Die in dieser Arbeit eingesetzte Fluoreszenz-Meßmethode ermöglicht durch Erfassung aller wichtigen Fluoreszenzwerte die Beschreibung des Photosynthese-Apparates mit Hilfe der Quenchkoeffizienten. Über die Analyse dieser q-Werte lassen sich Aussagen bezüglich des Verhaltens der Photosysteme machen. Dies erlaubt eine Beurteilung der Energiebilanz innerhalb der Lichtreaktion durch Auflösung in zwei Komponenten: Photochemische und Nicht-photochemische Lichtenergienutzung.
Da die Produkte der Lichtreaktion in der Dunkelreaktion als Co-Substrate verwendet werden, besteht eine enge Verknüpfung zwischen beiden Teilprozessen. Fluoreszenzanalytik kann daher einen Einblick in den gesamten photosynthetischen Stoffwechsel bieten. Sie erlaubt die vergleichende Beurteilung der photosynthetischen Leistungsfähigkeit von Pflanzen durch Aussagen über die Quantenausbeute innerhalb der Lichtreaktion.
Das Fluoreszenzsignal ist allerdings nicht einfach zu interpretieren: Sorgfältiges Analysieren der Meßergebnisse und einige Erfahrung sind nötig, um nicht Mißdeutungen des Beobachteten zu riskieren. Eine klare Fragestellung bei den durchzuführenden Versuchen ist unerläßlich. Dies gilt insbesondere für die Auswahl der Versuchsobjekte. Unterschiedliche Blattentwicklungsstadien und differierende "Vorgeschichte" der Pflanzen erschweren eine Beurteilung der Ergebnisse.
Fluoreszenzanalytik ist ein in vivo-Meßverfahren. Lebende Organismen zeigen meist deutliche Individualität. Um zu vergleichbaren Ergebnissen zu gelangen, bedarf es sorgfältiger Standardisierung bei Anzucht und Messung der Pflanzen. Genetische Homogenität durch Verwendung von Hochleistungssaatgut kann ebenfalls positiv auf die Reproduzierbarkeit der Versuchsanstellungen einwirken.
Die Einsatzbereiche dieses neuen Verfahrens sind vielfältig. Ein besonderer Vorteil dieser Technik ist die Möglichkeit zu Freilandmessungen. Es können also nicht nur Laboranalysen an lebenden Pflanzen durchgeführt werden, sondern auch Pflanzen an ihrem natürlichen oder Anbaustandort untersucht werden. Die Beurteilung der Standorteignung bestimmter Sorten oder des Verhaltens von Ökosystemen wird dadurch möglich. Auch im Bereich der Züchtung ist ein breites Anwendungsfeld denkbar.
Weiterführende Arbeiten sollten einerseits vor allem die Standardisierung dieser Technik im Hinblick auf den breiteren Einsatz im Freiland zum Ziel haben. Andererseits sind Bemühungen um ein erweitertes Verständnis der beobachteten Zusammenhänge anstrebenswert, die letztlich zu einem quantitativen Modell führen sollten.
Die Beurteilung des Photosynthese-Verhaltens lebender Pflanzen mit der Chlorophyll-Fluoreszenz-Meßmethode kann so zu einem wertvollen Werkzeug der angewandten Forschung und insbesondere des Pflanzenbaues werden.
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