Eine sinnvolle Verbindung von Haltungstechnik - unter Berücksichtigung des Tierverhaltens - und guter tierhalterischer Qualifikation des Betreuungspersonals bildet die Grundlage für eine wirtschaftliche Milchviehhaltung, die mit einer Vermeidung von Tierschäden einhergeht. Durch die exakte Erfassung des Gesundheitszustandes von Milchkühen in Abhängigkeit der speziellen Haltungsumgebung ist es möglich, Hinweise für Verbesserungsansätze bei der Haltung zu geben. Im Liegeboxenlaufstall ist der Liegeboxenbelag von zentraler Bedeutung, da er einer Vielzahl von Anforderungen wie Wärmedämmung, Weichheit, Verformbarkeit, Trittsicherheit und Haltbarkeit genügen muss.
Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Liegeboxenbelag und Gliedmaßenverletzungen zu untersuchen, um somit die Ansprüche der Kühe an dieses Element des Haltungssystems festzustellen. Dazu wurden am Ende der Winterfütterungsperiode in den Monaten März und April 2002 im gesamten Bundesgebiet und zum Teil auch in Österreich 2.457 laktierende Milchkühe in 56 milchviehhaltenden Betrieben untersucht. Im Rahmen einer adspektorischen Untersuchung der Milchkühe wurden Veränderungen an Haut und Gelenken erfasst. Dabei wurden die an Fesseln, Knie, Karpal- und Torsalgelenken gefundenen Schäden je nach Schweregrad in folgende fünf Kategorien eingestuft: "haarlose Stellen < 2cm", "haarlose Stellen > 2cm", "Hautabschürfung < 2cm", "Hautabschürfung > 2cm" und "Umfangsvermehrungen im Schleimbeutelbereich".
Geprüft wurden die Auswirkungen unterschiedlicher Einstreumaterialien (Strohmehl, Strohhäcksel, Sägemehl und keinerlei Einstreu) auf einer Weichbodenmatte für Hochboxen und der Strohmistmatratze in Tiefboxen auf die Gelenke. Die Auswertung der Ergebnisse ergibt, dass beide Liegeboxensysteme an den Tieren Schäden aller Kategorien hervorrufen. Kühe auf Strohmistmatratzen weisen im Vergleich zu Tieren auf der verschiedenartig eingestreuten Weichbodenmatte insgesamt hochsignifikant (P < 0,01) weniger und leichtere Gelenkschäden auf.
Der Einsatz von Einstreu auf Weichbodenmatten führt teilweise zu einer deutlichen Verringerung der Schadenshäufigkeit an den Gelenken, aber auch zu einem herabgesetzten Schädigungsgrad.
Der in der Literatur hervorgehobene, positive Einfluss von Weidegang auf die Gelenke lässt sich am Ende der Winterstallhaltung nicht mehr bestätigen. Der Verzicht auf eine die Liegelänge begrenzende Bugschwelle führt zu keiner Zunahme der Schäden an den untersuchten Gelenken.
Für die in dieser Arbeit untersuchte Weichbodenmatte ist unter Einbeziehung aller erfassten Gelenke Strohmehl als Einstreu der Vorzug zu geben, da an den am häufigsten von Verletzungen betroffen Karpal- und Torsalgelenken im Vergleich zu den anderen Einstreuvarianten der Weichbodenmatte signifikant (P < 0,05) weniger Schäden auftreten.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Verletzungen an den untersuchten Gelenken unabhängig vom Liegeboxensystem eine gute Boxenpflege unumgänglich ist. Da die Ergebnisse dieser Arbeit innerhalb eines Feldversuches ermittelt worden sind, können nicht alle möglichen Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Eine Absicherung der Ergebnisse durch weitere Untersuchungen wird deshalb empfohlen.
Übersetzte Kurzfassung:
A sensible combination of housing technique - in consideration of animal behavior - and good husbandry qualifications of the stockmen provides the basis for paying dairy farming, which is associated with injury prevention. By recording the influence of housing on the health status of dairy cows it is possible to suggest improvements. Cubicle flooring in free stall barns is of major importance because different requirements need to be met, for example thermal insulation, softness, deformability, sufficient footing and durability.
The intention of this study is to investigate the correlation between cubicle flooring and leg injuries in order to determine the cows' needs concerning this element of the housing system. Therefore 2,457 lactating dairy cows housed on 56 different free-stall farms across Germany and parts of Austria were examined for skin and joint lesions at the end of winter indoor-housing. The joint assessment of fetlocks, knee, carpal and tarsal joints took the different severity of the lesions into account. The findings were categorized into "hairless patches < 2 cm", "hairless patches > 2 cm", "skin abrasion < 2 cm", "skin abrasion > 2 cm" and "increase in circumference in bursa area, concealed".
The impact of different litter materials (ground straw, chopped straw, sawdust and no litter) applied on a soft lying mat for cubicles and the impact of straw-manure packs for cubicles was surveyed. Looking closely at the results revealed that both cubicle systems cause injuries of all categories to cows. Those housed in cubicles with straw-manure packs had a significantly lower prevalence and severity of lesions than cows housed in cubicles with soft-lying mats with different litter applied (P < 0.01).
The use of litter on the soft-lying mat tested in this study partly reduced the prevalence of joint lesions as well as their severity. The positive effect of pasture access on the health of joints as often cited in literature concerning dairy housing did no longer exist at the end of the winter indoor-housing period. Not using brisket boards does not lead to any increase of injuries in the assessed joints.
By taking all examined joints into account it can be concluded that ground straw is the most favorable litter material on the soft-lying mat used in this study. Since the prevalence of injuries concerning carpal joints and hocks was in comparison to the other litter materials significantly lower (P < 0.05).
Finally it can be concluded that in order to avoid respectively reduce joint lesions good cubicle management is inevitable independent of the cubicle system. Given that the results of this survey were recorded in a field study not all influences could be taken into account. Necessary ensuring of the results is recommended by further investigations.