In der Bundesrepublik Deutschland fallen jährlich 26 Millionen Tonnen Stroh an. Davon werden bisher lediglich 4 % zu Futterzwecken eingesetzt.
Der relativ geringe Einsatz in der Fütterung ist dadurch bedingt, daß die Nährstoffe in Form von Kohlenhydraten nicht frei verfügbar sind. Zellulose bzw. Hemizellulosen liegen in einer äußerst stabilen Verbindung mit Lignin vor. Ziel der Technik der Strohaufbereitung für Futterzwecke ist es, diesen Ligninpanzer auf mechanischem oder mechanisch-chemischem Wege aufzubrechen und somit Getreidestroh besser in der Tierernährung zu nutzen.
Die Verfütterung von unbearbeitetem Langstroh kann deshalb nur eine Maßnahme der Strukturergänzung darstellen. Neben der geringen Schmackhaftigkeit ist vor allem die schlechte Mischfähigkeit des Langstrohes mit anderen Futterkomponenten als Nachteil anzusehen.
Mit Zerkleinerungsmaschinen wie Strohhäckslern oder Hammermühlen ist es heute möglich, Stroh in verschiedenen Zustandsformen ohne größeren technischen Aufwand z. B. für Wiederkäuer auf 5 cm und für die Monogaster auf 0,2 cm zu kürzen. Der spezifische Leistungsbedarf der Häcksleraggregate schwankt zwischen 0,4 und 4 kW/dt/h. Mit der Wahl geeigneter Geräte kann somit eine deutliche Energieeinsparung bei der Strohzerkleinerung erzielt werden. Der Anteil der längsgeteilten Halme des Strohhäcksels liegt je nach Maschinenbauart zwischen 80 und 100 %.
Durch alleiniges mechanisches Bearbeiten aber lassen sich die Verdaulichkeitswerte, die je nach Strohart mit 42 - 51 % angegeben sind, nicht erhöhen. Während Strohmehl in der Schweinehaltung als Ballaststoff Verwendung finden kann, sind der Verfütterung größerer Mengen von zerkleinertem Stroh in der Wiederkäuerernährung durch pansenphysiologische Besonderheiten enge Grenzen gesetzt. Diese lassen sich zum Teil umgehen, wenn Stroh a1s Mischkomponente in Futtermischwagen oder beim Silieren mit Grüngut zur Verhinderung von Nährstoffverlusten im Sickersaft dient.
Mit den von der industriellen Cellulosegewinnung aus Holz her bekannten Verfahren des Dampfaufschlusses wird versucht, mit gesättigtem Wasserdampf bei 185 - 200° C, die Nährstoffe im Stroh durch eine rein physikalische Behandlung freizulegen.
Bei der chemischen Behandlung zerstören die Chemikalien, von denen sich nach einer Vielzahl von Versuchen nur Natrium- und Stickstoffverbindungen durchsetzen konnten, den Aufbau der Strohzellwand und lösen die darin enthaltenen Nährstoffe aus ihrer engen Verbindung mit inkrustierenden Substanzen. Über wenig umweltfreundliche und vor allem arbeitsaufwendige Verfahren des Naß- und Feuchtaufschlusses gelangte man zu den praktikableren Möglichkeiten des Trockenaufschlusses. Der Natronlaugeaufschluß wird ohne besondere Neutralisation des behandelten Strohes in Pelletier- oder Brikettieranlagen und in mobilen, zapfwellenangetriebenen Aufschlußmaschinen durchgeführt. Um einen effektiven Aufschluß zu erzielen, hat sich bislang die Zusetzung von 50 g 100%iger Natronlauge je kg TS Stroh als günstig erwiesen.
Zur Herstellung von Futterpreßlingen aus Aufschlußstroh können die Pelletieranlagen der Mischfutterindustrie oder der Grünfuttertrocknung verwendet werden. Die Produkte Pellets und Cobs aus Kollerpressen und Briketts aus Kolbenpressen unterscheiden sich in der Hauptsache durch ihre Festigkeit und Strukturierung. Beim Einsatz in der Tierernährung bietet sich für Pellets aus gemahlenem Stroh wieder die Monogasterernährung an. Für Cobs aus kürzer und Briketts aus grob gehäckseltem Aufschlußstroh zeigen sich Einsatzmöglichkeiten in der Wiederkäuerernährung, wobei die Futterstruktur noch am besten bei Briketts erhalten bleibt.
Aufgrund der Verwendungsmöglichkeiten in der Tierernährung und der günstigen Eigenschaften der Presslinge, wie z.B. hohes Raumgewicht und gute Schüttfähigkeit, ist die Technik bestrebt, Pressen zu entwickeln, die bei höherem Durchsatz geringere Energieaufwendungen als die bisherigen Pressenbauarten erfordern. Derzeit schwankt der spezifische Leistungsbedarf allein für den Pelletiervorgang zwischen 5 und 30 kW/dt/h und liegt für Brikettierpressen bei ca. 3 kW/dt/h. Die Durchsatzleistung der Pelletieranlagen beträgt bei Kollerpressen ca. 10 dt/h und bei Brikettierpressen lediglich rd. 5 dt/h.
Bei der Getreideganzpflanzenpelletierung fallen neben den gleichen Energieaufwendungen erhebliche verfahrenstechnische Probleme bei Ernte und Weiterverarbeitung ins Gewicht.
Die mobilen Anlagen zum chemischen Strohaufschluß ohne anschließende Verdichtung des Futterstoffes erzielen bei einem Leistungsbedarf von 0,8 - 2,2 kW/dt/h Durchsätze von 25 - 40 dt/h. Die vier dafür zur Zeit angebotenen Maschinen unterscheiden sich im wesentlichen durch die Art der Strohzerkleinerung, Einstellung der Laugenmenge, Zeitpunkt der Laugenapplikation und durch den Mischvorgang.
Der Tierernährung kann damit ein ausreichend strukturiertes Futter mit Energiegehalten von 300- 350 StE/kg und einer Verdaulichkeit der organischen Substanz von ca. 60 % angeboten werden. Klare Aussagen über den Einsatz von Natronlauge-Aufschlußstroh lassen sich aber erst nach gezielten Fütterungsversuchen treffen, zumal die Unbedenklichkeit eines erhöhten Natriumgehaltes nicht für alle Tierarten abgeklärt ist.
Ähnliche Ergebnisse in bezug auf Energiegehalt und Verdaulichkeit liefert der Strohaufschluß durch die Ammoniakbegasung. Dabei werden in ca. 1 min 3 kg NH3-Gas auf 100 kg erntetrockenes Stroh ausgebracht. Die Begasung erfolgt in luftdicht verpackte Strohdiemen oder in Folienschläuche. Ein zusätzlicher Effekt beim Einsatz von Ammoniak ist die Erhöhung des Eiweißgehaltes im Stroh von 3 % auf rd. 8 - 11 %. Nach ca. 8 Wochen ist ein Maximum an Aufschluß erreicht.
Sowohl bei NH3 als auch bei NaOH handelt es sich um aggressive Stoffe, in deren Gefahrenbereich volle Schutzkleidung und Atemgerät gefordert werden. Zwangsläufig ergibt sich daraus der Einsatz von geschultem Personal, um einen effektiven Aufschluß zu gewährleisten und um die Gesundheit der in der Landwirtschaft Beschäftigten nicht zu gefährden.
Nach dem bestehenden Futtermittelgesetz ist der Handel und Transport von aufgeschlossenem Stroh in der BR Deutschland derzeit noch verboten. Es sind aber Bestrebungen im Gange, derart behandeltes Stroh für den kommerziellen Bereich zuzulassen.
Von der Entwicklung des chemischen Aufschlusses wird nicht zuletzt auch die weitere Entwicklung des biochemischen Aufschlusses abhängen. Hierbei wird versucht, durch die Begünstigung der zellulosespaltenden Mikroorganismen die Nährstoffe im Stroh freizulegen. Durch den Aufbau der Biomasse könnte dadurch der Proteingehalt erhöht werden.
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In der Bundesrepublik Deutschland fallen jährlich 26 Millionen Tonnen Stroh an. Davon werden bisher lediglich 4 % zu Futterzwecken eingesetzt.
Der relativ geringe Einsatz in der Fütterung ist dadurch bedingt, daß die Nährstoffe in Form von Kohlenhydraten nicht frei verfügbar sind. Zellulose bzw. Hemizellulosen liegen in einer äußerst stabilen Verbindung mit Lignin vor. Ziel der Technik der Strohaufbereitung für Futterzwecke ist es, diesen Ligninpanzer auf mechanischem oder mechanisch-chemischem...
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