Die Informationen auf Schlepper-Datenblättern werden häufig von der Beratung als Informationsquelle und Argumentationsbasis sowie vom Landwirt als wertvolle Hilfe für die Investitionsentscheidung herangezogen. Die Werte beruhen auf international standardisierten Prüfverfahren und werden nach OECD-Richtlinien durchgeführt.
Durch den technischen Fortschritt haben die Ackerschlepper einen sehr hohen Entwicklungsstand erreicht. Mit der Einführung von stufenlosen Getrieben und deren Etablierung auf dem Markt bieten sich neue Möglichkeiten hinsichtlich Bedienung und Komfort. Ein intelligentes Motor-Getriebemanagement, in Kombination mit auf bestimmte Arbeitseinsätze optimierten Fahrstrategien, ermöglicht es, dass der Schlepper unter optimalen Einstellungen hinsichtlich Verbrauch und Effizienz betrieben wird.
Existierende Testverfahren basieren auf statischen Zuständen und werden zu dem für jede Leistungsart einzeln und isoliert betrachtet. Die Gesamtleistungsfähigkeit des Traktors, die Wechselwirkungen der Systeme sowie eventuelle Rückkopplungen, werden durch Testverfahren bisher nicht überprüft.
Die DLG greift mit dem PowerMix Test diese Argumente mit der Zielsetzung auf, ein modernes und vor allem praxisorientiertes Testverfahren zu bieten, das auch dem derzeitigen Stand der Technik bei Traktoren gerecht wird.
Der PowerMix als neues Testverfahren für Schlepper ermöglicht es, die Zugkraft, das Zapfwellendrehmoment und Hydraulikleistung zeitgleich und dynamisch abzuverlangen, wie das bei bestimmten Arbeiten in der Praxis üblich ist.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Erstellung von Belastungsmustern, die landwirtschaftliche Geräte an einen Schlepper stellen. Möglich sind Zugarbeit, ZapfWellenarbeit und Hydraulische Arbeit.
Aus diesen Mustern sind Rohzyklen zu erstellen und deren Inhalte so festzulegen, dass sie in Kürze das gesamte Einsatzspektrum eines Schleppers repräsentieren und dem DLG-PowerMix Test als neues, zusätzliches Prüfverfahren für Schlepper gerecht werden.
Um einen realitätsnahen Einsatz darstellen zu können, werden typische Einsatzfelder eines Schleppers und deren typische Belastungen differenziert. Folgende 8 Belastungsformen wurden festgelegt:
1. Schwere Zugarbeit.
2. Mittelschwere Zugarbeit.
3. Schwere Zapfwellenarbeit.
4. Mittelschwere Zapfwellenarbeit.
5. Leichte Zapfwellenarbeit.
6. Schwere Zug-, Zapfwellen- und Hydraulikarbeit.
7. "Pressen"- Zyklus.
8. Transport.
Für jede der Belastungsformen wird ein repräsentativer Teilzyklus generiert.
Alle 8 Teilzyklen zusammen spiegeln den gesamten Schleppereinsatzbereich wieder und sind Inhalt des PowerMix Tests.
Anschließend sind zu den repräsentativen Arbeitseinsätzen entsprechende Daten zu gewinnen. Diese sind die Ausgangsbasis für die Erstellung praxistypischer Testzyklen, anhand derer der Schlepper bewertet wird.
Die Datenbasis der Zyklen wird aus den jeweils typischen Arbeitsprozessen Pflügen, Grubbern, Kreiseln, Mähen, Miststreuen und Pressen gewonnen. Diese wurden im Feldeinsatz aufgezeichnet.
Durch Aufbereitung und Verrechnung wurde eine Vorgehensweise entwickelt, die mit linearer Regression, Glättung und klassierender Mittelwertbildung aus den einzelnen Messreihen einen repräsentativen Rohzyklus als Ergebnis lieferte.
Die 7 Prüfzyklen, die in dem PowerMix Test abgefahren werden, liegen als aufbereitete, repräsentative Rohzyklen vor. Jeder Zyklus hat eine Länge von 500 Sekunden, wobei sich diese in einigen Zyklen aus zwei Unterzyklen mit einer Dauer von je 250 Sekunden zusammensetzt.
Um die von der jeweiligen simulierten Arbeitsmaschine abverlangte Kraft bzw. Leistung dem Leistungsniveau des zu prüfenden Schleppers anzupassen, wird als Skalierungsgrundlage die maximale Zapfwellenleistung des Schleppers herangezogen, welche am Zapfwellenprüfstand der DLG ermittelt wird.
Nach Festlegung eines Bezugsfaktors wird mit einer Formel der Skalierfaktor bestimmt, der das Verhältnis der Zapfwellenleistung des Prüfschleppers zur Bezugsleistung im Rohzyklus darstellt.
Der Test der Prüfzyklen und des Skalierverfahrens erfolgte an Testschleppern der Firmen Fendt und John Deere. Im PowerMix Test wird jeder Zyklus dreimal durchfahren, um ein aussagekräftiges Resultat zu erhalten. Ergebnis ist eine Verbrauchsangabe in g/kWh pro Zyklus. Der durchschnittliche Verbrauch der drei Messfahrten wird gemittelt. Durch drei Wiederholungen entsteht eine statistisch abgesicherte Verbrauchsangabe für eine definierte Arbeit.
Für die Zukunft lässt sich feststellen, dass weiterhin Entwicklungen und technische Neuerungen im Bereich der modernen Schlepper zu erwarten sind. Um unabhängig darüber urteilen zu können, bedarf es einer steten Anpassung und Erweiterung vorhandener Prüfverfahren. Um Meilensteine in der Schleppertechnologie beurteilen zu können, werden zusätzlich neue Testverfahren entwickelt, deren Ergebnisse publiziert werden müssen.
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