Durch die Entwicklung von rechnergestützten Haltungssystemen im Sinne des "Precision Livestock Farming" rückt die Interaktion zwischen dem Einzeltier und der Technik immer mehr in den Mittelpunkt aller Betrachtungen. Insbesondere die Lern- und Erinnerungsfähigkeit der Tiere, ihre sensorischen und kognitiven Fähigkeiten, sowie die Lernflexibilität der jeweiligen Spezies müssen genauer betrachtet werden, um eine optimale Leistung bei erfüllten Anforderungen nach Tiergerechtheit gewährleisten zu können.
Da bisher nur rund 200 Arbeiten zu dieser Thematik in der Nutztierhaltung vorliegen, wurden die grundlegenden Erkenntnisse des Lernens bei verschiedenen landwirtschaftlichen Nutztieren aus der Literatur in der vorliegenden Arbeit zusammengetragen.
Zentrale Bedeutung hat dabei die Lernform der operanten Konditionierung, die in den verschiedensten Bereichen der modernen Stalltechnik, wie z.B. automatische Tränken oder Abruffütterungsanlagen, Anwendung findet. Operantes Konditionieren bedeutet, zu lernen, dass ein bestimmtes Verhalten zum Erreichen eines bestimmten Zieles führt. Die Tiere müssen folglich Assoziationen zwischen einem Reiz und einer bei richtiger Reaktion erhaltenen Belohnung herstellen.
Ausgehend von diesen Grundlagen wurden die Forderungen der Tiergerechtheit und das natürliche Verhalten, sowie mögliche Verhaltensstörungen von Mastschweinen erörtert.
Aus ökonomischer Sicht hinsichtlich der Arbeitskosten, um eine kalkulierbare Gewinnerwartung zu erhalten, ist das in Deutschland vorherrschende konventionelle Haltungssystem für Mastschweine mit einem Flüssigmistsystem am besten geeignet, da sich dieses System bewährt hat.
Alternative Haltungssysteme, die den Forderungen der SHVO nach "Wühlmöglichkeit" ohne zusätzliche Stalleinrichtungen gerecht werden, müssen objektiv betrachtet, als kritisch gesehen werden, denn Strohhaltungen gehören aufgrund der primären und sekundären Emissionen nicht zu den "Besten Verfügbaren Techniken" (BVT) des Umweltbundesamtes. Auch würden Tierärzte diese Forderungen kaum unterstützen, da durch die Staub- und Keimbelastung viele zusätzliche Infektionen und kurative Maßnahmen mit Medikamenteneinsatz ausgelöst würden.
Aus diesem Grund, und da Umwelt- und Tierschutz kein unlösbarer Konflikt bleiben dürfen, ist es wichtig in den konventionellen Haltungsformen einen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Schweine, den Interessen der Verbraucher und dem Umweltschutz zu finden.
Jedoch haben sich die, in diesen Ställen eingesetzten "unveränderbaren" Beschäftigungsgegenstände wie Ketten, Bälle usw. in der Praxis nicht bewährt.
Deshalb wurden mögliche Beschäftigungstechniken, wie einfache Futterautomaten, Strohautomaten und alternative Lösungen für einstreulose Haltungssysteme aus der Literatur zur Diskussion gestellt und noch einen Schritt weiter gegangen, indem zwei neue Ansätze in Form einer Vierfelderapparatur mit Lichteffekt und eines Druck-Automaten vorgeschlagen wurden. Durch diese neu entwickelten Beschäftigungsgeräte, die sich das Lernverhalten der Tiere zu Nutze machen, konnte gezeigt werden, dass das natürliche Verhalten der Mastschweine, mit den Belangen der Verfahrenstechnik, des Umweltschutzes und des Verbraucherschutzes in Einklang zu bringen sind.
Auf eine andere Weise wie mit Stroh oder Wühlerde können die Tiere hierbei ihre arteigenen Verhaltensweisen ausüben. Durch Belohnung in Form von strukturierten Futtermitteln wird auch der Tiergerechtheit im Sinne der Tiergesundheit Rechnung getragen.
Beide Systeme, die Vierfelderapparatur und der "verformbare" Druck-Automat, stellen Lösungen dar, die die reizarme Umwelt aufwerten indem sie das Lernverhalten nutzen, keinerlei hygienische Nachteile für die Schweine darstellen und zugleich keine Leistungseinbußen bedingen.
Repräsentative Langzeitergebnisse der Leistungen und Möglichkeiten dieser neuen technischen Ansätze liegen noch nicht vor. Es besteht Forschungsbedarf für die Zukunft.
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Durch die Entwicklung von rechnergestützten Haltungssystemen im Sinne des "Precision Livestock Farming" rückt die Interaktion zwischen dem Einzeltier und der Technik immer mehr in den Mittelpunkt aller Betrachtungen. Insbesondere die Lern- und Erinnerungsfähigkeit der Tiere, ihre sensorischen und kognitiven Fähigkeiten, sowie die Lernflexibilität der jeweiligen Spezies müssen genauer betrachtet werden, um eine optimale Leistung bei erfüllten Anforderungen nach Tiergerechtheit gewährleisten zu kö...
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