrache aus der Produktion zu nehmen, allein die Vorgewende langfristig stillzulegen. Dabei soll der gleiche Mengenregulierungseffekt erreicht werden, die Effizienz dieser politischen Maßnahme jedoch gesteigert werden. Welche Vorgewende für eine Stilllegung in Frage kommen, entscheidet sich in erster Linie nach arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aus diesem Grund wurde nicht grundsätzlich jedes Vorgewende stillgelegt, sondern Wege und benachbarte Vorgewende für Wendevorgänge mitbenutzt. Die Breite der Vorgewende von 12 m bzw. 6 m richtet sich nach notwendigen Wenderadien großer landwirtschaftlicher Maschinen. Mit zunehmender Bedeutung des überbetrieblichen Maschineneinsatzes erscheinen diese Flächenabmessungen auch langfristig als angemessen. Neben arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten sollten ebenfalls ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Es wurde versucht, die stillgelegten Vorgewende im Sinne eines Biotopverbundsystems, das sich wie ein Netz über die Landschaft legt, zu vernetzen und an bestehende Landschaftselemente anzubinden. Gerade für den letzten Aspekt eignet sich das Gebiet Fraunberg denkbar schlecht. Zum einen ist der natürliche Standort strukturarm, zum anderen ist dieses Gebiet flurbereinigt worden. Die Umsetzung kann somit nur als Kompromiß, als Vorschlag unter Abwägung vieler Gesichtspunkte angesehen werden.
Was sind die ökonomischen Auswirkungen? - Im Vergleich mit der herkömmlichen Stillegungspraxis in Form der Rotationsbrache wurden die zusätzlichen Kosten den zusätzlichen Leistungen gegenübergestellt. Bedingt durch günstigere Wendezeiten und verminderte Hauptzeiten nimmt der Arbeitszeitbedarf pro ha AF bei der Vorgewendestilllegung ab. Diese Arbeitsbedarfseinsparung wurde mit 5 % in die Kalkulation aufgenommen. Als weitere Annahmen wurden eine um 10 % höhere Wegezeit für die Stillegungsfläche auf der einen Seite, eine Verbesserung des Ernteergebnisses durch Stilllegen der im Vergleich zum Hauptschlag um 15 % ertragsschwächeren Vorgewende auf der anderen Seite gemacht. Es ergeben sich interessante ökonomische Vorteile. Diese Vorteile sind bei solchen Früchten, bei denen der überbetriebliche Maschineneinsatz bereits starken Eingang gefunden hat, am größten. Geht man davon aus, daß der überbetriebliche Maschineneinsatz in Zukunft zur Nutzung von Kostendegressionseffekten neben den Erntemaßnahmen auch Eingang in Pflegemaßnahmen finden wird, so wird dieser ökonomische Vorteil an Importanz gewinnen.
Was sind die ökologischen Konsequenzen der Vorgewendestilllegung? -Im Gegensatz zur Rotationsbrache werden auf den stillgelegten Vorgewenden langfristig Flächen aus der Produktion genommen. Weil die Vorgewende jedoch weiterhin Wendevorgängen dienen, kann eine Selbstbegrünung und eine natürliche Sukzession nicht zugelassen werden, was den ökologischen Wert erheblich einschränkt. Dennoch sind in dieser Stillegungsvariante Vorteile zu sehen, welche vor allem im abiotischen Bereich liegen: Durch die Ansaat mit einem Kleegrasgemenge bildet sich eine feste Narbe, auf der Wendevorgänge die Bodenqualität nicht so stark beeinträchtigen wie auf Ackerland. Die Tragfähigkeit wird erhöht, die Verdichtung verringert, die Bodenstruktur - auch bedingt durch das vermehrte Auftreten von Regenwürmern unter dem Grünland - verbessert. In hängigen Gebieten können die begrünten Vorgewende als • Puffer vor Bodenabtrag durch Erosion dienen. Sowohl dem Bodenabtrag in Gewässer mit der Gefahr der Eutrophierung, als auch dem Bodenabtrag auf befahrenen Straßen mit den Kosten für die Straßenreinigung kann auf diese Weise vorgebeugt werden.
Im biotischen Bereich werden die positiven ökologischen Auswirkungen eher als gering erachtet. Immerhin können durch den Versuch einer Vernetzung Landschaftsstrukturelemente verbunden werden und Wanderwege von Kleinlebewesen vergrößert werden. Die langfristig ausgerichtet Begrünung, die so viel Störung durch Arbeitsgänge auf dem Hauptschlag nun auch nicht erleidet, ermöglicht Lebensräume für halmbesiedelnde Insektenlarven, gibt Deckung für Käfer und Spinnen und stellt Nahrung insbesondere auch für Kleinwild dar. Auch, wenn seltene Arten sich kaum in diesem Raum ansiedeln werden, ist mit einer Zunahme der Artenvielfalt zu rechnen. Auch an dieser Stelle soll gesagt werden, daß das vorliegende Gebiet in Fraunberg sich für eine ökologische Vorteilhaftigkeit der Vorgewendestilllegung nur schlecht eignet. Interessanter sind strukturreichere, artenreichere Standorte mit schützenswerten Arten.
Wie im ökonomischen Aufgabenteil berechnet, kann bei einer Vorgewendestilllegung mit einem höheren Stillegungssatz der gleiche Mengenregulierungseffekt erzielt werden. So kann mehr Fläche der Natur- unter Einschränkungen- überlassen werden.
Der von Naturschützern an die Agrarpolitik häufig gemachte Vorwurf, landwirtschaftliche "Abfallflächen" als Umweltleistung zu deklarieren, behält auch bei der Vorgewendestilllegung grundsätzlich seine Gültigkeit. Die Landwirtschaft muß jedoch bei ihrer wichtigsten Funktion, nämlich Nahrungsmittel zu produzieren, ökonomisch, d.h. in erster Linie arbeitswirtschaftlich, effizient arbeiten. Im Rahmen dieser Prämissen, ein Maximum an Naturschutz zu realisieren, erscheint uns als erstrebenswert. Mit der Vorgewendestilllegung ist unserem Erachten dazu eine bessere Möglichkeit gegeben als bei der herkömmlichen Stillegungsausgestaltung. Die Arbeit soll insb. für die Agrarpolitik Denkanstöße liefern, Maschineneinsatz und Flurgestaltung technisch, ökonomisch und ökologisch effizienter zu gestalten. Die Stilllegung von Vorgewenden würde der Zielsetzung des BML, eine flächendeckende Landbewirtschaftung den Agrarinseln vorzuziehen, entsprechen.
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Thema dieser Projektarbeit war die Erarbeitung einer Vorgewendevernetzung als Form der Flächenstilllegung unter Beachtung arbeitswirtschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Aspekte. Dafür wurden zunächst die bestehenden Flächenstillegungsprogramme und die freiwilligen Naturschutzprogramme hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf eine Vorgewendestilllegung untersucht. Es besteht demnach weder die Möglichkeit, die Vorgewendestilllegung nach bestehenden Stillegungsbestimmungen durchzuführen, noch i...
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