Das Fließmistverfahren fand in den letzten Jahren eine starke Verbreitung. Zur Zeit ist es bei Neu- und Umbauten aufgrund vieler Vorteile, die es gegenüber anderen Alternativen hat, das mit Abstand am häufigsten verwendete Verfahren. Bei vorhandenen Anlagen treten teilweise Funktionsstörungen auf, die auf Planungsfehler (falsche Dimensionierung) oder auf störende Einflüsse zurückzuführen sind. Die richtige Dimensionierung ist problematisch, weil zu wenig Untersuchungen und Kenntnisse darüber vorliegen. Die vorliegende Untersuchung soll einen Beitrag zur Klärung dieser Probleme leisten. Die Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen.
1. In einem theoretischen Teil wurden die vorhandenen Forschungsergebnisse analysiert und zusammengefaßt. Fließmist ist ein polydispers zusammengesetztes Gemisch mit hoher innerer Reibung, zu deren Überwindung ein Staudruck erforderlich ist. Der nötige Staudruck entsteht durch den Eigenaufstau, der zu einem schrägen Oberflächenanstieg führt. Die Kanaltiefe ist deshalb von der Kanallänge abhängig. Das quasiplastische Fließverhalten bewirkt, daß der Oberflächenanstieg nicht linear ist, sondern mit zunehmender Fließgeschwindigkeit bzw. Kanallänge abnimmt. Die Verbesserung der Fließfähigkeit mit zunehmender Fließgeschwindigkeit wird durch den thixotropen Charakter des Fließmistes verstärkt. Dieser bewirkt außerdem ein Gelieren der Gülle bei Unterbrechung des Fließvorganges. Bei funktionierendem Kanal ist die Mistoberfläche konkav gewölbt, bei gestörtem Abfluß ist die Wölbung konvex. Die flüssigen Bestandteile sind mehr in der unteren Schicht des Kanalinhalts. Die obere Schicht weist einen höheren TM-Gehalt auf. Bei ungestörtem Abfluß finden überall Fließvorgänge statt, vor allem jedoch in den oberen zwei Dritteln der Misthöhe.
2. Die Messungen dienten hauptsächlich dazu, die Fließkanaltiefe unter den verschiedenen Bedingungen zu ermitteln. Die Meßwerte bilden die Grundlage. Die erforderliche Kanaltiefe für die gegebene Länge kann berechnet oder einer Tabelle entnommen werden. Eine entsprechende Formel und die zugehörigen Werte wurden erarbeitet.
3. Eine deutlich erkennbare Auswirkung auf das Fließverhalten des Mistes haben die Aufstellungsform und die Fütterung. Bei Voll- und Teilspaltenboden ist wegen der doppelten Kanalfläche pro Tier die Fließgeschwindigkeit nur halb so groß. Das ist wegen des quasiplastischen Fließverhaltens und der höheren Wasserverdunstung negativ für die Fließfähigkeit. Deshalb ist unter gleichen Bedingungen ein tieferer Kanal nötig als bei Kurzstand mit Gitterrost. Die Buchten sollen aus diesen Gründen immer voll belegt sein.
4. Langfasrige Futterreste entziehen der Gülle Wasser, erhöhen den Anteil an ungelösten Teilchen (höhere Reibung) und führen zu einer Verfilzung. Bei Anfall größerer Mengen entstehen vollkommen fließunfähige Haufen und das Verfahren funktioniert unabhängig von der Kanaltiefe nicht mehr. Eine Wasserzugabe verbessert die Fließfähigkeit. Geringe Mengen zum Reinigen der Roste zeigen bei ohnehin gut fließfähiger Gülle keine Wirkung. Wird neben den Rosten noch der Treibgang mit Wasser gereinigt (Melkstand), so ist der Dunganstieg geringer.
5. Ein Einfluß durch die Milchleistung ist nicht zu erkennen. Niedrige Temperaturen im Winter können sich in Einzelfällen negativ auswirken. Die Gärung, die durch Abbauvorgänge eine Verringerung der Konsistenz bewirkt, wird möglicherweise. dadurch gehemmt. Frosteinwirkung im Kanal ist zu verhindern.
6. Ein rechteckiger Kanal mit glatten Wänden genügt den Anforderungen. Die Unterteilung von Spaltenbodenkanälen wirkt sich bei Bullen und Kalbinnen teilweise unterschiedlich aus. Die Fließverhältnisse sind nicht in beiden Kanälen gleich. Bis zu einer Balkenlänge von 3 m ist eine Stützmauer zwar möglich, aber nicht zu empfehlen. Die Staunase soll nicht höher als 10 cm gemacht werden, um nicht unnötig Kanalhöhe zu verlieren. Zur Einsparung von Kanalhöhe im Anfangsbereich können lange Kanäle stufenförmig gebaut werden. Stufenhöhe und -abstand müssen dem Oberflächenverlauf des Mistes engepaßt werden und sollen zu keinem zusätzlichen Anstau führen. Zu beachten ist dabei, daß der Oberflächenanstieg vom Querkanal her wesentlich geringer ist als der Durchschnittswert für den Kanal.
7. Störungen treten in der Praxis fast nur bei Spaltenboden auf. Eine unzureichende Kanaldimensionierung ist nur manchmal die Ursache, häufig sind es Futterreste. Bei Bullen ist öfters eine Verstopfung der Ecken am Kanalanfang zu beobachten, weil dort zu wenig Flüssigkeit anfällt, so daß der Kot nicht wegfließt, sondern austrocknet.
8. Die Häufigkeitsverteilung der in den Untersuchungsbetrieben vorhandenen Kanallängen und -tiefen wurde dargestellt. Anhand der Kanallängenverteilung konnte der zukünftig zu erwartende Anteil der verschiedenen Kanaltiefen bei Gitterrost- und Spaltenbodenkanälen geschätzt werden.
9. Der Versuch über die Ableitung von Fließmist in Rohren hat gezeigt, daß außerhalb des Stalles anstatt des Kanals eine Rohrleitung bis zur Grube gebaut werden kann. Der Rohreinlauf muß so groß sein, daß er durch größere, zusammenhängende Haufen nicht verstopft wird.
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Das Fließmistverfahren fand in den letzten Jahren eine starke Verbreitung. Zur Zeit ist es bei Neu- und Umbauten aufgrund vieler Vorteile, die es gegenüber anderen Alternativen hat, das mit Abstand am häufigsten verwendete Verfahren. Bei vorhandenen Anlagen treten teilweise Funktionsstörungen auf, die auf Planungsfehler (falsche Dimensionierung) oder auf störende Einflüsse zurückzuführen sind. Die richtige Dimensionierung ist problematisch, weil zu wenig Untersuchungen und Kenntnisse darüber vor...
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