Der Elektrizitätseinsatz ist in der Landwirtschaft in den letzten Jahren sehr stark angestiegen. Eine wirtschaftliche Stromversorgung landwirtschaftlicher Betriebe ist durch die typischen, biologisch bedingten Produktionsabläufe für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen problematisch. Dies erfordert höhere Kenntnisse über den Leistungsbedarf und den Stromverbrauch verschiedener landwirtschaftlicher Betriebstypen. Aus diesem Grunde wurde der Elektrizitätseinsatz in 158 landwirtschaftlichen Betreiben der BRD im Zeitraum 1973/74 in seiner durch die VDEW in Verbindung AEL durchgeführten Erhebungen erfaßt. Die Auswertung der Daten und die Berechnung des Stromverbrauchs erfolgte mit Hilfe der EDV. Dabei wurde der jährliche, der monatliche und der wöchentliche Elektroenergieverbrauch, die Benutzungsdauer und der Leistungsbedarf jedes Betriebes sowie die jahreszeitliche Verteilung des Elektrizitätseinsatzes und die Abhängigkeit von den Faktoren Betriebsgröße und Tierzahl ermittelt.
Im einzelnen können die von 121 Betrieben ausgewerteten Ergebnisse, aufgegliedert in verschiedene Produktionsrichtungen, folgendermaßen zusammengefaßt werden:
1. In a11en 121 Betreiben besteht eine Abhängigkeit zwischen dem Anschlußwert und der Betriebsgröße (Bestimmtheitsmaß 9 %). Der Stromverbrauch ist vom Leistungsbedarf, der Betriebsgröße und dem Anschlußwert abhängig und durch das Bestimmtheitsmaß in Höhe von 38 % zu erklären. Außerdem korreliert der Leistungsbedarf mit dem1 Anschlußwert, der Betriebsgröße und dem Elektroenergieverbrauch (B = 38 %). Der durchschnittliche jährliche Elektroenergieverbrauch beträgt je Betrieb 24.575 kWh, der jährliche maximal aufgetretene Leistungsbedarf liegt bei 21 kW (Benutzungsdauer 1.170 Stunden). Die Spitze der jahreszeitlichen Verteilung fällt in den August zur Zeit der Getreideernte.
2. In 27 Milchviehbetrieben mit Anbindestall (durchschnittlich 28 Kühe) besteht zwischen dem Anschlußwert und der Tierzahl eine positive Beziehung (Bestimmtheitsmaß B = 22 %). Der Stromverbrauch ist hier vom Leistungsbedarf (B = 28 %), dieser wiederum von der Tierzahl und der Betriebsgröße abhängig (B = 35 %). Bei einem durchschnittlichen Leistungsbedarf in Höhe von 18,6 kW werden pro Betrieb und Jahr im Durchschnitt 11.830 kWh verbraucht. Die Benutzungsdauer beträgt hier 636 Stunden. Für diesen Betriebszweig der Milchviehhaltung charakteristisch, tritt der größte Leistungsbedarf und Elektroenergieverbrauch im Juni zur Zeit der Heuernte auf.
3. In 23 Milchviehbetrieben mit Laufstall (durchschnittlich 47 Kühe) haben die Betriebsgröße, die Tierzahl und der Leistungsbedarf einen Einfluß auf die Höhe des Stromverbrauches (B = 78 %). Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Betrieb und Jahr beträgt 17.794 kWh, der Leistungsbedarf 22,9 kW und die Benutzungsdauer 777 Stunden. Der Elektrizitätseinsatz ist hier höher als in den Betrieben mit Anbindeställen, liegt jedoch noch unter dem Durchschnitt aller Betriebe. Es wurde festgestellt, daß in der kälteren Jahreszeit – verursacht durch die Melkstandheizung – ein höherer Elektrizitätseinsatz erforderlich ist.
4. In 7 Betrit3ben mit Bullenmasthaltung wurden mit durchschnittlich 87 Mastbullen nur geringe Bestandsgrößen erfaßt. Der Stromverbrauch beträgt durchschnittlich 7.103 kWh. Der Leistungsbedarf mit 16,1 kW führt zu einer jährlichen Benutzungsdauer in Höhe von 449 Stunden. Die aufgetretenen Leistungsspitzen traten im August (Getreideernte), im Oktober (Silomaisernte) und im Dezember (Kälberaufzucht) ein.
5. In 9 Betreiben mit Zuchtsauenhaltung wurde ein hoher jährlicher Elektroenergieverbrauch mit 22.994 kWh festgestellt. Der maximal aufgetretene Leistungsbedarf in Höhe von 16,8 kW führt zu einer jährlichen Benutzungsdauer von 1.369 Stunden. Die Spitzen des E-Einsatzes liegen im August (Getreideernte) und im Winter, letzteres wird durch die Beheizung der Ferkelställe hervorgerufen. In diesen Betreiben ergab sich lediglich eine Abhängigkeit zwischen leistungsbedarf und Anschlußwert (B = 39 %):
6 In 11 Betreiben der Mastschweinehaltung (durchschnittlich 711 Mastplätze) ist eine Abhängigkeit des Anschlußwertes von der Betriebsgröße (ha LN) und der Tierzahl festzuhalten (B = 64 %). Der Stromverbrauch hängt von der Tierzahl und dem Anschlußwert ab (B = 87 %). Von beiden Faktoren wird ebenfalls der Leistungsbedarf erheblich beeinflußt (B = 92 %). Die Messungen ergaben einen Jährlichen Elektroenergieverbrauch in Höhe von 29.250 kWh, einen Leistungsbedarf von 24,1 kW und eine Benutzungsdauer von 1.214 Stunden. Zur Zeit der Getreideernte wird die jährliche Spitzenlast erreicht, ebenso ist während des ganzen Sommers durch die Stalllüftung ein erhöhter Elektroenergieverbrauch festzustellen.
7. In den 7 untersuchten Betrieben mit Legehennenhaltung (durchschnittlich 26.800 Legehennen) wurden durchschnittlich 75.890 kWh verbraucht. In diesen Betrieben ist auch der höchste durchschnittliche Leistungsbedarf in Höhe von 27 kW aufgetreten. Er führt zu einer Benutzungsdauer in Höhe von 2.803 Stunden. Der Anschlußwert ist von der Tierzahl abhängig (B = 80 %), der Stromverbauch von der Betriebsgröße, dem Anschlußwert und der Tierzahl (B = 99 %). Der Elektrizitätseinsatz ist – verursacht durch die Stalllüftung – in den Sommermonaten sehr viel höher als im Winter.
8. Im Vergleich der verschiedenen Betriebsgruppen liegen die Milchviehbetriebe hinsichtlich des Elektrizitätseinsatzes unter dem Durchschnitt aller 121 Betriebe. In den Schweinhaltungsbetrieben und in den Betrieben mit verschiedenen Schwerpunkten herrschen weitaus günstigere Bedingungen. Weit über den Durschnitt lagen Betreibe mit Legehennenhaltung. In diesen Betrieben wird trotz hohen Leistungsbedarfes eine gleichmäßige Ausnutzung der bereitgestellten Leistung erreicht, wie die hohe Benutzungsdauer der Jahreshöchstlast beweist.
9. In den Haushaltungen ohne elektrische Raumheizung ist der Elektrizitätseinsatz gleichmäßig über das Jahr verteilt. Der in 20 Haushaltungen gemessene durchschnittliche jährliche Elektroenergieverbrauch beträgt 10.751 kWh. Der Leistungsbedarf in Höhe von 13,5 kW führt zu einer niedrigen Benutzungsdauer mit 796 Stunden. In 7 Haushaltungen mit elektrischer Raumheizung ist in den Wintermonaten der Elektrizitätseinsatz um das 3.fache höher als im Sommer (41.796 kWh/Jahr). Der Leistungsbedarf erreicht durchschnittlich 46,78 kW und führt zu einer Benutzungsdauer in Höhe von 910 Stunden. In diesen Haushalten beträgt der NT-Anteil 70 % des Gesamtstromverbrauches.
10 Eine zusammenfassende Betrachtung von Betriebsteil einschließlich Haushalt ergab, daß in den Betrieben ohne elektrische Raumheizung der Haushalt einen nur geringen Einfluß auf die Höhe des jährliche Elektrizitätseinsatzes ausübt. Die Benutzungsdauer liegt mit 1.022 Stunden sogar unter dem Durchschnitt aller Betriebe. In diesen Fällen beträgt der Anteil des Niedertarifes 30 %. In Betrieben mit elektrischer Raumheizung wird der Elektrizitätseinsatz von der Raumheizung entscheidend bestimmt. Trotz des hohen jährlichen Elektroenergieverbrauchs sinkt jedoch die jährliche Benutzungsdauer auf 966 Stunden ab. Es ist daher durch die elektrische Raumheizung mit keinen wesentlichen Verbesserungen der Elektroenergiebedarfsstruktur zu rechnen, obwohl der NT-Anteil auf 60 % steigt.
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Der Elektrizitätseinsatz ist in der Landwirtschaft in den letzten Jahren sehr stark angestiegen. Eine wirtschaftliche Stromversorgung landwirtschaftlicher Betriebe ist durch die typischen, biologisch bedingten Produktionsabläufe für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen problematisch. Dies erfordert höhere Kenntnisse über den Leistungsbedarf und den Stromverbrauch verschiedener landwirtschaftlicher Betriebstypen. Aus diesem Grunde wurde der Elektrizitätseinsatz in 158 landwirtschaftlichen Betr...
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