Die Entwicklung und die Verbilligung der Herstellung elektronischer Bauteile führten in den letzten Jahrzehnten zu einer Integration rechnergesteuerter Anlagen in die landwirtschaftliche Produktion. Seit zwei Jahrzehnten sind Fütterungsanlagen im Einsatz, die es Tieren ermöglichen nach Identifikation durch einen Prozeßrechner die ihnen zustehende Futtermenge an einer Futterstation abzurufen. In den letzten Jahren wurden solche Anlagen auch für die Zuchtsauenhaltung entwickelt. Dies bedeutet, daß bei der Aufstallung von Sauen ebenfalls zur Gruppenhaltung übergegangen werden kann und damit Forderungen von Tierhaltungsverordnungen beachtet werden. Die Aufnahme der Gruppenhaltung mit Abruffütterung bleibt aber nicht ohne Auswirkung auf das Management und den Arbeitsanfall in spezialisierten Sauenhaltungsbetrieben.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden in einem Ferkelerzeugerbetrieb während der Umstellungsphase auf Gruppenhaltung mit Abruffütterung Untersuchungen durchgeführt. Sie umfaßten die Analyse der Belegung von Abrufstationen während der Angewöhnung von Sauenherden an diese Technik und die Quantifizierung des Arbeitszeitaufwands in einem mit einer Abruffütterungsanlage ausgestatteten Deck- und Wartestall.
Um die Vorgänge an Futterabrufstationen erfassen zu können, wurde eine Zeitmeßmethode entwickelt, die auf die Datengewinnung im Rahmen der Arbeitsbeobachtung, einer Methode der landwirtschafliehen Arbeitswissenschaft, aufbaut. Durch die Aufgliederung des Betriebsablaufes an einer Abrufstation in kausal voneinander abgegrenzte Zeitelemente kann dieser genau erfaßt werden.
Während der Umstellung des Betriebes auf Gruppenhaltung wurden zwei Sauengruppen (22 tragende Sauen und 15 leere Sauen) an jeweils eine Abrufstation angelernt. Die erste Gruppe wurde täglich zweimal, die zweite einmal gefüttert. Die tägliche Öffnungszeit der Station betrug 510 und 690 Minuten. Die Belegung der Abrufstation wurde jeweils 6 Tage nach der Aufstallung der Sauen in einer Gruppe verfolgt.
Trotz Hilfen durch das Stallpersonal konnte in den beiden sechstägigen Meßreihen an keinem Tag ein vollständiger Abruf der programmierten Futtermenge erreicht werden. In der ersten Meßreihe wurden zwischen 52 v.H. und 70 v.H. der notwendigen Futterabrufe, in der zweiten 68 bis 93 v.H. ausgeführt. In der ersten Meßreihe besuchten die Sauen die Station 0,3 bis 1,3 mal täglich ohne Futter abzurufen, in der zweiten häufiger (1,3 bis 3,4 Besuche ohne Futterabruf/Tier und Tag). Zu Besuchen ohne Futterabruf oder nach erfolgtem Futterabruf wurde die Station in der ersten Meßreihe zwischen 11 und 32 v.H. der Stationsöffnungszeit belegt. In der zweiten Meßreihe wurde die Station zwischen 30 und 43 v.H. der angebotenen Stationsöffnungszeit ohne Futterausteilung belegt.
In der Gesamtaktivität von Sauen an den Abrufstationen ergaben sich in der Umstellungsphase große Schwankungen. Sie betrugen in der ersten Meßreihe 0 bis 76,4 und in der zweiten 0 bis 99,8 Minuten.
In beiden Meßreihen riefen die Sauen bei allen Fütterungsvorgängen die gesamte ihnen zustehende Futtermenge ab. Sie zeigten damit ein allgemein aus der Literatur bekanntes Verhalten. In beiden Meßzyklen blieb die Station 180 Sekunden nach einem Futterabruf verschlossen. In nur 1,3 v.H. aller Fütterungsvorgänge nützten Sauen diese Zeit nicht aus und verließen selbständig vor Öffnung der Eingangstür die Station. Die Häufigkeit des Austrittes aus der Futterstation durch die Eingangstür war in beiden Meßzyklen stark schwankend und lag zwischen 2,7 und 25,5 v.H. aller Stationsaustritte.
Eine (1. Meßtag) und zwei Wochen (2. Meßtag) nach der Umstellungsphase der ersten Sauengruppe wurden erneut Messungen der Stationsbelegung durchgeführt. Die Stationsöffnungszeit betrug jeweils 690 Minuten bei einer programmierten Futterperiode. An beiden Tagen wurde ohne Eingriffe des Stallpersonals ein vollständiger Abruf der vorgesehenen Futtermenge erzielt. Nach vollständigem Futterabruf schloß die Station am 2. Meßtag bereits 318 Minuten vor dem Ende der Futterperiode. Dies bedeutet, daß je Tier nur 0,6 Besuche ohne Futterabruf erfolgten. Dagegen lag dieser Wert für den 1. Meßtag, an dem die Station erst 32 Minuten vor Futterperiodenende schloß, bei 3,2 Besuchen je Tier.
Bei den Beobachtungen der Abrufstationen während der zwei sechstägigen Umstellungsphasen konnte der Arbeitszeitaufwand für das Anlernen von Sauen erfaßt werden. Im ersten Meßzyklus wurden vom Stallpersonal durchschnittlich 32,7 APmin/Sau, im zweiten Meßzyklus durchschnittlich 30,5 APmin/Sau aufgewendet.
Für die Ermittlung des Arbeitszeitaufwandes im umgebauten Deck- und Wartestall mit Gruppenhaltung wurde die von AUERNHAMMER, 1975 beschriebene Methode der Arbeitsbeobachtung an die besonderen Verhältnisse in der Zuchtsauenhaltung angepaßt. Die Datengewinnung erfolgte mit Stoppuhr und Tonbandgerät, wobei je Arbeitsperson ein Zeitnehmer anwesend war.
Die Arbeitszeitstudie ergab, daß pro Sau und Tag für Routinearbeiten und wichtige Sonderarbeiten (z.B. Entmisten) 1,07 APmin aufgewendet wurden. Davon entfallen 43 v.H. auf die Grundfuttergabe (Lieschkolbenschrot), 25 v.H. auf die Versorgung und Kontrolle der Abrufstation, 17 v.H. auf das Entmisten und 15 v.H. auf Rüst- und Kontrollarbeiten. Für die Versorgung eines Ebers waren pro Tier und Tag 5,59 APmin notwendig, wovon 60 v.H. auf die Wasserversorgung mit einem Eimer entfielen. Darin zeigt sich der arbeitswirtschaftliche Effekt einer unvollständigen Stalleinrichtung. Bei der Quantifizierung des Arbeitszeitaufwandes ergaben sich methodische Probleme, da die Häufigkeit bestimmter Arbeiten im Rahmen dieser Untersuchungen nicht genau bestimmt werden konnte. Daher sollten Untersuchungen über längere Zeitspannen durchgeführt werden, bei denen auch die •zahlreichen Sonderarbeiten vollständig erfaßt werden
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Die Entwicklung und die Verbilligung der Herstellung elektronischer Bauteile führten in den letzten Jahrzehnten zu einer Integration rechnergesteuerter Anlagen in die landwirtschaftliche Produktion. Seit zwei Jahrzehnten sind Fütterungsanlagen im Einsatz, die es Tieren ermöglichen nach Identifikation durch einen Prozeßrechner die ihnen zustehende Futtermenge an einer Futterstation abzurufen. In den letzten Jahren wurden solche Anlagen auch für die Zuchtsauenhaltung entwickelt. Dies bedeutet, daß...
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