Beim Bau eines Mastschweinestalles sind bezüglich der Wahl des Haltungssystems verschiedene Überlegungen anzustellen. Das System muß aus ökonomischer, ökologischer und nicht zuletzt aus ethologischer Sicht den heutigen Anforderungen, auch unter Berücksichtigung der weiteren Entwicklung, entsprechen. Weil die derzeit am meisten verbreitete Haltungsform - die Haltung der Schweine in vollklimatisierten Ställen mit Spaltenböden - immer weniger diesen Ansprüchen gerecht wird, wurden alternative Systeme entwickelt. In der Praxis erlangen Außenklimaställe eine immer größere Bedeutung. Dazu zählt auch der Kistenstall als neues Verfahren in der Mastschweinehaltung.
Im Vordergrund dieser Arbeit steht die Untersuchung des Tierverhaltens in einem Kistenstall (nach Wiedmann) im Winter. Die Untersuchungen sollen Aufschluß darüber geben, wie sich die räumliche und klimatische Umgebung auf das Aktivitäts- und Ruheverhalten der Tiere auswirkt.
Bei der Untersuchung wurden die Temperaturen und die relative Luftfeuchte in der Ruhekiste, im Außenbereich der Bucht sowie in der Umgebung des Stalles ermittelt. Die Buchten waren in der Vormast mit 26 Tieren und in der Endmast mit 12 bzw. mit 13 Tieren belegt. Das Verhalten der Tiere wurde mittels Videotechnik erfaßt und getrennt nach Vor- und Endmaststadium im Multi-Moment-Verfahren ausgewertet.
In allen Aufnahmeperioden war die Temperatur in der Ruhekiste weitgehend konstant und lag nahezu unabhängig von der Außentemperatur im Mittel bei 24,2 °C. Demgegenüber schwankte die Stalltemperatur (2 bis 17 °C) in Abhängigkeit von der Außentemperatur (-4 bis 15 °C) relativ stark. In gleicher Weise wurde ein Zusammenhang der Luftfeuchte in diesen Bereichen verzeichnet. Im Stall und insbesondere in der Kiste wurde aufgrund der höheren Temperaturen meist eine geringere relative Luftfeuchte als im Außenbereich gemessen. Demgegenüber wurde für die absolute Feuchte aufgrund der Wasserdampfabgabe der Tiere ein weitaus höherer Wert gegenüber den anderen Bereichen gemessen werden.
Die wechselnden klimatischen Verhältnisse beeinflußten das Tierverhalten. Bei tieferen Temperaturen im Außenbereich der Bucht hielten sich die Tiere vermehrt innerhalb der Ruhekiste auf. Damit war auch ein Rückgang der Aktivität verbunden. Trotzdem zeigte die Aktivität der Tiere im Tagesablauf stets einen biphasischen Verlauf. Auch bei hohen Temperaturen im Außenbereich der Bucht begab sich ein Großteil der Tiere mittags zum Ruhen in die Kiste. Während der Vormast hielten sich die Tiere aufgrund der niedrigeren Temperaturen nahezu 80 % des Tages innerhalb der Ruhekiste auf, die Tiere in der Endmast verbrachten dagegen nur etwa die Hälfte des Tages darin.
Sitzende Tiere wurden äußerst selten beobachtet. Dies weist darauf hin, daß die Beschaffenheit des Bodens den Anforderungen der Tiere entsprach. Eine Differenzierung der unterschiedlichen Liegestellungen war bei der gegebenen Bildqualität nicht möglich. Somit können aus dieser Sicht keine detaillierten Aussagen über das Wohlbefinden der Tiere gemacht werden. Dieser Umstand mußte in Kauf genommen werden, um nicht durch bauliche Veränderungen der Kiste, die eine günstigere Positionierung der Kamera mit sich gebracht hätte, das Tierverhalten zu beeinflussen. Allerdings ließ sich, aufgrund der für die Aufnahmen erforderlichen zusätzlichen Beleuchtung in der Kiste, eine gewisse Beeinflussung des Tierverhaltens vermuten. Die Beleuchtung half den Tieren bei der Orientierung in der Kiste und ermöglichte ihnen damit eine bessere Nutzung des begrenzten Platzangebotes.
Die Untersuchung hat ergeben, daß die Schweine in einem Kistenstall keine atypischen Verhaltensweisen zeigen. Verhaltensstörungen konnten in keiner Form festgestellt werden. Durch die Wahlmöglichkeit zwischen zwei Buchtbereichen mit unterschiedlichen Temperaturzonen war es den Tieren möglich, ihren Wärmehaushalt zu regulieren. Ein für die Tiere optimales Temperaturniveau wurde jedoch in keinem der Bereiche vorgefunden. Deshalb wäre es sinnvoll, durch eine temperaturgesteuerte Lüftung die Temperaturen im Bereich der Ruhekisten gemäß den Bedürfnissen der Tiere zu optimieren.
Weitere Untersuchungen diesbezüglich wären wünschenswert, um genauere Aussagen darüber treffen zu können, wie sich das Kistenstallsystem bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen auf das Tierverhalten in den einzelnen Mastphasen auswirkt.
«
Beim Bau eines Mastschweinestalles sind bezüglich der Wahl des Haltungssystems verschiedene Überlegungen anzustellen. Das System muß aus ökonomischer, ökologischer und nicht zuletzt aus ethologischer Sicht den heutigen Anforderungen, auch unter Berücksichtigung der weiteren Entwicklung, entsprechen. Weil die derzeit am meisten verbreitete Haltungsform - die Haltung der Schweine in vollklimatisierten Ställen mit Spaltenböden - immer weniger diesen Ansprüchen gerecht wird, wurden alternative Syste...
»