Zur Verbesserung der arbeitswirtschaftlichen Situation in der Landwirtschaft müssen durch gesamtbetriebliche Analysen Schwachstellen im Arbeitsablauf aufgedeckt werden. Die Erfassung der Ist-Situation im Betrieb durch einen Zeitnehmer mit Stoppuhr und Notizblock liefert zwar sehr detailliertes Datenmaterial, sie ist jedoch zeitaufwendig und daher meist auf die täglichen Routinearbeitszeiten an nur wenigen Versuchstagen beschränkt. Ziel dieser Arbeit war es, die Anwendbarkeit der Videoaufzeichnungstechnik für die Arbeitszeiterfassung in der Innenwirtschaft landwirtschaftlicher Betriebe, am Beispiel von Ist-Zeitmessungen in Ferkelerzeugerbetrieben zu überprüfen. Dabei stellte sich die Frage nach der maximal möglichen Differenzierung der Arbeiten in einzelne Elemente im Vergleich zur Arbeitszeitmessung durch einen, die Arbeitsperson begleitenden Zeitnehmer. Es sollte geklärt werden, wie zu diesem Zweck ein Videosystem aufgebaut werden muß und welche Voraussetzungen die Untersuchungsbetriebe zu erfüllen haben. Darüber hinaus sollten im Produktionsablauf seltener anfallende Sonderarbeiten erfaßt werden. Die unregelmäßig über den Tag und die Nacht verteilten, besonders in der Abferkelphase verstärkt anfallenden Kontrollarbeiten sollten ebenfalls erfaßt werden. Als letzte Frage sollte der Einfluß des Zeitnehmers auf das Arbeitsverhalten der Landwirte während der Ist-Zeiterfassung am Betrieb geklärt werden.
Aus zehn an einer Arbeitszeitstudie beteiligten Ferkelerzeugerbetrieben wurden sechs Betriebe für die Untersuchung ausgewählt. Während einer Abferkelphase wurde mit zwei Videokameras an durchschnittlich 10,2 Tagen Aufzeichnungen über 24 Stunden in einem Abferkelabteil und dem Zentralgang des Stallgebäudes gemacht. Der dabei verwendete Langzeit-Videorecorder zeichnete jede Sekunde ein Bild auf. Die durchgeführten Arbeiten im Stall waren dabei noch gut zu erkennen und es wurde gleichzeitig eine Laufzeit von bis zu 96 Stunden mit einer Videokassette erreicht. Mit Hilfe der Zentralgangkamera wurde die Gesamtarbeitszeit im Stall erfaßt. Diese konnte in Routinearbeiten, Kontrollarbeiten außerhalb der Routinearbeitszeiten, in Sonderarbeiten und andere Arbeiten unterteilt werden. Mit der Abteilkamera wurden alle Arbeiten im Abferkelabteil aufgezeichnet und differenzierter als dies mit der Zentralgangkamera möglich war zuvor definierten Arbeitselementen zugeordnet. Zusammenfassung.
Es zeigte sich, daß bei der Auswahl der Untersuchungsbetriebe für die Gesamtzeitmessung nur solche in Frage kommen, bei denen ein zentrales Stallgebäude vorhanden ist, da in allen anderen Fällen die Beobachtung aller Stallein- und Ausgänge kaum durchzuführen ist. Der Ort der Anbringung der Kameras im Stall erwies sich von besonderer Bedeutung für die Erkennung und Zuordnung der einzelnen Arbeitselemente, wobei die Lichtverhältnisse eine entscheidende Rolle spielten.
Bei der Erfassung der Gesamtarbeitszeit wurden die in der Literatur bereits' vorhandenen Werte bestätigt. Sie lagen zwischen 8,9 und 50,7 APh/Sau und Jahr. Für Geburtskontrollen wurden zwischen 0,4 und 4,1 APh/Sau und Jahr gemessen (2,07 Würfe/Sau und Jahr). Als Mittelwert ergaben sich 1,7 APh/Sau und Jahr. Die große Streuung verdeutlicht den starken individuellen Einfluß der Landwirte im Bereich der Kontrollen.
Die im Abferkelstall aufgezeichneten Sonderarbeiten lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum einen in die mit der Kamera im Abferkelabteil erfaßten Arbeiten, bei denen die Erkennung der einzelnen Arbeitselemente und eines Teils der Einflußgrößen gut möglich war. Hierzu gehören hauptsächlich Arbeiten, die an den neugeborenen Ferkeln durchgeführt werden. Zum anderen mußte bei der Erfassung der Sonderarbeiten in den anderen Teilen des Stalls über die Zentralgangkamera festgestellt werden, daß nur dann eine detaillierte Einteilung der Arbeiten in einzelne Arbeitselemente möglich ist, wenn alle Arbeitsorte einzusehen sind. Dies traf besonders für Arbeiten im Bereich des Umtreibens von Tieren nicht zu. Dagegen konnte die Reinigung der Abferkelbuchten mit dem Hochdruckreiniger in den im Rein/Raus-System arbeitenden Betrieben gut gemessen werden. Dies war deshalb möglich da der Abteileingang mit der Kamera kontrolliert und Anfang und Ende durch die Vor- bzw. Nacharbeiten exakt festgelegt werden konnten. Es wurden danach 15 Minuten je Bucht (entspricht 150 Minuten je Abferkelabteil mit 10 Buchten) benötigt. Zum Vergleich dazu wendeten die Landwirte beim Reinigen einzelner Buchten doppelt so viel Zeit auf (30 Minuten). Der Grund dafür ist der große Anteil an Vor- und Nacharbeiten, die nahezu konstant bleiben.
Bei einem Vergleich zwischen dem Arbeitsverhalten der Landwirte bei Anwesenheit eines Zeitnehmers, und den Tagen, an denen lediglich die Videoanlage das Arbeitsgeschehen aufzeichnete, wurde eine um 25 % signifikant verkürzte Routinearbeitszeit ermittelt, wenn Zusammenfassung 76 zusätzlich Zeitaufnahmen von Hand durchgeführt wurden. Hieraus läßt sich ein erheblicher Einfluß der Meßperson auf das Arbeitsverhalten ableiten. Die durch eine gesteigerte Motivation erbrachte höhere Leistung muß bei der Bestimmung der Normal-Leistung über die Leistungsgradbeurteilung berücksichtigt werden.
Durch die Untersuchung konnten die in der Literatur beschriebenen Arbeitszeitangaben für Routine- und Sonderarbeiten teilweise bestätigt werden, was in einigen Fällen für die Möglichkeit eines teilweisen Ersatzes der Zeitmessung von Hand durch Videoaufnahmen spricht. Die gleiche Genauigkeit im Bezug auf die kleinste mögliche Arbeitselementgröße, war aufgrund der schwierigen Erkennung der Zeitmeßpunkte zwischen den Arbeitselementen nicht zu erreichen. Die Erfassung der Einflußgrößen stellt das größte Problem bei Anwendung der Videotechnik dar. Für die Zukunft sind weitere Studien über längere Zeitspannen und eine größere Anzahl von Betrieben, wie dies bisher wegen des hohen Arbeitszeitaufwands für die Datenerfassung nur schwer möglich war, denkbar. Der Einsatzbereich der Videotechnik zur Arbeitszeitmessung besteht somit in einer sinnvollen Ergänzung der manuellen Ist-Zeit-Erfassung, wobei im besonderen an den Bereich der Sonder- und Kontrollarbeiten gedacht wird.
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Zur Verbesserung der arbeitswirtschaftlichen Situation in der Landwirtschaft müssen durch gesamtbetriebliche Analysen Schwachstellen im Arbeitsablauf aufgedeckt werden. Die Erfassung der Ist-Situation im Betrieb durch einen Zeitnehmer mit Stoppuhr und Notizblock liefert zwar sehr detailliertes Datenmaterial, sie ist jedoch zeitaufwendig und daher meist auf die täglichen Routinearbeitszeiten an nur wenigen Versuchstagen beschränkt. Ziel dieser Arbeit war es, die Anwendbarkeit der Videoaufzeichnun...
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