Auf dem Kartoffelmarkt wird die Qualität immer mehr zum entscheidenden Absatzkriterium, deshalb ist es notwendig, nur eine Produktionsrichtung im Kartoffelbau einzuschlagen.
Die Ernte, heute fast ausschließlich mit dem Sammelroder durchgeführt, stellt hohe Ansprüche an die Kondition der Knolle. Die Beschädigungen, die bei der Ernte auftreten, werden von drei Seiten beeinflußt: Maschine, Knolle, Rodebedingungen. Der Einfluß der Roderbauart auf die Höhe der Beschädigungen ist gering, wesentlich ist die Einsatzweise des Roders. Die der Sorte angepaßte Wahl des Erntezeitpunktes und die zeitliche Abstimmung der Krautabtötung auf den Erntetermin, führt zur Ausbildung einer festen, elastischen Schale, die den mechanischen Beanspruchungen eher gewachsen ist. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Knollentemperatur, die bei der Ernte möglichst nicht unter 10° C liegen soll, um die Beschädigungsempfindlichkeit der Knolle zu mindern. Letztlich ist bei dem Einflußfaktor Rodebedingungen noch auf den Steinbesatz des Bodens hinzuweisen.
Bei der Betrachtung des Einflußfaktors Knolle kann festgestellt werden, daß innerhalb des marktgängigen Kartoffelsortiments, beginnend bei den sehr früh reifenden Sorten, die gut vollernteverträglich sind, bis hin zu den späten Sorten eine Abnahme der Vollernteverträglichkeit vorhanden ist.
Ein großer Teil der Schwierigkeiten, die bei der Lagerung und Aufbereitung sichtbar werden, entstehen bereits auf dem Feld, wie auch im Kartoffellager die Grundlagen gelegt werden können für die Probleme auf dem Feld.
Mit dem Ansteigen der Roderleistung bei der Ernte werden auch an die Einlagerung höhere Anforderungen gestellt. Das Heckkippverfahren, ein neues, sehr leistungsfähiges Annahmeverfahren, ermöglicht eine Momententleerung am Lager. Werden zum Transport Heckkipper mit selbstöffnender Klappe verwendet, kann bei kurzen Feldentfernungen gegenüber dem Seitenkippverfahren eine Transporteinheit eingespart werden.
Der zunehmende Einsatz zweireihiger Wagenroder ohne Verleseeinrichtungen mit Ablage auf den nebenherfahrenden Wagen (Fließverfahren) spart zwar die Roderbesatzung ein, setzt aber bei der Einlagerung den Einsatz von Erd-, Kluten und Steintrenneinrichtungen voraus. Weit verbreitet sind Enterder, die aber bauartbedingt einerseits mechanische Beschädigungen, andererseits durch "Einpanieren" der Knollen mit Schmutz die Anfälligkeit der Kartoffeln für Lagerfäuleerreger erhöhen können. Neben diesen Geräten mit mechanischem Trennmechanismus gibt es seit kurzem sehr leistungsfähige Anlagen, die elektronisch gesteuert, hauptsächlich für die Kluten- und Steinabtrennung Verwendung finden. Hier bahnen sich zusammen mit der Krumenentsteinung des Bodens und der Entwicklung von Vorsortierern neue Arbeitsverfahren bei der Einlagerung an, die einen Einsatz von mehrreihigen Sammelrodern ohne Verlesepersonen für eine großflächige Kartoffelproduktion erlauben.
Zur besseren Nutzung des Lagerraumes, mit dem Zie1 einer verbesserten Vermarktung, und auch aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wird vermehrt eine Vorsortierung in 2 - 3 Kartoffelgrößen schon bei der Einlagerung vorgenommen. Dazu steht neben den üblichen Sortiermaschinen ein Siebbandsortierer zur Verfügung, der mit einem neuartigen gestanzten Sieb mit weicher, sehr abriebfester Oberschicht zur schonenden Behandlung erntefrischer Knollen ausgerüstet ist. Ebenfalls neu ist ein Vorsortierer, der durch Abtrennung der Übergrößen vor der Hautpsortierung eine Leistungssteigerung des Exaktsortierers bewirkt.
Bei der Lagerbeschickung geht der Trend auch in größeren Anlagen zu fahrbaren, vielseitig verwendbaren Beschickungsgeräten, die keinen zusätzlichen Raumbedarf über dem Kartoffellager benötigen, wie es bei stationären Anlagen der Fall ist. Neben dem üblichen einfachen Boxenstapler, mit weitgehend festem Abgabepunkt, sind neue, selbstschwenkende, sehr leistungsfähige Ausführungen auf dem Markt, die eine gleichmäßige Befüllung des Lagers ohne die gefürchtete Schüttkegelbildung ermöglichen und vielseitig sowohl bei der Haufen- als auch bei der Boxenlagerung einsetzbar sind. Daneben sind diese Flächen- bzw. Boxenstapler in ihren Funktionen so ausgelegt, daß von einem Standort aus eine möglichst große Kartoffelmenge der Lagerung zugeführt werden kann. Der Arbeitsaufwand für die Umstellung der Geräte, wird damit deutlich gesenkt.
In Anlagen mit stationären Beschickungsgeräten, ist die Überwindung der Fallhöhen von 5 - 6 m immer noch problematisch. Die bisher eingesetzten Fallbrecher sind häufig Anlaß für Fäulnis und Beschädigungen, besonders wenn noch Steine im Lagergut enthalten sind. Eine neuere technische Lösung dieses Problems ist eine elektronisch gesteuerte Fördereinrichtung mit absenkbarem Band, das die Kartoffeln bis zur Abgabestelle hinabträgt. Für den Höhentransport setzt sich trotz der ca. 150,-- DM/m Mehrkosten gegenüber herkömmlichen Gummibändern das "Flexowell-Band" durch. Zukünftig wird durch die Verwendung abgeknickter Bänder die Anzahl der Übergänge gemindert, eine Verkleinerung des Trommeldurchmessers und eine Verminderung der Rahmenhöhe auf der Abgabeseite verringern zusätzlich die Fallhöhen.
Unter den bei uns verbreiteten Lagerfäuleerregern haben heute besonders Fusarium (Trocken- oder Weißfäule) und Erwinia (Naßfäule) als typische Wundparasiten große Bedeutung erlangt. Gerade die Produktionskette im technisierten Kartoffelbau bietet diesen Erregern ein ideales Betätigungsfeld. Nur durch pflanzenbauliche und lagertechnische Maßnahmen (starke Belüftung) kann größeren Verlusten begegnet werden.
Die Mietenlagerung hat mit dem technisierten Kartoffelbau die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht. Auf der einen Seite ein zu hoher Arbeitsaufwand und eine zu geringe Einlagerungsmenge, auf der anderen Seite Schwierigkeiten bei der Abkühlung der noch feucht eingelagerten Sammelroderkartoffeln und Probleme mit der vorzeitigen schwer lenkbaren Keimung, das alles sind Faktoren, die in einer arbeitsextensiven und qualitätsbetonten Landwirtschaft keinen Platz mehr haben. Bei dem in den letzten zwei Jahrzehnten stattgefundene Übergang zur Unterdachlagerung spielten vor allem betriebswirtschaftliche Aspekte, wie bessere Nutzung des Lagerraumes durch Steigerung der Lagerhöhe, geringstmöglicher Arbeitsaufwand und geringstmögliche Verluste und Beschädigungen eine große Rolle. Die im Verlauf dieser Entwicklung entstandenen Lagerungsverfahren - Boxenlagerung, Großboxenlagerung, Haufenlagerung und Kistenlagerung - haben sich sinnvoll aus den Zielsetzungen der einzelnen Verwertungsrichtungen heraus entwickelt, sind aber mit einem Kostenaufwand von 800,-- bis 1.000,-- DM/t Lagerkapazität sehr kapitalintensiv und nur in spezialisierten größeren landwirtschaftlichen Betrieben sinnvoll einsetzbar.
Bei der Unterdachlagerung werden in Form der Oberflächenbelüftung noch Erfahrungen aus der Mietenlagerung angewandt. Eine intensivere Belüftung erlaubt die Schwerkraft- oder Auftriebsbelüftung, die aber mit stündlich 30 m³ Luft pro m³ Kartoffeln bei weitem nicht mehr für die Abtrocknung der feuchten und in größeren Lagerhöhen eingelagerten Kartoffelmengen ausreicht.
In Deutschland geht man deshalb mehr dazu über, die Zwangsbelüftung innerhalb der geschlossenen Lagerung, also der völligen Trennung von Lagerraum und Außenluft, einzusetzen. Nur durch die Regulierung des Lagerklimas nach Temperatur und Luftfeuchte lassen sich Einflüsse auf die innere und äußere Qualität der Knolle, den Ansprüchen der einzelnen Verwertungsrichtungen entsprechend, lenken. Die Steuerung ist nur in luft- und dampfdichten Gebäuden, mit ausreichender Wärmedämmung unter Verwendung technischer Hilfsmittel wie Gebläse, Luftkanäle, Luftklappen und Steuerungseinrichtungen möglich. Das KTBL- Belüftungsprinzip erlaubt in seiner höchsten Ausbaustufe durch Steuerung nach Feuchtigkeit und Temperatur eine vollkommen automatische Lenkung des Lagerklimas nach vorgegeben Werten. Damit ist eine sichere Vermeidung der Keimung möglich, es treten geringere Gewichtsverluste, weniger Lagerdruckstellen und Blauflecken auf, außerdem wird durch kurze wiederholte Belüftung mit geeigneter Luft die Fäulnisgefahr erheblich gesenkt, einzelne faule Knollen werden mumifiziert.
Die Auslagerung ist über Unter- u. Überflurentnahme technisierbar. In den Vordergrund treten immer mehr leistungsfähige Aufnahmegeräte mit keilförmigem Aufnahmeteil oder rotierender Gummischeibe, mit letzterem Aufnahmesystem ist auch eine dosierte Entnahme aus dem Lager möglich. Selbstfahrende Aufnahmegeräte sind in ihren Funktionen so ausgelegt, daß auch in Haufen- und Großboxenlagern ohne viel umzustellen, große Entnahmebereiche erfaßt werden.
Eine gezielte Einflußnahme auf die Qualität der Verkaufsware erlaubt die Aufbereitung. Bei der Sortierung mit dem im Vordergrund stehenden Flachsiebsortierer werden vermehrt gummierte Siebe zur Reduzierung der Schalenabschürfungen und -risse verwendet. Leistungsfähige Flachsiebsortierer sind heute mit wandernder Ausstoßeinrichtung zur Siebreinigung und Intervallschaltung ausgerüstet (langsames Intervall: Sortieren - schnelles Intervall: Transport). Die Sortiergenauigkeit beim Flachsiebsortieren nach dem Schocksystem soll laut IMAG-Test (Wageningen) fast 100 % betragen.
Für das Verlesen hat sich das Rollenverleseband mit gesteuerten Rollen durchgesetzt, die die Knollen je nach Größe 1 - 3 mal im Sicht- u. Greiffeld der Verleseperson drehen. Eine auf der DLG 1978 als Neuheit vorgestellte elektronische Verlesehilfe ersetzt nicht die Kontrollperson, bringt aber Veränderungen in der Arbeitsweise und Verleseleistung, i da die schmutzige Arbeit des Handverlesens entfällt.
Beim Vorkeimen lassen sich 4 Vorkeimverfahren unterscheiden, es werden entweder gut entwickelte Keime oder das Stadium der weißen Pünktchen (Keimstimmung) angestrebt. Werden Großbehälter oder Paletten verwendet, läßt sich der Arbeitsaufwand für das Vorkeimen erheblich senken.
Abschließend sei noch bemerkt, daß trotz aller technischen und wirtschaftlichen Überlegungen der Mensch Spaß und Zufriedenheit an und mit der Arbeit an der Kartoffel haben sollte. Es darf aber auf keinen Fall aus einer rein "technischen Notwendigkeit" heraus zu einer Entwicklung ähnlich wie in den USA kommen: "Ein Farmer erklärte mir, daß die US-Kartoffeln für die Ernte- und Schälmaschinen gezüchtet würden. Die Geschmacksrichtung ließe sich über Propaganda steuern! Mir schmeckten sie nicht und die Schweine fraßen sie auch nicht."
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