Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Analyse des Aufstehverhaltens auf der Weide. In zwei Hauptversuchen mit Tieren der Rasse DFV und DSB wurden insgesamt 371 Aufstehvorgänge auf der Weide gefilmt und anschließend hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung und des zeitlichen Ablaufs ausgewertet. Die Ergebnisse werden im folgenden kurz zusammengefaßt.
1. Der zum unbehinderten Aufstehen nötige Platzbedarf wurde durch Messung markanter, für den Bewegungsablauf typischer Punkte erfaßt. Das Hauptgewicht der Untersuchung lag dabei auf dem Verlauf des Kopfschwungs, einer schleifenförmigen Bewegung des Kopfes nach vorn, die der Hinterhandentlastung dient. Mit Einsetzen dieser sogenannten Schleuderbrettphase bewegen sich Bug und Hals der Kuh durchschnittlich 0,6 bis 26,0 cm über dem Boden. Kurz vor Erreichen des vordersten Punktes nähert sich das Maul bis auf etwa 12,5 cm dem Boden. Die Längenausdehnung nach vorn beträgt im Schnitt 115,8 cm. Als Nullpunkt der Messung dient dabei die Lage der Carpalgelenke in der Liegeposition. Die Nase befindet sich im vordersten Punkt 35,5 cm über dem Boden. Der Aufstehvorgang wird auf der Weide in der Regel mit einem Schritt nach vorn abgeschlossen, der eine Positionsänderung von etwa 58,9 cm vom Nullpunkt bewirkt.
2. Die Gesamtaufstehdauer betrug 3,98 Sekunden für die Kühe der Rasse DFV und 3,54 Sekunden für die Kühe der Rasse DSB. Eine genauere Untersuchung des zeitlichen Ablaufs zeigte, daß sich der Zeitbedarf für die drei Hauptphasen des Aufstehvorgangs wie 1 : 5,5 : 3,5 verhält. Die Anhaltsphase, die eine Zäsur zwischen das Aufrichten der Hinterhand und der Vorhand setzt, beansprucht etwa 20 % der Gesamtaufstehdauer. Eine Verlängerung dieser Phase durch Behinderung des Kopfschwungs oder durch zu glatte Bodenbeläge führt zu zusätzlichen Belastungen der ohnehin beim Aufstehvorgang stark beanspruchten Carpalgelenke.
3. Das überraschendste Ergebnis der Untersuchung ist, daß zwischen den Rassen DFV und DSB signifikante Unterschiede sowohl hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung als auch in Bezug auf die Gesamtaufstehdauer bestehen. Eine abgesicherte Erklärung für diesen Tatbestand konnte nicht gefunden werden, doch liegt die Vermutung nahe, daß die Ursache für den Rassenunterschied im heftigeren Temperament der Schwarzbuntkühe zu suchen ist.
4. Schließlich wurde versucht, den Energieverbrauch beim Aufstehen zu bestimmen. Da die energetische Untersuchung komplexer Bewegungsabläufe bislang auf große Schwierigkeiten stößt, konnte lediglich der theoretische, maximal mögliche Energieaufwand mit etwa 25,5 kJ berechnet werden. In Futterwert umgerechnet entspricht dies bei 10 Aufstehvorgängen pro Tag einer Kraftfuttermenge von etwa 7,3 kg pro Jahr bzw. jährlichen Kosten von knapp 4 DM pro Kuh.
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Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Analyse des Aufstehverhaltens auf der Weide. In zwei Hauptversuchen mit Tieren der Rasse DFV und DSB wurden insgesamt 371 Aufstehvorgänge auf der Weide gefilmt und anschließend hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung und des zeitlichen Ablaufs ausgewertet. Die Ergebnisse werden im folgenden kurz zusammengefaßt.
1. Der zum unbehinderten Aufstehen nötige Platzbedarf wurde durch Messung markanter, für den Bewegungsablauf typischer Punkte erfaßt. Das Hauptg...
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