1. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Verfahrenstechnik im bayerischen Hopfenbau vorzustellen und zu würdigen. Dazu erwies sich eine allgemeine Orientierung über den Stand des bayerischen Hopfenbaus als nützlich. In der Bundesrepublik Deutschland wird in 8 Gebieten Hopfenanbau betrieben, davon ist die Hallertau mit 14.718 ha Anbaufläche und ca. 260.000 dt Ertrag der größte Hopfenproduzent, während die Bundesrepublik Deutschland insgesamt einen Ertrag von 301.783 dt und eine Anbaufläche von 17.309 ha aufweist. Wegen mangelnder Saisonarbeitskräfte und steigender Löhne vollzog sich von 1955 bis 1960 die entscheidende Umstellung von der Handarbeit zur Mechanisierung des Hopfenbaus, wobei kleine Betriebe den Hopfenbau wegen der finanziellen Überlastung aufgaben. Zugleich stieg in der Hallertau die durchschnittliche Anbaufläche je Betrieb auf 2,6 ha und die Fläche je Hopfenanlage auf 0,85 ha.
2. Die Verfahrenstechnik im Hopfenbau hat sich an den botanischen Eigenschaften des Hopfens zu orientieren. Nur die weiblichen Pflanzen des zweihäusigen Hopfens werden angebaut, weil deren Dolden die Bitterstoffe für die Bierherstellung enthalten. Beim Hallertauer Mittelfrüh erzielen die Dolden einen Gewichtsanteil von 35 % - 45 % bei einem durchschnittlichen Rebengesamtgewicht von 5 kg. Die einzelnen Hopfensorten unterscheiden sich durch Ertrag, Qualität und Anfälligkeit für Krankheiten, die Dolden sitzen bei allen Sorten fast ausschließlich an den Seitentrieben der Reben.
3. Der Hopfen wird kultiviert mit 1,6 m Reihenabstand in Normalanlagen, für die eine Schmalspurmechanisierungskette zur Bearbeitung erforderlich ist, sowie mit 3 m Reihenabstand in Großraumanlagen, die den Einsatz von Maschinen mit herkömmlicher Arbeitsbreite ermöglichen. Dadurch bringen Großraumanlagen arbeitsmäßige und finanzielle Vorteile, zumal die Zahl der Stöcke/ha bei Einzelstockaufleitung im Vergleich zu Normalanlagen kaum geringer ist. Die Stockabstände liegen je nach Sorte zwischen 1,40 m und 1,80 m bei Normalanlagen und bei Großraumanlagen mit Doppelstockaufleitung, wogegen die Hopfenstöcke in Großraumanlagen mit Einzelstockaufleitung in halben Abständen gepflanzt sind.
Als Gerüste haben sich in den bayerischen Hopfenanbaugebieten das Hallertauer Drahtgerüst und das Verbesserte Hallertauer Drahtgerüst bewährt, beide lassen sich in Eigenregie erstellen. Statisch berechnete Weitspannanlagen bieten diese Möglichkeit nicht, haben aber die größten Abstände zwischen den Säulenreihen.
Als Auflaufmaterial finden geglühte Eisendrähte mit Durchmessern von 1,1 mm - 1,3 mm Verwendung, an ihnen wachsen die Reben empor.
Die Bodenbearbeitung wird im Hopfenbau nach den gleichen Grundsätzen durchgeführt wie im übrigen Ackerbau. Die Bearbeitung erfolgt während der Vegetationszeit und bei der Herbstfurche zur Pflanzenreihe hin, im Frühjahr von der Reihe weg.
Pflegearbeiten wie Aufdecken und Schneiden bereiten das Aufwachsen des Hopfens vor, nehmen beim Ausputzen und Anleiten durch Selektion der stärksten Triebe Einfluß auf den Ertrag, unterstützen das Wachstum durch Düngung und bekämpfen Krankheiten und Schädlinge durch chemische Pflanzenschutzmaßnahmen. Chemische Pflanzenschutzmittel lassen sich bei voller Pflanzenentwicklung technisch am besten im Sprühverfahren mit Gebläsespritzen ab Ventilatorleistungen von 60.000 m³ Luft/ h bei einer Fahrgeschwindigkeit von 1,25 km/h und einer Wassermenge von 800 l/ha applizieren. Eine Verdoppelung der Fahrgeschwindigkeit und der Wassermenge bringen das gleiche Ergebnis.
Das Verfahren der Hopfenernte gliedert sich in die Vorarbeiten im Hopfengarten zur Gewinnung und Verladung der Reben, in den Transport und in die Pflücke. Zum Rebenladen werden Hopfenkanzel, Abreißbock oder Rebenladegerät eingesetzt.
Die stationären Pflückmaschinen in den bayerischen Hopfenanbaugebieten kommen von der Firma Wolf in Geisenfeld. In der Pflückmaschine werden Dolden, Blätter und Seitentriebe von der Rebe abgestreift, die abgeernteten Reben werden im Häcksler zerkleinert. Das Pflückgut wird im Saugwindreiniger von den Blättern befreit, im Bandreiniger werden die Stengel ausgeschieden, die Dolden sammeln sich in der Absackvorrichtung. Je nach Größe beträgt die Leistung einer stationären Pflückmaschine 120 - 740 Reben pro Stunde.
Bis zu 10 Arbeitskräfte sind zur Bedienung und Wartung einzusetzen.
Für die Vollernte gibt es den funktionstüchtigen Prototyp einer Maschine, die zwischen den Bifängen selbst fahrend, von zwei Reihen zugleich insgesamt 600 Reben/h aberntet und pflückt, und mit höchstens zwei Bedienungspersonen auskommt. Durch besondere Konstruktionsmerkmale ist ein Einsatz der Maschine auch in Hanglagen möglich, problematisch sind jedoch die Bodenbeanspruchung durch das Gewicht von 7 - 8 t, sowie das Fahrverhalten des Vollernters bei rutschigem Untergrund.
Um die •Lagerfähigkeit des Hopfens zu erzielen, wird das Erntegut in Darren oder Bandtrocknern in 6 Stunden bei ca. 60° C so getrocknet, daß der Feuchtigkeitsgehalt von 80 % auf ca. 11 % herabgesetzt wird. Höhere Trocknungstemperaturen und Luftgeschwindigkeiten von mehr als 0,3 m/s haben Qualitätseinbußen bei den äußeren Hopfenmerkmalen zur Folge. Auf Hopfenlagerböden bekommt der Trockenhopfen, durch Feuchtigkeitsausgleich mit der umgebenden Luft, nach mehreren Tagen die richtige Sackreife.
In einer Konditionierungsanlage erreicht der Hopfen den in der Deutschen Hopfengeschäftsvereinbarung festgelegten Feuchtigkeitsgehalt von 12 % in ca. 8 - 12 Stunden bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 % - 67 % und bei einer Temperatur von 10° C - 30° C in der Konditionierungskammer.
Im Verlaufe eines Jahres ergeben sich beim Hopfenbau Arbeitsspitzen im Frühjahr von Mitte März bis Ende April, sowie im Spätsommer von Ende August bis Mitte September. Die meiste Zeit beanspruchen manuell auszuführende Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Pflegearbeiten. Bei den mechanisierten Arbeitsabläufen, wie bei der Bodenbearbeitung, ist der Zeitbedarf gering und, abgesehen von den Rüstzeiten, für Arbeitskraft und Schlepper gleich.
Für die Zukunft bleibt es das Ziel der Verfahrenstechnik im bayerischen Hopfenbau, weiter zu mechanisieren und so den Arbeitsaufwand im ganzen zu reduzieren. Eine der technischen Voraussetzungen hierzu bildet der Bau des funktionstüchtigen Prototyps einer Vollerntemaschine in jüngster Zeit.
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1. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Verfahrenstechnik im bayerischen Hopfenbau vorzustellen und zu würdigen. Dazu erwies sich eine allgemeine Orientierung über den Stand des bayerischen Hopfenbaus als nützlich. In der Bundesrepublik Deutschland wird in 8 Gebieten Hopfenanbau betrieben, davon ist die Hallertau mit 14.718 ha Anbaufläche und ca. 260.000 dt Ertrag der größte Hopfenproduzent, während die Bundesrepublik Deutschland insgesamt einen Ertrag von 301.783 dt und eine Anbaufläche von...
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