Verschiedenste Prozesse in der Natur können als dynamische Systeme modelliert werden. Diese Systeme reichen von Klima- und Ozeanzirkulation bis zu Zellen und Organismen, von nichtlinearer Optik bis zu turbulenten und reaktiven Strömungen. Viele Systeme sind hochdimensional, komplex und die dynamischen Phänomene erstrecken sich über mehrere räumlich-zeitliche Skalen. Darüber hinaus können Extremereignisse auftreten. Bei diesen seltenen Ereignissen nimmt der Wert der betrachteten Zustandsvariablen Werte an, welche mehrere Standardabweichungen vom Mittelwert entfernt ist. Beispiele für Extremereignisse in Bezug auf die zuvor erwähnten dynamischen Systeme sind Tsunamis, Tornados, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen und Dürren, Erdbeben usw. Großes Interesse besteht darin, diese Systeme zu verstehen und deren Verhalten vorherzusagen. Momentan werden hauptsächlich drei Methoden zur Vorhersage dieser Systeme verwendet: Großskalige Simulationen, Dimensionsreduktionstechniken und verschiedene datenbasierte Simulationstechniken. Genaue und erfolgreiche Methoden bilden den stark nichtlinearen Energietransfer zwischen den Moden ab. Großskalige Simulationen basieren auf der vollständigen Beschreibung des Systems durch mathematische Gleichungen. Diese Gleichungen können schwierig und deshalb maschinell teuer zu lösen sein. Um die Komplexität der zu beschreibenden Gleichungen zu verringern, können Modelle verwendet werden, welche jedoch selbst auch wieder einen bestimmten Modellfehler haben können.
Klassische Dimensionsreduktionsmethoden basieren auf Projektion. Bei höherdimensionalen Systemen treten häufig Probleme auf, da die vernachlässigten Moden oft wichtige Informationen zur genauen Beschreibung des Systems beinhalten.
In diesem Zusammenhang können Methoden des maschinellen Lernens hilfreich sein. Einige Studien haben gezeigt, dass rekurrente neuronale Netze universelle Approximatoren dynamischer Systeme sind und daher die Dynamik chaotischer Systeme lernen können.
Aufgrund der chaotischen Eigenschaft ist es jedoch der Fall, dass kleine Abweichungen exponentiell verstärkt werden und die Vorhersagezeit deshalb stark limitiert ist.
Die Idee dieser Arbeit ist es, eine Projektionsmethode mit einer Methode des maschinellen Lernens zu kombinieren, um eine genauere Methode zu entwickeln und somit die Vorhersagezeit zu verlängern.
In dieser Arbeit verwenden wir die Proper Orthogonal Decomposition (POD) als Projektionsmethode um ein Modell reduzierter Ordnung (ROM) zu erzeugen und kombinieren dieses mit einem Echo State Network (ESN). Das Schlüsselkonzept ist, dass das neuronale Netzwerk das ROM unterstützt, welches aufgrund der Dimensionsreduzierung Information verloren hat.
Wir stellen drei Hybridmethoden vor, testen deren Genauigkeit am Lorenz-System, Platt-System, Charney-DeVore-System und der Kuramoto Sivashinsky (KS) Gleichung und vergleichen die Ergebnisse mit der Leistung des reinen neuronalen Netzes. Wir starten
mit dem Lorenz-System, das ein bekanntes dreidimensionales chaotisches System ist und erhöhen die Komplexität und Dimensionalität bis zur KS-Gleichung, welche in diskretisierter Form ein hochdimensionales chaotisches System ist.
Die erste Hybridmethode verwendet das ESN um die dynamischen Effekte der vernachlässigten Moden vorherzusagen und rekonstruiert die Lösung nur im reduzierten Raum. Die zweite Hybridmethode verwendet das ESN ebenfalls um die dynamischen Effekte der vernachlässigten Moden vorherzusagen, jedoch werden die vernachlässigten Koeffizienten ebenfalls miteinbezogen und die Lösung wird unter der Verwendung aller Moden rekonstruiert. Bei der dritten Hybridmethode ist das ESN nicht nur für die Vorhersage des nächsten Zeitschritts verantwortlich, es lässt auch Information vom ROM einfließen.
Um geeignete Parameter für das ESN zu finden, wird für jede Methode eine Parametersuchroutine angewandt. Zusätzlich wird das Verhalten der verschiedenen Methoden für steigende Reservoirgrößen und das Verhalten der Hybridmethoden mit ROMs verschiedener Genauigkeit untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Hybridmethoden 1 und 2 nur in bestimmten Bereichen erfolgreich eingesetzt werden können.
Die Hybridmethode 1 erfordert genaue ROMs und die Rekonstruktion der Lösung im reduzierten Raum ist speziell bei niedrigdimensionalen Systemen zu restriktiv. Hybridmethode 2 versucht dies zu korrigieren und rekonstruiert die Lösung im vollen Raum. Diese Methode zeigt jedoch keine konsistenten Ergebnisse. Hybridmethode 3 ist in allen Anwendungsfällen dem ESN alleine überlegen. Die Fähigkeit, sich zwischen ROM- und ESN-Information zu entscheiden, ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg.
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Verschiedenste Prozesse in der Natur können als dynamische Systeme modelliert werden. Diese Systeme reichen von Klima- und Ozeanzirkulation bis zu Zellen und Organismen, von nichtlinearer Optik bis zu turbulenten und reaktiven Strömungen. Viele Systeme sind hochdimensional, komplex und die dynamischen Phänomene erstrecken sich über mehrere räumlich-zeitliche Skalen. Darüber hinaus können Extremereignisse auftreten. Bei diesen seltenen Ereignissen nimmt der Wert der betrachteten Zustandsvariablen...
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