Vollmechanisch läßt sich das Problem der Arbeitsersparnis bei der Zuckerrübenpflege bis heute nicht lösen. Das menschliche Auge und die Fingerfertigkeit können auch durch die kompliziertesten Maschinen noch nicht ersetzt werden. Zur Erleichterung, Verringerung und Beschleunigung der Pflegearbeiten hat man zwei teilmechanische Verfahren entwickelt.
1. Die Auflockerung des Bestandes durch Verminderung der Aussaatstärke und Verwendung von überwiegend einkeimigen Saatgut.
2. Die maschinelle Auslichtung eines dichten Bestandes.
Ein letztes Einzelstellen der Pflanzen erfolgt in beiden Fällen mit der langstieligen, dänischen Hacke.
Die Züchtung einer ertragreichen, einkeimigen Sorte mit hohem Zuckergehalt ist leider bisher noch nicht gelungen. Deshalb ging man den Weg der maschinellen Aufbereitung des Saatgutes, um schneller zu einer Verringerung der Keimlinge pro Knäuel zu kommen. Man entwickelte fünf Arten der Aufbereitung des Saatgutes. Von diesen haben das künstlich gespaltene Monogermsaatgut von der „Saat und Erntetechnik“ und das selektierte Saatgut der Kleinwanzlebener Saatzucht in der deutschen Landwirtschaft den Anteil von 20% der Zuckerrübenanbaufläche erreicht. Fast 80% der Anbaufläche wird noch mit Normalsaatgut bestellt. Ein großer Prozentsatz dieser Fläche wird unter Boden- und Klimaverhältnissen bewirtschaftet, die durchaus die Aussaat von Monogermsaatgut gestatten. Die Gründe, auf die Nutzung der Vorteile des Monogermsaatgutes zu verzichten, liegen wohl weniger an der mangelhaften Qualität des Saatgutes als an der Unkenntnis und den Vorurteilen des Betriebsleiters. Doch mancher Landwirt wird durch das ständige Abnehmen der Arbeitskräfte eines Tages gezwungen sein, sich mit den arbeitssparenden Methoden vertraut zu machen.
Der zur Monogermsaat vorgesehene Acker soll im Frühjahr möglichst flach in wenigen Arbeitsgängen bearbeitet werden. Der Monogermsamen verlangt ein festes Saatunterbett mit guter Krümelstruktur. Bei der Drillsaat von Monogermsaatgut sät man im allgemeinen die Hälfte der Normalsaatgutmenge aus. Verschlechtern sich die Aufgangsbedingungen, so muß man die Aussaatmenge erhöhen. Man erreicht eine Arbeitsersparnis bis zu 30%. Die Dibbelsaat, Wellensaat und Vergleichmäßigkeitssaat bringen gegenüber der Drillsaat von Monogermsaatgut arbeitswirtschaftlich keinen wesentlichen Gewinn. Eine weitere Arbeitsersparnis kann man erreichen, wenn die Samen in regelmäßigen Abständen von 2 bis 4 cm abgelegt werden. Dies erfordert hohe Anforderungen an die Keimqualität des Saatgutes, der Feldaufgang muß mindestens 70% betragen.
Die gleichmäßige Aussaat bis zu Mengen von 7 bis 8 kg/ha erfolgt mit Einzelkornsägeräten, die in Deutschland meist nach dem Zellenradprinzip arbeiten. Hier muß die Größe des Samens weitgehend an die Zellenbohrungen angepaßt sein. Das JR 2-Grät und das Fähse-Gerät werden in der Praxis schon vielfach mit gutem Erfolg eingesetzt. Die pneumatischen Geräte leisten zwar gute Arbeit, werden sich aber wegen ihrer hohen Anschaffungs- und Betriebskosten bei einseitiger Verwendbarkeit nicht durchsetzen. Bei der Einzelkornsaat erzielt man gegenüber der Normalsaat eine Arbeitsersparnis bis 50%.
Die Prüfung der Sägeräte auf dem Leimstreifenversuchsstand zeigt eindeutig die Überlegenheit der Einzelkornsägeräte gegenüber der Drillmaschine bezüglich der Gleichmäßigkeit der Knäuelablage. Bei Verwendung von kalibriertem Saatgut ist die Ablage beim Fähse- und Langs-Gerät etwas gleichmäßiger als beim JR 2-Gerät mit nicht kalibriertem Samen. Wenn die Praxis sich aber trotzdem weitgehend für das JR 2-Gerät entscheidet, so liegt das an der Preisgünstigkeit, der Einfachheit und Robustheit dieses Gerätes und nicht zuletzt an der Verwendbarkeit für jegliches Monogermsaatgut.
Zur Ermittlung der Tiefenlage der Knäuel im Feldversuch verwendet man einen Bodenhobel, mit dem man eine bestimmte Bodenschicht von jeweils 1 cm Tiefe abträgt und die darin vorhandenen Knäuel auszählt. Obwohl die Tiefenlage der Knäuel bei den Einzelkornsägeräten wesentlich gleichmäßiger als bei der Drillmaschine ist, sind die Streuungen bei allen Geräten beträchtlich und müssen verringert werden.
Bei der Prüfung der Arbeitsqualität von Drillmaschine und Einzelkornsägeräten unter verschiedenen Aufgangsbedingungen zeigt sich, daß der Feldaufgang der Knäuel bei Verwendung von gleichwertigem Saatgut beim Einzelkornsägerät um 40 bis 50% höher ist als beim normalen Drillschar. Auf schwierigen, gleichartigen Böden versagt die Einzelkornsaat. Hier muß bei Monogermdrillsaat die Aussaatmenge auf 20 bis 22 kg/ha erhöht werden. Das risikoloste Verfahren bleibt unter diesen Verhältnissen die Normalsaat.
Wo die Boden- und Klimaverhältnisse eine Auflockerung des Ausgangspflanzenbestandes durch Monogermdrillsaat oder Einzelkornsaat nicht gestatten, muß man das Verfahren der maschinellen Auslichtung des dichten Bestandes anwenden. Das Querhacken mit der Hackmaschine verlangt einen lückenlosen Ausgangsbestand und spart nur die weniger schwere Verhackarbeit, während das Verziehen eher noch erschwert wird. Das Längsverhacken mit rotierenden Scheiben bringt die Pflanzen auf kleinere Abstände. Hier lassen sich schon die Abstände der Horste entsprechend dem Pflanzenbestand einstellen. Beim Ausdünnen durch bewegte Hackwerkzeuge ist die Fahrtrichtung der Geräte parallel zur Pflanzenreihe, ihre Arbeitsrichtung quer dazu. An die Stelle eines breiten Hackschlages treten mehrere schmale, so daß kleine Horste von 3 bis 5 cm Länge entstehen. Die Gefahr, zu viele Fehlstellen zu bekommen, ist hier geringer, weil man eine bestimmte Reserve an Pflanzstellen hat. Nach der Arbeitsweise der Hackwerkzeuge unterscheidet man Stern- und Pendelausdünner. Der Sternausdünner arbeitet mit rotierenden Hackmessern. Sein Ausdünneffekt läßt sich durch breitere oder schmalere Messer und durch Verdoppelung der Messerzahl verändern. Beim Pendelausdünner erfolgt das Ausdünnen durch hin- und herpendelnde Messerstäbe. Der Ausdünneffekt wird hier durch ein Getriebe mit mehreren Gängen oder durch ein stufenloses Getriebe variiert. Zur Unkrautbekämpfung, Ausmerzung von kranken Pflanzen und Lockerung des Bodens in der Reihe lassen sich an die Ausdünner Werkzeuge mit federnden Stahlzinke anbringen, die wie eine Bürste wirken. Der Pflanzstellenbesatz wird vor dem Ausdünnen mit einer 2,5 m langen Meßlatte bestimmt. Beim „klassischen Verfahren“ wird der Ausdünner zweimal in den Bestand eingesetzt. Bei der ersten Bearbeitung verwendet man beim Sternausdünner breite Messer bei einfacher Messerzahl, im zweiten Durchgang, zwei bis drei Tage später, schmale Messer bei doppelter Messerzahl. So kann man im Normalsaatbestand eine Arbeitsersparnis bis zu 33%, im Monogermsaatbestand bis zu 39% erreichen. Beim Ausdünnen in einem Arbeitsgang nimmt man beim Sternausdünner gleich die doppelte Messerzahl und schmale Messer, entsprechend wird beim Pendelausdünner die Drehzahl der Messerantriebswelle verdoppelt. Man spart so in einen ganzen Arbeitsgang und erreicht doch eine Arbeitsersparnis von 27 bis 33%.
Es ist ein wichtiges Ziel der Monogermsaat und des maschinellen Ausdünnens, den Pflanzenbestand so aufzulockern, daß Nachvereinzelung und Rundhacke in einem Arbeitsgang durchgeführt werden können. Hierzu eignet sich die langstielige, dänische Hacke, mit deren abgeschrägten Seitenflächen man dicht an die stehendbleibenden Pflanzen herangehen kann, sehr gut.
Wie bei jedem Einsatz technischer Hilfsmittel darf auch bei der Mechanisierung der Bestellung und Pflege der Zuckerrübe die Qualität der geleisteten Arbeit und die Höhe des Ertrages nicht leiden. Es hängt von der Fähigkeit der Betriebsleiter ab, die beim Verfahren Einzelkornsaat und mechanisches Auslichten am jeweils richtigen Ort mit optimalem Erfolg einzusetzen. Es gibt Betriebe, wo beide Verfahren einzeln oder kombiniert anwendbar sind und andere, wo Boden- und Klimaverhältnisse gleichsam für eine Methode prädestiniert sind. Beide Verfahren sind hinreichend erprobt und werden bei zunehmendem Arbeitskräftemangel mehr und mehr in die Praxis Eingang finden.
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Vollmechanisch läßt sich das Problem der Arbeitsersparnis bei der Zuckerrübenpflege bis heute nicht lösen. Das menschliche Auge und die Fingerfertigkeit können auch durch die kompliziertesten Maschinen noch nicht ersetzt werden. Zur Erleichterung, Verringerung und Beschleunigung der Pflegearbeiten hat man zwei teilmechanische Verfahren entwickelt.
1. Die Auflockerung des Bestandes durch Verminderung der Aussaatstärke und Verwendung von überwiegend einkeimigen Saatgut.
2. Die maschinelle Auslic...
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