Ein kontinuierliches Ansteigen der Betriebsmittelpreise bei unterproportionalem Zuwachs der Erlöse führte in den letzten Jahren zu einer ständig ungünstiger werdenden Einkommenssituation ferkelerzeugender Betriebe. Der sich zur selben Zeit vollziehende Strukturwandel führte zugleich zu einer relativen Verteuerung des Faktors „Arbeit“, wovon wiederum gerade arbeitsintensive Verfahren der Tierproduktion betroffen sind.
Um mittelfristig ein ausreichendes Arbeits- und Betriebseinkommen als Grundlage für die Erhaltung des landwirtschaftlichen Betriebes zu sichern, muß der Unternehmer nach Rationalisierungsreserven suchen. Ein primärer Ansatzpunkt dazu ist - verfahrenstechnisch gesehen - neben der Verbesserung der Aufzuchtleistung die Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Bevor jedoch arbeitswirtschaftliche Verbesserungen in Angriff genommen werden können, muß zunächst die betriebliche Situation untersucht und analysiert werden. Deshalb wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit in einem Zuchtsauenbetrieb mit einem Gesamtbestand von 100 Tieren eine Zeitstudie durchgeführt.
Die Datenerfassung erfolgte mit Hilfe der Zeitelementmethode durch Arbeitsbeobachtung, wobei versucht wurde, die durchgeführten Arbeitsgänge möglichst vollständig zu erfassen. Die Auswertung wurde im Rahmen der betriebsspezifischen Ist-Analyse neben den Angaben zum Gesamtaufwand durchgeführt, getrennt nach Stall- und Tätigkeitsbereichen.
1. Für den Deck- und Wartestall wurden bei einem Bestand von durchschnittlich 72 Sauen und 3 Eber im Mittel ein Zeitverbrauch von 15,84 APh/Sau und Jahr ermittelt. Für tägliche Routinearbeiten belief sich der Aufwand auf 14,3 APh/Tier und Jahr, der verbleibende Zeitanteil fiel Sonderarbeiten zu. Bei der Aufteilung nach einzelnen Arbeitsvorgängen nahm die kombinierte Fütterung einen relativen Anteil von 51 % der Routinearbeiten ein. Einstreuen/Entmisten, sowie Reinigungsarbeiten verbrauchten die restlichen Anteile von 43 % bzw. 6 %. Bei den untersuchten Sonderarbeiten lag der Hauptzeitverbrauch beim Belegen der Sau mit einem Anteil von 50 % der Sonderarbeiten
2. Die Betreuung der 24 säugenden Sauen und ihrer Ferkel im Abferkelstall benötigte im Mittel 32,67 APh/Tier und Jahr, wovon 90 % auf tägliche Arbeiten entfielen. Davon benötigten Einstreuen und Entmisten rund 61 %, die Fütterungsarbeiten für Ferkel bzw. Sauen jeweils 15 %. Die Betreuung und Versorgung der Ferkel waren mit 59 % Schwerpunkt der Sonderarbeiten im Abferkelstall, gefolgt von 17 % für Reinigungsarbeiten und 16 % für das Ein- bzw. Umstallen der Tiere.
3. Neben den direkt zuteilbaren Arbeiten mußten auch Arbeiten im Gesamtbestand in Höhe von 2,68 APh/Tier und Jahr, sowie 0,38 APh/Sau und Jahr für die nötige Betriebsorganisation berücksichtigt werden.
Der spezifische Gesamtaufwand belief sich somit auf insgesamt 51,55 APh/Sau und Jahr. Im Vergleich mit Literatur- und Praxisangaben, die bei installiertem Festmistverfahren den Arbeitszeitbedarf mit rund 30 bis 35 AKh/Tier und Jahr angeben, liegt der betriebsspezifische Gesamtaufwand um gut 2/3 höher.
Aus den erfaßten Zeitmeßdaten wurden anschließend über eine Einflußgrößenrechnung betriebsspezifische Planzeiten erstellt. Dabei konnten 89 verschiedene Zeitelemente statistisch gesichert werden, die zu 28 % funktionale Form aufweisen.
Aus den Planzeiten wurden anschließend, entsprechend den praxisüblichen Arbeitsablaufformen, Teilvorgangsmodelle gebildet.
Nach der Erstellung der für die Schwachstellenanalyse benötigten betriebsspezifischen Arbeitsmodelle wurden Verbesserungsvorschläge erarbeitet und der Umfang der möglichen Arbeitszeiteinsparungen berechnet.
Ausgehend von den Zeitverbrauchsschwerpunkten ergab sich folgendes Verbesserungskonzept:
1. Einführung des absätzigen Belegungsverfahrens mit dreiwöchigem Intervall und einer Gruppengröße von 12 Tieren, sowie vollständige Trennung aller Haltungsstufen durch die Einrichtung eines eigenen Deckzentrums.
2. Gezielte Arbeitsorganisation mit Hilfe eines Belegungs- bzw. Wochenarbeitsplanes.
3. Kraftfutter-Alleinfütterung in allen Produktionsphasen.
4. Übergang von eingestreuter Haltung zum Flüssigmistverfahren nach Stauschwemm- oder Speicherprinzip.
5. Verstärkter Einsatz der künstlichen Besamung, möglichst in Form der Eigenbestandsbesamung, verbunden mit der Nutzung eines Suchebers.
6. Kombination bzw. Reduzierung von Sonderarbeiten im Bereich der Saugferkelaufzucht.
Damit ist eine Arbeitszeitsenkung von insgesamt 55 % auf rund 23 AKh/Tier und Jahr zu erreichen. Im einzelnen können durch das geänderte Entmistungsverfahren 43 %, durch die Alleinfütterung rund 11 % und mit Hilfe der verbesserten Sonderarbeiten nochmals über 1 % des Ausgangsaufwandes eingespart werden. Die Vorzüge einer durchdachten Arbeitsorganisation liegen vor allem im Abbau von Wochend- und Sonntagsarbeit und dienen so verbesserten Arbeitsbedingungen.
Die erarbeiteten Verbesserungsansätze führen insgesamt zu einer deutlichen Steigerung der Arbeitsproduktivität und ermöglichen es, den Gesamtbestand von 100 Zuchtsauen mit einer Arbeitskraft (2.200 Arbeitsstunden/Jahr) zu betreuen.
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Ein kontinuierliches Ansteigen der Betriebsmittelpreise bei unterproportionalem Zuwachs der Erlöse führte in den letzten Jahren zu einer ständig ungünstiger werdenden Einkommenssituation ferkelerzeugender Betriebe. Der sich zur selben Zeit vollziehende Strukturwandel führte zugleich zu einer relativen Verteuerung des Faktors „Arbeit“, wovon wiederum gerade arbeitsintensive Verfahren der Tierproduktion betroffen sind.
Um mittelfristig ein ausreichendes Arbeits- und Betriebseinkommen als Grundlag...
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